Euskirchen – „Das ist einfach die geilste Band der Welt“, schwärmte Ellen Linden beim Auftritt der Band Cover Kidzz während des 15. Euskirchener Kneipen-Festivals Nightgroove am Samstagabend. Die ehemalige Wirtin, die mit ihrem Ehemann Josef lange Jahre die Gaststätte „Haus Grober“ leitete, hatte das vierköpfige Ensemble selbst drei Mal in ihrem Haus begrüßen dürfen und war ihm nun zum Annaturm gefolgt. „Bislang musste ich immer arbeiten, wenn sie gespielt haben. Heute kann ich die Musik endlich mal so richtig genießen.“

Ähnlich wie Ellen Linden erging es Dutzenden anderen Musikfans, die sich um die kleine Bühne drängten. Viele Besucher mussten die Security-Mitarbeiter sogar auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten, da die kleine Kneipe nicht mehr Gäste aufnehmen konnte.

Doch auch wer im Annaturm keinen Platz mehr fand, musste auf hochkarätige musikalische Unterhaltung nicht verzichten. An insgesamt 19 Standorten sorgten 21 Bands für ausgelassene Stimmung. Dabei hielt die Auswahl der Bands für jeden Geschmack das passende Programm parat, wie Veranstalter Michael Barkhausen versicherte: „Wir haben selbst den Anspruch, nicht nur eine bestimmte Zielgruppe, sondern wirklich jeden Musikfreund generationenübergreifend willkommen zu heißen.“

Von Blues bis zu modernen Dance-Tracks

Vom schwungvollen Blues aus der Mitte des letzten Jahrhunderts über Rock der 1970er und Popklassiker der 1990er bis hin zu modernen Party- und Dance-Tracks blieben keine Wünsche offen. „Und alle Konzerte sind bequem zu Fuß innerhalb von maximal zehn Minuten zu erreichen“, so Barkhausen weiter. Hörte man gerade noch die rockigen Klänge der Band Chamäleon auf der Open-Air-Bühne am Alten Markt, kam man nur wenige Schritte weiter in der Geißbockschänke bei Mecky in den Genuss von Pop-Titeln der Backstreet Boys und Britney Spears.

Beginnend in der evangelischen Kirche, wo bereits um 19 Uhr der Gospelchor die Besucher einstimmte, ähnelte die komplette Euskirchener Innenstadt bis ein Uhr nachts einem Bienenschwarm. Rund 4000 Besucher zogen durch die Straßen und hatten immer ihr nächstes musikalisches Highlight im Blick. „Vor zehn Minuten habe ich noch gedacht, dass es nicht mehr besser werden könnte, doch schon die nächste Band hat mich vom Gegenteil überzeugt“, freute sich Susanne Bahl. Mit ihren Freundinnen hatte sie es sich zum Ziel gesetzt, alle 19 Schauplätze zu besuchen: „Wir wollen nichts verpassen und wurden bislang nicht enttäuscht.“

Doch nicht nur die zahlreichen Besucher, sondern auch die Musiker zeigten sich vom Euskirchener Nightgroove begeistert. „Es ist ein Treffpunkt für so viele Bands und besitzt eine einmalige Atmosphäre“, schwärmte Chico Diaz, der Kopf der Gruppe Orquesta Salsaborrr. Zwar stehe eine einzelne Band nicht derart im Mittelpunkt, wie es bei eigenen Konzerten der Fall sei, dennoch sei hier jede Gruppe auf ihre eigene Art einmalig. „Außer uns spielt heute hier niemand karibische Musik“, fügte er augenzwinkernd hinzu.

Bis nach Mitternacht feierten und tanzten Musikfreunde in der Innenstadt, und für die Nachtschwärmer legten einige DJs sogar noch Überstunden ein. „Euskirchen als Austragungsort für den Nightgroove hat mich schon von der ersten Stunde an fasziniert“, berichtete Michael Barkhausen: „Eigentlich fahren viele Euskirchener zum Feiern lieber nach Köln, doch seit mittlerweile 15 Jahren bringen wir ihnen die hochkarätige Musikunterhaltung direkt vor die Haustür. Davon profitieren die Besucher ebenso wie die Gastronomen, die an diesen Abenden eine Band beheimaten.“ Die rund 4000 zufriedenen Festival-Besucher, die am Samstag durch Euskirchens Straßen zogen und zur Musik der 21 Bands feierten, schienen dem Veranstalter und seinem Konzept wieder Recht zu geben.