Abo

500 Kilo schwerer BlindgängerWie die Weltkriegs-Bombe in Euskirchen entdeckt wurde

Lesezeit 3 Minuten
Bombe Euskirchen

Dieses zehn Zentner schwere Ungetüm sorgte am Dienstag in der Kreisstadt für einen Großeinsatz.

  • Am Dienstag wurde in Euskirchen eine 500 Kilo schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.
  • 2600 Menschen mussten im Rahmen der Evakuierung ihre Häuser verlassen.
  • Welche Rolle dabei ein altes Aliierten-Foto spielt: Eine Nachbetrachtung.

Euskirchen – Als gegen 18.30 Uhr der Blindgänger entschärft war, machte sich Entwarnung in Euskirchen breit. Der Fund einer 500 Kilo schweren Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg am Keltenring hatte am Dienstag weite Teile der Kernstadt lahm gelegt. Rund 2600 Menschen mussten ihre vier Wände verlassen, beziehungsweise durften sie für mehr als vier Stunden nicht mehr betreten. Ihr Transport, die Sicherheitsvorkehrungen, die Absperrungen und die Bewältigung des entstandenen Verkehrschaos’ forderten den Einsatzkräften einiges ab. Eine Nachbetrachtung:

Wie kam es zu dem Fund?

Durch die Auswertung von Luftbildern. 330 000 solcher Luftbilder der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg werden beim Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf digital und als Papierabzug gelagert. Diese Behörde ist für Kampfmittelräumung in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf zuständig. Seit den 1970er-Jahren werden die Luftbilder ausgewertet; acht Mitarbeiter sind damit beschäftigt.

Wie wird mit den Luftbildern gearbeitet?

Eine Datenbankabfrage selektiere aus den 330 000 Luftbilder jene, in denen die zu untersuchende Fläche zu sehen ist, erklärt Beatrix Van Vlodrop, die bei der Bezirksregierung Düsseldorf für die Pressearbeit zuständig ist: „Anschließend werden alle verfügbaren Bilder – je nach Gebiet können das durchaus 500 Stück sein – in chronologischer Reihenfolge hinsichtlich möglicher Kampfmittelexistenz, zum Beispiel bei Verdacht auf einen Blindgänger, Laufgraben, Panzergraben, Stellungen, Schützenlöcher, ausgewertet.“

Alles zum Thema Technisches Hilfswerk

Wie groß war die Gefahr für die Anwohner?

„Von Kampfmitteln geht immer eine Gefahr aus, das Risiko, dass Blindgänger oder auch andere Kampfmittel detonieren, ist jedoch sehr gering, sofern sie nicht bewegt oder mechanisch beansprucht werden, etwa durch Bauarbeiten“, erklärt Van Vlodrop.

Sobald jedoch ein Kampfmittel gefunden werde, handele der Kampfmittelbeseitigungsdienst unverzüglich, um die Gefahr zu beseitigen. Besonders risikoreich sei die Entschärfung, da dabei immer mechanisch auf die Zünder eingewirkt werden müsse: „Deshalb wird bei einer Entschärfung der Bereich, in dem Personen gefährdet sein könnten, evakuiert.“

Was geschah danach mit der Bombe?

Der Blindgänger wird zunächst in ein Zwischenlager, später von dort in einen landeseigenen Entsorgungsbetrieb gebracht, wo er zerlegt und der darin enthaltene Sprengstoff verbrannt wird. Die Verbrennung erfolgt in einer geschlossenen Verbrennungsanlage mit nachgeschalteter Rauchgasreinigung, sodass keine Schadstoffe in die Umwelt gelangen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auf welchen Gebieten liegt das Augenmerk?

Vorrangig werden laut der Düsseldorfer Behörde die Bereiche untersucht, in denen ein Kampfmittelverdacht besteht und in dem Baumaßnahmen beabsichtigt sind.

Wie viele Bomben schlummern noch in der Erde?

Das ist den Luftaufnahmen nicht zu entnehmen. Ob Blindgänger unter der Erde liegen, kann nach Auskunft der Bezirksregierung Düsseldorf nur durch eine geophysikalische Auswertung mit anschließender Aufgrabung geklärt werden.

Haben die Kommunen Zugang zu den Bildern?

Nein. „Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hat nur sehr eingeschränkte Rechte an den Luftbildern“, erläutert Beatrix Van Vlodrop auf Anfrage dieser Zeitung.

Diese dürfen nur vom Kampfmittelbeseitigungsdienst zum Zweck der Luftbildauswertung verwendet werden. Die Originalbilder können bei der National Collection of Aerial Photography erworben werden.

Wie wird der Einsatz vor Ort eingeschätzt?

„Richtig, richtig gut“ sei der Einsatz gelaufen, sagt Euskirchens Erster Beigeordneter Johannes Winckler. Wie bei solchen Ereignissen üblich, hat die Stadt nach Meldung des Fundes einen „Stab Außergewöhnliche Ereignisse“ einberufen. Am Tisch saßen neben Winckler unter anderem Vertreter von Feuerwehr und Polizei sowie Rettungs- und Hilfsdiensten. „Es war gut zu sehen, sie Hand in Hand zusammengearbeitet haben“, lobte Winckler alle Beteiligten, darunter das DRK und der THW .

Auch die betroffenen Bürger hätten sehr ruhig reagiert, so Winckler. Das bestätigt auch DRK-Einsatzleiter Daniel Pöthmann: „235 Leute waren im Laufe des Nachmittags ins City-Forum gekommen. Sie haben sich toll verhalten.“

Was kostet der Einsatz und wer bezahlt ihn?

Über die Höhe der Ausgaben ist noch nichts bekannt. Wie die Bezirksregierung Düsseldorf mitteilt, bezahlt das Land für Suche und Entsorgung der Bombe, die Kosten für Evakuierung und Absperrung trägt die Kommune.

Rundschau abonnieren