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AfD-Veranstaltung in EuskirchenSchreckmoment während kritischer Meuthen-Rede

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Ein Mann wird von Polizisten durchsucht.

Euskirchen – Es war ein außergewöhnlicher Tag in der Kreisstadt: Mehrere Parteien und Gruppen hatten zu Demonstrationen gegen die AfD aufgerufen. Grund dafür war die Ankündigung der AfD für eine Wahlkampfveranstaltung, die um 16 Uhr an auf dem Annaturmplatz stattgefunden hat.

Unser Newsblog zur AfD-Veranstaltung zum Nachlesen:

Meuthen kritisierte „massive Versäumnisse“ der Landesregierungen

18 Uhr: „Die Gedanken sind frei“, intonierte eine Combo auf der AfD-Bühne, auf der auch die bayerische AfD-Vorsitzende Corinna Miazga sprach. Sie warf den Gegendemonstranten das gleiche vor, was auch ihrer Partei oft vorgehalten werde, nämlich „Hass und Hetze“ zu betreiben.

Bundesparteichef Jörg Meuthen empfahl seinen Zuhörern, die Gegendemonstranten schlicht zu ignorieren, während er in seiner Rede unter anderem „massive Versäumnisse“ der Landesregierungen und kommunalen Amtsträger beim Thema innere Sicherheit anprangerte. Die Themen Zuwanderung, durch die sich nach Meuthens Ansicht das Gesicht unseres Landes nicht zum Guten verändert hat, und Brüssel, das er als „Absurdistan“ bezeichnete, nahmen in der Rede Raum ein. Die Bildungspolitik der „Altparteien“ geißelte er genauso wie die Fridays-for-Future-Bewegung oder Windkraft und Solarenergie. Mit Blick auf die NRW-Kommunalwahl am Sonntag prophezeite er, dass es danach deutlich mehr AfD-Vertreter in Kreistagen und Kommunalparlamenten geben werde.

Die Veranstaltung ist beendet. Aus Sicht der Polizei war der Tag in Euskirchen mit Ausnahme von insgesamt zwei Böllerwürfen ruhig und friedlich verlaufen.

Böllerflug während Demo

17.44 Uhr: Einen Schreckmoment gab es für die Menschen auf dem Platz: Ein lauter Knall schallte aus Richtung Martinskirche herüber. Die Polizisten liefen in die Richtung, kurz unterbrach Jörg Meuthen seine Rede. Nach Angaben der Polizei konnte schnell Entwarnung gegeben werden: Es handelte sich um einen Böller, der gegen eine Scheibe eines Wohnhauses geflogen war und niemanden verletzt hatte.

Nach Angaben von Polizeisprecher Lothar Willems wurden die Personalien eines Mannes festgestellt. Doch ob er in Verbindung mit dem Böller stehe, sei noch unklar.

Gegendemo aufgelöst

17.25 Uhr: Gegendemo ist aufgelöst: Durch die hohe Zahl der Gegendemonstranten war es in der Annaturmstraße eng. Daher hatte der Versammlungsleiter die Kundgebung aufgelöst. Aus Eigenschutz, wie er sagt. Zudem hatte die Polizei mit Lautsprecherdurchsagen auf die Einhaltung der Corona-Schutzbestimmungen hingewiesen - also auf die Einhaltung des Mindestabstands und des Tragens einer Mund-/Nasen-Bedeckung. Nach dem Auflösen der Demo hatten die meisten Teilnehmer die Straße verlassen.

450 Gegendemonstranten

17.05 Uhr: Nach Angaben von Polizei-Sprecher Franz Küpper waren 130 Menschen zur AfD-Veranstaltung auf dem Annaturmplatz gekommen. Auf der angrenzenden Annaturmstraße waren laut Küpper 450 Gegendemonstranten.

Rüdiger Lucassen geht SPD-Kandidat Markus Ramers hart an

16.30 Uhr: Der Euskirchener Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen betrat als zweiter das Podium auf dem Annaturmplatz. Er war im Wahlkampfmodus und geht SPD-Kandidat Markus Ramers hart an, weil das Logo der Partei nicht auf Ramers' Wahlplakaten zu sehen ist. Ramers habe nicht mal, so Lucassen "den Arsch in der Hose", das Logo zu zeigen. Und: "Pfui."

Nach Angaben der Polizei sind 200 Teilnehmer zur AfD-Veranstaltung gekommen.

Frank Poll tritt ans Mikrofon

16.22 Uhr: Als erster Redner trat AfD-Kreisparteivorsitzender und Landratskandidat Frank Poll ans Mikrofon. Poll kritisierte "sinnlose Maßnahmen in der Corona-Krise" und spricht von verantwortungsloser Verschwendung von Steuermitteln. Letzteres adressierte er an die Kommunen im Kreis Euskirchen.

Markus Ramers: "Das soll nicht das Bild von Euskirchen sein"

16.10 Uhr: Markus Ramers, Landratskandidat der SPD, sprach bei der Demonstration auf dem Grünplätzchen. "Das soll nicht das Bild von Euskirchen sein", sagte er im Bezug auf die gleich startende Kundgebung der AfD auf dem Annaturmplatz. Zudem erinnerte Ramers an die Bedrohungen gegen Linken-Politiker Franz-Josef Mörsch jr. und einen Euskirchener SPD-Stadtratskandidaten.

Veranstaltung startet

16.06 Uhr: Die Veranstaltung der AfD auf dem Annaturmplatz startet jetzt. Nur zu etwa einem Fünftel war der Platz gefüllt. "Untermalt" wurde der Auftritt der AfD-Politiker von lautstarken Gegendemonstrationen.

Sambatruppe ebenfalls eingetroffen

16.04 Uhr: Eine Sambatruppe aus Euskirchen ist ebenfalls eingetroffen - allerdings ohne ihre Instrumente. Dafür hatten sie Regenschirme mit "Stop AfD" und "Stop Rassismus" bemalt. Diese Regenschirme waren am Samstag nicht zum ersten Mal im Einssatz, so Organisator Sven Schwarz: "Es gibt leider viel zu viele Gelegenheiten, sie einzusetzen."

Wenig los auf dem Annaturmplatz

15.57 Uhr: Gleich soll es losgehen - und anscheinend wollen nicht so viele Meuthen sehen: Sehr leer war auf dem Annaturmplatz. Um 16 Uhr soll dort die Veranstaltung der AfD mit Bundesvorsitzendem Jörg Meuthen beginnen. 300 Teilnehmer hatte die Partei für die Kundgebung angemeldet – und hofft auf mehr. Doch aktuell verlieren sich die Grüppchen auf dem Platz.

Polizei bezieht Posten am Bahnhof

15.45 Uhr: Polizisten hatten ihren Posten am Euskirchener Bahnhof bezogen. Rund 15 Beamte sind dort im Einsatz. Wie ein Beamter berichtete, rechnet man zwar nicht mit einer direkten Konfrontation von AfD-Anhängern und –Gegnern. Dennoch wolle man auf alles gerüstet sein.

Flüchtlingsinitiative Weilerswist  nach Euskirchen gekommen

15.31 Uhr: Eine Gruppe der Flüchtlingsinitiative Weilerswist um Michael Detscher war nach Euskirchen gekommen, um gegen Rassisten und Faschisten auf die Straße zu gehen. Die Initiative setzte sich laut Detscher ein für ein „friedliches und gutes Zusammenleben von Ureinwohnern und Menschen, die im Laufe der Zeit dazugekommen sind“. Mit Blick auf die AfD-Veranstaltung sagte er: „Die Typen, die da gleich ihre Veranstaltung abhalten, wollen das Gegenteil. Das haben sie oft genug gezeigt.“

Kundgebung am Annaturmplatz erweitert

14.54 Uhr: Das Eifeler Bündnis gegen Rechts hatte nach Angaben von Jan Fischer, der auch Fraktionschef der Linken im Euskirchener Stadtrat war, seine Kundgebung erweitert und eine zweite im Bereich Annaturmstraße/Annaturmplatz angemeldet. Rund 60 Demonstranten des Bündnisses und der Antifa standen direkt vor dem Absperrgitter den Polizisten gegenüber.

AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen auf dem Weg

14.49 Uhr: Auf dem Weg zur Veranstaltung seiner Partei musste der Euskirchener AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen nicht nur an den Absperrungen und Polizisten vorbei, sondern auch durch die Gruppe des Eifeler Bündnisses gegen Rechts.

Christiane Loeb zufrieden mit Kundgebung auf dem Grünplätzchen

14.45 Uhr: Euskirchens CDU-Bürgermeister-Kandidatin Christiane Loeb zeigte sich zufrieden mit der Kundgebung auf dem Grünplätzchen. „Die demokratischen Parteien im Stadtrat müssen sich zeigen und ein Statement gegen rechtspopulistische Auswüchse geben, die gleich gegebenenfalls da hinten demonstrieren“, sagte Loeb mit Blick Richtung Annaturmplatz, wo gleich die AfD-Veranstaltung stattfindet.

Übrigens: Möglicherweise wird sich angesichts der Politiker-Dichte, die am Tag vor der Kommunalwahl in Euskirchen herrscht, der eine oder andere fragen, warum denn keine Helfer der Parteien in den Straßen unterwegs sind, um Flyer zu verteilen. Die Antwort lieferte Corona: Aus Gründen des Infektionsschutzes dürfen keine Flugzettel verteilt werden, sondern nur vom Stapel genommen werden.

Mehr als 100 Demonstranten auf dem Grünplätzchen versammelt

14.30 Uhr: 100 bis 120 Demonstranten haben sich nach einer Schätzung der Polizei auf dem Grünplätzchen versammelt. Mit Ausnahme der Linken haben dort alle Euskirchener Stadtrats-Fraktionen zur Kundgebung aufgerufen. Mit Blick auf die Kommunalwahl am Sonntag sagte Klaus Voussem (CDU): „Morgen ist die wichtige Veranstaltung, diesen Herrschaften zu zeigen, was eine Harke ist.“ Applaus erhielt er dafür von allen Fraktionen. Gemeinsam lasen die Fraktionschef eine Erklärung und die Rede von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble von dieser Woche vor.

Toll fand es Hans-Werner Ignatowitz, Landratskandidat der Grünen, wie die verschiedenen Parteien gegen Rechts zusammenstehen. Eine Bewertung der Resonanz gab er noch nicht ab. Die Veranstaltung der Fraktionen sei schließlich erst der Anfang.

Klaus Voussem: „AfD ist in unserer Stadt nicht willkommen“

14.15 Uhr: Nicht willkommen war die AfD Klaus Voussem, Landtagsabgeordneter und CDU-Fraktionschef im Euskirchener Stadtrat, in seiner Heimatstadt. Auch er war auf dem Weg zur Demo auf dem Grünplätzchen, um Farbe zu bekennen gegen die AfD-Veranstaltung in seiner Heimatstadt: „Wir wollen ein Zeichen setzten, dass die AfD und ihre Parolen, die Hass und Hetze verbreiten, die spalten anstatt die Menschen zusammenzubringen und Probleme zu lösen, in unserer Stadt nicht willkommen sind.“

Das Bündnis Eifel gegen Rechts war nach Angaben von Jan Fischer mit 40 Teilnehmern in Euskirchen vertreten. Sie wollen ständig in Bewegung sein. Fischer: „Unsere Aufgabe ist es, laut zu sein.“ Schade findet er, dass viele Parteien die Demos für ihren Wahlkampf „missbrauchen“.

Farbe bekennen ist auch das Ziel von Stephanie Burkhardt, Bürgermeisterkandidatin der Grünen in Euskirchen: „Ich stelle mich vehement gegen Rechts und gegen rechte Gewalt.“

Landrats-Kandidaten machen sich auf den Weg zum Grünplätzchen

14.04 Uhr: Auf den Weg zur Demo der Kreistags-Fraktionen am Grünplätzchen machen sich auch die Kandidaten: Markus Ramers (SPD) und Johannes Winckler (CDU) wollen Landrat werden, Sacha Reichelt (SPD) Bürgermeister in Euskirchen. Den SPD-Vertretern ist wichtig, ein Zeichen in der Stadt zu setzen, dass man bestimmte Werte teilt und für Demokratie und Toleranz eintritt.

Für Unions-Kandidat Winckler ist die Abgrenzung zur AfD wichtig: „In der AfD sind Menschen, die nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen. Ich will deutlich machen: So lange das der Fall ist, gibt es keine Zusammenarbeit.“

„Omas gegen Rechts“ reisen aus Kall an

13.54 Uhr: Mit dem Zug sind die „Omas gegen Rechts“ aus Kall zur Demo nach Euskirchen gekommen. Vom Bahnhof aus machen sie sich auf den Weg zum Grünplätzchen. Der Einsatz für die Demokratie ist ihnen ein Anliegen: „Wir wollen zeigen, dass wir nicht zum alten Eisen gehören und für die Demokratie kämpfen.“

Das sagt die AfD zur Wahlkampfveranstaltung

13.25 Uhr: 300 Teilnehmer hat die AfD für ihre Veranstaltung auf dem Annaturmplatz angemeldet.

Nach Angaben von Irmhild Boßdorf vom Euskirchener Wahlkreisbüro hofft man jedoch auf mehr Teilnehmer. Unter anderem werden Teilnehmer aus den benachbarten Kreisverbänden Düren und Bonn erwartet.

Befragt nach ihrer Meinung zu dem Aufwand, den die Veranstaltung der AfD in Euskirchen verursacht, sagt Boßdorf: „Wir finden es traurig, dass die AfD so geschützt werden muss. Aber leider ist das zurzeit noch so.“

Auch „Euskirchen steht zusammen gegen Rechts“ bereitet sich vor

13.07 Uhr: Während sich die Polizei auf die Demonstrationen vorbereitet, bereiten die Initiatoren die Demo „Euskirchen steht zusammen gegen Rechts“, die um 14 Uhr am Grünplätzchen beginnt, ihre Veranstaltung vor.

Thomas Mohr, Sprecher des Kreisverbands Die Linke und Grünen-Kreis-Chef Wilfried Gierden rufen alle dazu auf, friedlich zu demonstrieren und Farbe gegen Rechts zu zeigen. „Gewalt wäre kontraproduktiv und steht dem eigentlichen Ziel unserer Demonstration entgegen“, so Gierden.

Demo in Euskirchen: Einsatzkräfte kommen aus ganz NRW

12.53 Uhr: Die Polizei baut gerade am Annaturmplatz Absperrungen auf. Nach Angaben von Lothar Willems, Pressesprecher der Kreispolizei Euskirchen, will die Polizei so die Zuwege kontrollieren. Natürlich, das betont Willems, können die Menschen sich frei bewegen und die Versammlungen aufsuchen. Lediglich Gruppen sollen auf zwei bis drei Zugänge kanalisiert werden.

Wie viele Polizisten an diesem Samstag in Euskirchen im Einsatz sind, gibt die Polizei aus taktischen Gründen nicht bekannt. Laut Lothar Willems kommen die Einsatzkräfte aus dem ganzen Land. Unter anderem seien ein technischer Zug aus Köln, der die Absperrungen errichtet, und eine Hundertschaft aus Wuppertal in Euskirchen.

Schüler des Gymnasiums Marienschule demonstrieren

12.40 Uhr: Am Kirchplatz demonstrieren etwa 30 Schüler und Lehrer des Euskirchener Gymnasiums Marienschule und einige Passanten, die sich zu ihnen gesellt haben. Laut Schulleiter Michael Mombaur möchten sie ein Zeichen setzen für eine bunte, friedfertige Gesellschaft, die getragen ist von Respekt und Toleranz und in der jeder Mensch so sein kann, wie er sein möchte. Mombaur: „Wo ein Mensch Mensch sein kann.“

Rettungsdienste bereiten sich auf den Einsatz vor

11.55 Uhr: Gegen 11.30 Uhr kamen beim Deutschen Roten Kreuz an der Kreisverwaltung Lunchpakete an. Ein Teil davon vegetarisch. Zusammengestellt hatte die nach Angaben von DRK-Mitarbeiter Daniel Pöthmann der Ortsverein Zülpich. In den Paketen ist eine gute Mischung Allerlei: Frikadelle, Snickers, Wasser, Apfel und Käsesticks. Drei Stunden hatten die Ehrenamtler gebraucht, um die Pakete zu packen. Um 12 Uhr fand hier die Einsatzbesprechung statt. Das DRK und die Malteser stellen jeweils einen RTW zur Bereitschaft, falls es zu einer Einsatzlage kommt.

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