Anbau mit „Gemüse“Prozess um Kuchenheimer Cannabis-Plantage wird fortgesetzt

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Bei der Razzia in Kuchenheim wurden im vergangenen Jahr nicht nur Drogen, sondern auch mehrere Tausend Waffen entdeckt.

Aachen/Kuchenheim – Alles in allem waren es wohl mindestens ein Dutzend Männer und Frauen, die im vergangenen Jahr am Aufbau und am Betrieb der Marihuana-Plantage auf dem früheren Molkerei-Gelände in Kuchenheim beteiligt waren. Sechs von ihnen wird am Landgericht Aachen der Prozess gemacht. Gegen fast alle anderen geht die Justiz in gesonderten Verfahren vor. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten die Anlage in Kuchenheim am 19. Oktober 2020 hochgehen lassen. Sie stellten 2324 Cannabis-Pflanzen und 2024 Stecklinge sicher. Die Anklagebehörde geht davon aus, dass es möglich gewesen wäre, aus dem Gesamtbestand eine konsumfähige Menge von rund 170 Kilogramm Marihuana herzustellen.

4300 Pflanzen und Stecklinge

Vor der 3. Großen Strafkammer des Landgerichts müssen sich ein 34 Jahre alter  Mann aus Niederzier, ein 32-Jähriger aus Essen sowie zwei Frauen (62 und 55 Jahre alt) und ein Mann (60) mit vietnamesischen Wurzeln, die in den Niederlanden leben, wegen bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln verantworten.

Kölner wegen Beihilfe angeklagt

Ein Kölner (51) soll sich laut Anklageschrift der Beihilfe schuldig gemacht haben, indem er eine Halle auf dem ehemaligen Molkerei-Gelände an die beiden jüngeren Männer und einen Komplizen vermietete. Ihm werden außerdem Verstöße gegen das Waffengesetz und gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorgeworfen.

Die Staatsanwaltschaft hatte nach der Razzia im Rahmen der Beweissicherung eine Reihe von Daten aus Mobiltelefonen auswerten lassen. Als der Vorsitzende Richter Thomas Küpper jetzt Auszüge aus den Chats vortrug, wurde deutlich, dass die Beteiligten ihre Nachrichten zum Teil verklausuliert hatten.

Polizei wertet Telefonprotokolle aus

So war einmal von einer Lieferung von 200 Kilogramm Gemüse die Rede. Nach Ansicht der Polizei sei damit Dünger für die Cannabis-Pflanzen gemeint gewesen, sagte Küpper. In einem anderen Dialog ging es um eine kaputte Kaffeemaschine. Tatsächlich handelte es sich wohl um einen Ausfall der Stromversorgung der Plantage, der den Betreibern offenbar einiges Kopfzerbrechen bereitete.

Einer der Männer – er gehört nicht zu den sechs Angeklagten – habe einen Bekannten aus Holland kommen lassen, um den Schaden beheben zu lassen. Der Handwerker habe dafür 200 Euro erhalten. Das sagte ein 31-jähriger Dürener, den die Staatsanwaltschaft gesondert verfolgt, als Zeuge. Er war mehrfach in der Kuchenheimer Halle gewesen, um in der Plantage zu arbeiten.

„Beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen“

Der Dürener betonte mehrfach, dass der Mann, der den Elektrofachmann aus den Niederlanden engagierte, bei dem Unternehmen die Federführung gehabt habe. Er sei dominant aufgetreten und habe Anweisungen an die Helfer gegeben. Mit den „Asiaten“ habe er respektlos gesprochen. Er selbst habe sein Geld von ihm bekommen – „mal 30, mal 50 oder auch 100 Euro“.

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Besagter Drahtzieher hätte ihn gerne öfter für sich arbeiten lassen, erklärte er weiter. Das habe er aber abgelehnt: „Ich hatte beschlossen, einen anderen Weg einzuschlagen und etwas Vernünftiges zu machen“, sagte der 31-Jährige, der nach eigenen Angaben mittlerweile eine Ausbildung begonnen hat.

Im Zeugenstand trat auch ein 58 Jahre alter Schleidener auf. Ein anderer Zeuge hatte an einem vorangegangenen Verhandlungstag behauptet, er habe 70 000 Euro in die Plantage investiert – mit der Aussicht, nach Ernte und Verwertung der Cannabis-Pflanzen 100 000 Euro zurückzuerhalten. Diese Aussage bezeichnete der Schleidener als erlogen. Der Prozess wird fortgesetzt.

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