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Der letzte LebensmittelmarktEifel-Bäckerei schließt am Ostersonntag nach 43 Jahren

Lesezeit 3 Minuten
27 Jahre hat Sandra Metz (r.), hier mit ihrer Kollegin Monika Piwowarsky, in der Bäckerei ihres Vaters im Verkauf gearbeitet. Zweimal pro Woche fuhr sie zudem mit einem Bäckerwagen durch Billig und Rheder.

27 Jahre hat Sandra Metz (r.), hier mit ihrer Kollegin Monika Piwowarsky, in der Bäckerei ihres Vaters im Verkauf gearbeitet. Zweimal pro Woche fuhr sie zudem mit einem Bäckerwagen durch Billig und Rheder.

Euskirchen-Kreuzweingarten – Für viele Kreuzweingartener wird Ostern auch eine traurige Seite haben: Norbert Schneider schließt seine Eifel-Bäckerei. Am Sonntag werden noch einmal Brötchen über die Verkaufstheke gehen. Danach ist Schluss. Das Dorf verliert damit sein letztes Geschäft, in dem es Lebensmittel zu kaufen gibt.

Im Januar hatte der Frischmarkt Krupp zugemacht, der direkt neben der Bäckerei lag. Bei Schneider ging der Umsatz anschließend deutlich zurück, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt. Viele Kunden, die früher ihre Einkäufe beim Bäcker und in dem kleinen Supermarkt kombiniert hatten, orientierten sich offenbar anders.

Versorgung in Kreuzweingarten jahrzehntelang sichergestellt

„Ich hatte schon vorher überlegt, in Rente zu gehen“, sagt Norbert Schneider. Das Ende des benachbarten Frischmarktes und die daraus resultierenden Auswirkungen auf sein eigenes Geschäft, so der 68-Jährige weiter, hätten dann den Ausschlag gegeben, einen Schlussstrich zu ziehen.

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Schon sein Großvater Johann und sein Vater Hans hatten in Kreuzweingarten eine Bäckerei betrieben. Norbert Schneider ging 1963 als 14-Jähriger bei Willi Pelzer in der Wilhelmstraße in Euskirchen in die Lehre. Den Schritt in die Selbstständigkeit wagte er später in Kommern, wo er die Bäckerei Gier übernahm. Dort blieb er allerdings nur rund ein halbes Jahr – es zog ihn zurück nach Kreuzweingarten.

Schneider baute in der Weingartenstraße ein Haus, in dem er eine Backstube und einen Verkaufsraum einrichtete. Im gleichen Jahr, 1975, eröffnete die Familie Krupp ihren Laden. Damit war die Nahversorgung für die Kreuzweingartener und auch für manchen Bewohner aus den Nachbardörfern über Jahrzehnte hinweg sichergestellt.

Viele Kunden sind traurig

Am Sonntag ist das vorbei. „Viele Kunden erzählen uns, dass sie traurig sind“, sagt Schneiders Tochter Sandra Metz, die seit 27 Jahren im Verkauf arbeitet. Klar, dass sie etliche Stammkunden mit Namen kennt. „Das tägliche Schwätzchen gehörte immer dazu“, erzählt Metz, die sich auch um den Einkauf kümmerte und außerdem zweimal pro Woche mit dem Bäckerauto in Billig und Rheder unterwegs war.

„Am Dienstag, auf meiner letzten Tour, ist schon das eine oder andere Tränchen geflossen“, sagt die Verkäuferin, für die es stets selbstverständlich war, Kunden, die nicht mehr gut zu Fuß sind, die Ware ins Haus zu bringen.

Auch bei ihrem Vater ist Wehmut im Spiel. Er hat keinen Nachfolger für seinen Betrieb gefunden. Nach mehr als 54 Jahren im Bäckerberuf legt er großen Wert darauf, der Kundschaft und den Angestellten für ihre Treue zu danken. Die meisten seiner Beschäftigten, sieben an der Zahl, haben bereits eine neue Stelle gefunden.

Er selbst ist schon vor einiger Zeit etwas kürzergetreten, nachdem er jahrzehntelang nachts um 1.30 Uhr aufgestanden war, um kurz darauf in der Backstube loszulegen. Arbeitstage von zehn bis zwölf Stunden waren die Regel. Jetzt freut sich Norbert Schneider („Der neue Schlafrhythmus ist für mich kein Problem“) darauf, dass er endlich mehr Freizeit hat, die er unter anderem auf dem Motorrad und dem Mountainbike verbringen will.

Hochzeit im April

Außerdem hat er ein Haus mit großem Grundstück zu versorgen. Und dann ist da noch etwas: Ende April heiratet er seine Lebensgefährtin Brigitte. „2018 ist für mich also in zweifacher Hinsicht ein bemerkenswertes Jahr“, sagt er.

Die Entwicklung des Bäckerhandwerks betrachtet er mit Sorge. Nachdem er lange Jahre immer wieder Nachwuchskräfte ausgebildet hatte, sei es in der jüngeren Vergangenheit so gut wie nicht mehr möglich gewesen, Lehrlinge zu finden für den Beruf, der zwar viel Abwechslung bietet, aber auch unweigerlich mit ungünstigen Arbeitszeiten aufwartet.

Dass die Discount-Märkte verstärkt in das Geschäft mit Backwaren einstiegen, war für die traditionsreiche Gilde ein herber Schlag. „Das Einheitsgrau frisst die bunte Vielfalt der Fachbetriebe“, sagt Schneider, der es bedenklich findet, „dass immer mehr Fachwissen verloren geht. Viele Einzelkämpfer geben ihr Geschäft auf, gleichzeitig steigt die Zahl der Großbäckereien. Wo sollen die jungen Leute denn noch das althergebrachte Backen lernen?“

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