EuskirchenStadt und Caritas schaffen Notfallunterkünfte für Wohnungslose an

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Mit den „Iglous“ können jene, die nicht in die Notschlafstelle wollen, effektiv vor der eisigen Kälte geschützt werden.

Mit den „Iglous“ können jene, die nicht in die Notschlafstelle wollen, effektiv vor der eisigen Kälte geschützt werden.

Euskirchen – Es ist keine zwei Wochen her, dass Karl F. (Name geändert) das letzte Mal stark unterkühlt war, weil er die Nacht unter freiem Himmel verbracht hat. „Einmal hatte ich nur noch 28 Grad Körpertemperatur – da merkt man dann gar nichts mehr“, erzählt der 52-jährige Wohnungslose. In seinem nunmehr vierten Winter in Folge unter freiem Himmel wird Karl F. zumindest keine Angst mehr vor dem Erfrieren haben müssen: Die Stadt Euskirchen hat in Kooperation mit dem Caritasverband 30 sogenannte „Iglous“ angeschafft – wasserdichte und vor allem warme kleine Schutzräume für Wohnungslose, die ihre Nächte nicht in der Notschlafstelle an der Kommerner Straße verbringen wollen.

Markus Niederstein, Mitarbeiter der Caritas-Anlaufstelle für Wohnungslose: „Es gibt immer mehr Klienten, die sich dazu entscheiden, draußen zu übernachten, weil sie den Anforderungen der Notschlafstelle nicht gerecht werden können oder wollen – in der Unterkunft ist der Konsum von Drogen und Alkohol nicht erlaubt. Andere leiden unter psychischen Problemen und bleiben deshalb lieber draußen.“ Die Anzahl der Wohnungslosen, die auch bei widrigsten Temperaturen mit Schlafsack und Zelt an versteckten Orten nächtigen, schätzt der Sozialarbeiter auf acht bis zehn.

„Die Notfallunterkunft, die Leben rettet“

Soheißt es auf der Homepage derjenigen, die das Iglou weltweit anbieten. Entwickelt wurde der tunnelartige Unterschlupf aus Polyethylen-Schaumstoff von dem französischen Designer Geoffroy de Reynal. „Aufgebaut ist es in wenigen Minuten“, sagt Sozialarbeiterin Gina Raths. Sie und andere aus dem Team der Wohnungslosenhilfe sprechen Klienten gezielt an, die für ein Iglou in Frage kommen, und stellen es an der gewünschten Stelle auf. „Wir haben 25 kleine Iglous für eine Person und fünf größere für Pärchen“, so Niederstein, der betont, dass dies nur temporäre Unterkünfte seien und man immer versuche, andere Lösungen für die Klienten zu finden, bestenfalls Wohnungen.

Das Wichtigste aber ist, dass die wohnungslosen Menschen nicht länger Gefahr laufen, zu erfrieren. Und das wird ihnen in den Iglous nicht geschehen: Die ausgestrahlte menschliche Wärme wird in der Dämmung gespeichert, so dass in der Mini-Behausung die Temperatur immer 15 bis 18 Grad über der Außentemperatur liegt. Außerdem schützt die stabile Hülle des Iglous auch vor Wind, Regen und Schnee. Auch an die Sicherheit innerhalb des Iglous wurde gedacht: Um Brände durch Zigaretten zu vermeiden, wurde der Schaumstoff mit Aluminium beschichtet.

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Karl F. war der erste Klient, dem die Caritas-Wohnungslosenhilfe ein Iglou zur Verfügung gestellt hat. Sein Urteil: „Ich kann nicht meckern, vor allem vom Boden her ist es schon warm.“ Ausgestattet mit Decken und einem Schlafsack, hat er nun schon einige Nächte in seinem Iglou verbracht. Der 52-Jährige: „Ich glaube, so ein Teil kann das Überleben sichern.“

Hintergrund: Verkauf nur an Wohltätigkeitsorganisationen und Städte

Insgesamt 5000 Euro hat die Stadt Euskirchen für die Anschaffung der Iglous gezahlt, die laut Hersteller im letzten Winter wohnungslose Menschen in acht Ländern warmgehalten haben.

Verkauft werden Iglous ausschließlich an Wohltätigkeitsorganisationen sowie Stadt- und Gemeindeverwaltungen, die die schützenden Notfall-Behausungen dann für die Winterperiode an Menschen ohne Obdach verleihen, die nicht in die bestehenden Einrichtungen wie Notschlafstellen gehen wollen oder können.

In der Notschlafstelle des Caritasverbandes Euskirchen stehen normalerweise zwölf Schlafplätze für Frauen und Männer zur Verfügung. Bedingt durch die Corona-Pandemie musste die Anzahl der Übernachtungsplätze auf derzeit maximal acht Personen begrenzt werden. (hn)

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