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Hausverwalter fühlt sich allein gelassenEuskirchener Tiefgarage zieht Junkies an

Lesezeit 3 Minuten
Hausverwalter Rainer Richarz bemängelt die fehlende Unterstützung der Behörden.

Hausverwalter Rainer Richarz bemängelt die fehlende Unterstützung der Behörden.

  • Eine Tiefgarage in Euskirchen entwickelt sich zum Hotspot für Drogenabhängige.
  • So haben die Junkies bereits Isolierungen von Leitungen entfernt, um darin Drogen zu kochen.
  • Hausverwalter Rainer Richarz fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen.

Euskirchen – Es stinkt. Gewaltig. Es ist der beißende Geruch von Urin, der einem selbst durch den Mund-Nasen-Schutz in die Nase steigt, sobald man nur in die Nähe des Treppenhauses der Tiefgarage an der Baumstraße kommt. „Die Tiefgarage hat sich zu einem Drogen-Hotspot gemausert. Seit Jahren haben wir hier mit Problemen zu kämpfen und bekommen keine Unterstützung der Behörden“, sagt Hausmeister Markus Stammel. Allein im vergangenen Monat habe er 50 Spritzen in der Tiefgarage eingesammelt. Mitunter würden diese in die Fugen der Steine gesteckt und dann absichtlich abgebrochen, berichtet Stammel kopfschüttelnd.

Immer wieder ziehen sich laut Stammel Teile der Drogenszene in die Tiefgarage zurück, um ihre Sucht zu befriedigen. Mitunter werden auch Straftaten begangen und beispielsweise Autos aufgebrochen. „Teilweise ist das ganz sicher Beschaffungskriminalität“ sagt Stammel, der nach eigener Darstellung der Polizei in Euskirchen regelmäßig Überwachungsvideos aus der Tiefgarage zur Verfügung stellt.

Wer sich die Treppenstufen etwas genauer anschaut, wird vor allem im unteren Bereich zahlreiche schwarze Flecken entdecken. Laut Stammel sind das Blutflecken. „Wenn wir das Treppenhaus mit einem Hochdruckreiniger bearbeiten, müssten wir das eigentlich im Schutzanzug tun, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren“, sagt der Hausmeister, während er auf ein Leitungsrohr an der Decke der Tiefgarage zeigt. Bei dem fehlt die Isolierung. Die Aluminiumfolie, so Stammel, wird von Junkies abgepiddelt, um darin ihre Drogen aufzukochen.

Wohnungslose übernachten in Tiefgarage

Zudem habe sich die Tiefgarage zu einem beliebten Schlafplatz von Wohnungslosen gemausert hat – zum Ärger des Hausmeisters, der nach eigenen Angaben immer wieder teils stinkende Hinterlassenschaften der „Gäste“ entfernen muss.

Polizeibekanntes Parkhaus

Nach Angaben von Lothar Willems, Pressesprecher der Euskirchener Polizei, gab es im vergangenen Jahr vier Einsätze im Bereich des Parkhauses. Dabei handelte es sich laut Willems in zwei Fällen um Drogenkonsum in der Tiefgarage. In einem Fall sei ein Fahrrad gestohlen worden. „Und es gab noch einen Aufbruch eines Firmenfahrzeugs mit Diebstahl von Arbeitsmaschinen“, so der Pressesprecher. (tom)

Die Tiefgarage mit 92 Stellplätzen gehört einer Eigentümergemeinschaft. Ein Teil der Stellplätze wird von Bauträger Jörg Wiskirchen als öffentliches Parkhaus betrieben. Auch Hausverwalter Rainer Richarz fühlt sich im Stich gelassen. „Wir bekommen von keiner Seite Hilfe“, klagt er. Immer wieder verweise eine Behörde auf die andere. Zuständig wolle niemand sein. Er habe bereits über einen privaten Sicherheitsdienst nachgedacht, doch die Summen, die dafür im Raum stehen, seien aktuell ziemlich abschreckend.

Für Sacha Reichelt, Leiter des Fachbereichs Recht und Ordnung bei der Stadt Euskirchen, ist es eine klare Ausgangslage. „Wir vom Ordnungsamt können nichts machen. Was da passiert sind Straftaten und keine Ordnungswidrigkeiten“, sagt der Chef des Ordnungsamt. Seine Kollegen und er seien schlichtweg nicht zuständig, zumal die Tiefgarage Privatgelände sei. Dem hält Richarz entgegen, dass ein Teil der Parkplätze damals ganz bewusst, auf Drängen der Stadt, öffentlich nutzbar gemacht worden seien. Etwa die Hälfte der Stellplätze seien öffentlich.

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Bernhard Becker leitet bei der Caritas den Fachbereich Sucht- und Wohnungslosenhilfe. Für ihn sei die Tiefgarage ein wenig aus dem Blickwinkel verschwunden. „Wir hatten sie nicht mehr so auf dem Schirm. Aber wir werden sie mit unseren Streetworkern künftig wieder verstärkt ansteuern“, sagt Becker. Dass die Tiefgarage hin und wieder als Drogenkonsumraum genutzt werde, sei nicht neu. Neu sei aber die Dimension, in der das Gebäude angesteuert werde. Etwa 800 Spritzen habe die Caritas in den vergangenen beiden Monaten an ihr Klientel herausgegeben. Ansonsten seien es etwa 1000 pro Jahr.

„Woher der starke Anstieg kommt, wissen wir noch nicht. Das analysieren wir gerade“, so der Fachbereichsleiter, der sich abermals für eine bessere Vernetzung zwischen den Behörden und Einrichtungen ausspricht. „Die Gruppe, die in Euskirchen harte Drogen konsumiert, ist klein, aber intensiv“, berichtet Becker.

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