Mehr Zeit für persönliche BeratungJobcenter Euskirchen stellt digitales Angebot vor

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Die Jobcenter-Mitarbeiterinnen Daniela Kilches (l.) und Nadine Müller  erklären den Kunden, wie sie das neue Digital-Angebot nutzen können.

Kreis Euskirchen – Anfahrtsstress und Schlangestehen waren gestern. Kunden des Jobcenters EU-aktiv können ab sofort viele Belange online erledigen. Nicht nur sie, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters sparen dadurch viel Zeit – die wiederum in ein verbessertes Beratungsangebot investiert werden kann.

Am Montag wurde das Projekt „jobcenter.digital“ der Öffentlichkeit vorgestellt. An den Start gegangen ist man bereits im Mai dieses Jahres, und die erste Resonanz auf das Online-Angebot sei überaus positiv: „Vor allem Familien mit Kindern sind froh, dass sie keine langen Wartezeiten mehr haben und von den Öffnungszeiten unabhängig sind“, bestätigte Nadine Müller, die als Fachkraft in der Eingangszone des Jobcenters in Euskirchen arbeitet.

Digitalisierung für Jobcenter Euskirchen keine Pflicht sondern eine Chance

„Der Trend auf dem Arbeitsmarkt, immer mehr Bereiche zu digitalisieren, geht auch am Jobcenter und der Arbeitsagentur nicht vorbei“, so Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl. Insgesamt 303 Jobcenter bundesweit können nun Teile ihres Serviceangebotes digitalisieren. Am Standort Euskirchen habe man dies nicht als Pflicht, sondern als Chance gesehen: „Euskirchen gehört mit zu den Ersten, die das Digital-Angebot eingeführt haben.“

Pionierarbeit hätten bereits einige andere Jobcenter im Land geleistet. „Um eine hohe Nutzerfreundlichkeit zu gewährleisten, wurden für ,jobcenter.digital’ sowohl Kundinnen und Kunden als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Entwicklung eingebunden“, so Rainer Imkamp. Auch Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter des Landrates, begrüßte den zukunftsweisenden Schritt. „Ich glaube, an der Digitalisierung kommt niemand mehr vorbei. Vor allem im Behördenalltag ist dies eine sinnvolle Ergänzung und ein wichtiger Schritt zur Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im SGB II“, sagte er beim Pressegespräch im Jobcenter. 

Anträge stellen und Dokumente einreichen rund um die Uhr

Das neue Online-Angebot des Jobcenters EU-aktiv spart Kunden ab sofort viel Zeit, vereinfacht Antragstellungen und erleichtert Fristwahrungen.

Weiterbewilligungsanträge oder Veränderungsmitteilungen können ab sofort über das Online-Portal eingereicht werden. Über ein passwortgeschütztes Benutzerkonto stehen alle Dokumente rund um die Uhr bereit, Wartezeiten und lange Anfahrtswege werden so vermieden. Beim Ausfüllen der Online-Formulare wird der Nutzer Schritt für Schritt angeleitet. Sobald ein Dokument auf den Weg gebracht wurde, erhält der Kunde in seinem Benutzerkonto eine Bestätigung über die Einreichung. Damit erledigt sich zukünftig auch die lästige Zettelwirtschaft.

Das digitale Jobcenter ist eine Ergänzung zu dem bestehenden Angebot. Nach wie vor können Anträge und Unterlagen postalisch oder persönlich eingereicht werden. Auch persönliche Kontakte vor Ort oder am Telefon wird es weiterhin geben.

Die erstmalige Beantragung von Leistungen zur Grundsicherung für Arbeitssuchende kann nicht digital durchgeführt werden. Dieser Hauptantrag muss nach wie vor persönlich im Jobcenter EU-aktiv erfolgen.  www.jobcenter.digital

Kürzere Bearbeitungszeiten und bessere Übersicht

Darüber hinaus seien moderne Arbeitsplätze ein wichtiger Baustein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Für Daniela Kilches, stellvertretende Teamleiterin im Bereich Leistungssachbearbeitung im Jobcenter EU-aktiv, steht „jobcenter.digital“ für die „Behörde der Zukunft“ und ist ein echter Gewinn für die tägliche Arbeit. „Die Bearbeitungszeiten werden deutlich kürzer, die Kunden und wir haben eine viel bessere Übersicht über eingereichte Unterlagen. Formulare sind nun vollständig und lesbar ausgefüllt, was ansonsten häufig nicht der Fall ist und die Abläufe entsprechend verzögert.“

Da man Schritt für Schritt durch die Online-Anträge und Veränderungsanzeigen durchgeführt werde, seien die Fehlerquoten erheblich eingegrenzt. „Rückfragen unsererseits werden deutlich reduziert.“ Personal solle mit dem neuen Angebot keinesfalls eingespart werden, versicherte Rainer Imkamp. Die wertvolle Zeit, die man einspare, solle vielmehr einer verbesserten Beratung zugute kommen, die bei den immer komplexer werdenden Problemlagen vieler Kundinnen und Kunden auch gut investiert sei. Imkamp: „Mitarbeiter sollen nicht entlassen, hoffentlich aber entlastet werden.“

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Astrid Hahn, Geschäftsführerin des Jobcenters EU-aktiv, ist sich sicher, dass die Abläufe in der Behörde durch das Onlineportal deutlich beschleunigt werden. „Wenn der Lebensunterhalt insgesamt schneller gesichert wird, haben die Kundinnen und Kunden auch schneller den Kopf frei für Qualifizierung und Arbeitsvermittlung.“ Im Ausbau des Online-Angebots sei übrigens noch viel Luft nach oben.

Eine Vision von Geschäftsführerin Hahn ist beispielsweise die Online-Terminierung: „Wenn unsere Kunden selber einen Termin im Jobcenter einbuchen könnten, wäre das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.“ Und auch eine Art Antragstracking sei in Zukunft denkbar, bei der sich die Kunden online einen Überblick verschaffen können, welchen Stand die Bearbeitung ihres Antrags aktuell hat.

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