Mit bunten SteinenEuskirchener Schüler setzen Zeichen der Offenheit und Toleranz

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„Stein des Anstoßes“ : Als ein Zeichen von Toleranz und gelebter Vielfalt soll die Aktion verstanden werden.

„Stein des Anstoßes“ : Als ein Zeichen von Toleranz und gelebter Vielfalt soll die Aktion verstanden werden.

Euskirchen – Es sind nicht einfach nur hübsch bepinselte Steine, die derzeit den Boden eines kleinen Lichthofes der Marienschule Euskirchen schmücken und deren Anzahl stetig wächst. Es sind vielmehr ganz besondere Steine, in deren Auswahl und Gestaltung sehr viel Persönliches derjenigen eingeflossen ist, die sich an dem Projekt „Stein des Anstoßes“ beteiligt haben. Die Aktion soll dazu beitragen, die Offenheit und Toleranz der Schulgemeinschaft der Marienschule nach innen und außen sichtbar zu machen.

Erstmals aufgebracht hatten die Idee Anna Venker-Metarp und Yves Fepessi, die beiden letztjährigen Schülersprecher der Marienschule, die mit der SV angeregt hatten, sich als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu bewerben. „Jeder einzelne sollte seine Zustimmung durch einen selbst gestalteten Stein ausdrücken“, so Anna Venker-Metarp.

Die Steine, die von der Schulgemeinde gestaltet werden, sind so bunt und vielfältig wie die Menschen an der Marienschule selber.

Die Steine, die von der Schulgemeinde gestaltet werden, sind so bunt und vielfältig wie die Menschen an der Marienschule selber.

Parallel dazu wurden im vergangenen Jahr zum 9. November, dem Gedenktag der Reichspogromnacht, im neunten Jahrgang Steine zum Thema „Soziale Werte“ gestaltet. Die neuen Schülersprecher an der Marienschule, Laura Talarico und Sebastian Witting, schlugen schließlich vor, dass alle neuen Fünftklässler einen individuell gestalteten Stein mitbringen sollten, „als Zeichen für Akzeptanz und gegenseitige Toleranz und Ausdruck der Freude dafür, nun an dieser Schule zu sein, an der diese Werte großgeschrieben werden“.

Zu einem Projekt verschmolzen

„Alle diese Anstöße sind nun zu einem Projekt verschmolzen“, freute sich Schulleiter Michael Mombaur, der betonte wie schwierig es sei, eine Schulgemeinschaft mitzunehmen, die nicht vor Ort ist. „So richtig loslegen mit der Idee ,Schule ohne Rassismus’ werden wir wohl erst im kommenden Schuljahr.“

Nicht wegschauen

Die Aktion „Stein des Anstoßes“ fließt ein in das Bestreben der Marienschule, sich „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ nennen zu können. Bundesweit gibt es ein Netzwerk von über 3000 Courage-Schulen mit mehr als zwei Millionen Schülerinnen und Schülern.

Das Logo „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ am Eingang sei kein Zauberstab, der menschenfeindliche Einstellungen wie Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Muslimfeindlichkeit oder die Herabwürdigung von Frauen einfach ausradieren kann, heißt es seitens des Netzwerkes. Das Schild sei vielmehr eine Erinnerung daran, sich an seiner Schule aktiv gegen Ungleichwertigkeitsdenken jeder Art einzusetzen.

Mindestens 70 Prozent der Schulgemeinschaft müssen zuvor in einer geheimen Abstimmung die Absicht erklärt haben, sich aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, einzusetzen und nicht wegzuschauen, wenn es dazu an ihrer Schule kommen sollte. (hn)

Rund 400 Steine sind bereits gesammelt worden, alle mit unterschiedlicher Gestaltung und Botschaft: Sowohl regenbogenfarbene Herzen, allerlei Friedenssymbole, Mandalas und Blumenranken als auch bunte Weltkugeln, sich reichenden Hände und lachende Gesichter finden sich darauf. Auf manchen der Steine stehen ganze Gedichte, andere sind mit passenden Schlagwörtern verziert oder mit mal ernsten, mal witzigen Sprüchen wie „Mein IQ ist zu hoch für Rassismus“ oder „Liebe über Hass“.

Es lohnt sich, die kleinen Kunstwerke genauer anzuschauen, denn die Botschaften darauf sind oft deutlich.

Es lohnt sich, die kleinen Kunstwerke genauer anzuschauen, denn die Botschaften darauf sind oft deutlich.

Auch die Partnerschulen im russischen Kostroma und im französischen Charleville beteiligten sich und schickten „Steine des Anstoßes“ und damit Wünsche und Ideen für eine bessere Welt. „Wir freuen uns ganz besonders über dieses wunderbare Zeichen des Zusammenhalts“, erklärte Lehrerin Marion Kleinebriel. „Auch die Stadtbibliothek Euskirchen hat ein paar schöne Steine vorbeigebracht“, freute sich Ursula Habermann, Kunstlehrerin an der Marienschule und Leiterin des Projektes.

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„Ich hoffe, dass wir am Ende von allen 1100 Menschen der Schulgemeinde oder vielleicht auch noch mehr Steine gesammelt haben“, so Schulleiter Mombaur. Geplant ist, all die kleinen Kunstwerke eines Tages im Naturgarten des Gymnasiums unterzubringen. „Wir wollen dort einen Anne-Frank-Baum pflanzen“, verriet Michael Mombaur. Rund um die Weiße Rosskastanie sollen dann alle Steine des Anstoßes ihren endgültigen Platz finden.

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