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Pläne verwerfen?Euskirchener Bürgermeister will Projekte unter die Lupe nehmen

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Sollte die Sportanlage im Auel doch bleiben, müsste der Aschenplatz in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden.

Sollte die Sportanlage im Auel doch bleiben, müsste der Aschenplatz in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden.

Euskirchen – Wird die Sportanlage im Auel doch nicht zu Bauland? Und wird die Idee einer Multisportanlage an der Kirschenallee wieder verworfen? Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt plädiert dafür, beide Projekte noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. „Ich bin für eine genaue Prüfung. Im Moment sehe ich nicht den Bedarf für eine große Anlage“, sagt der Verwaltungschef.

Bevor man sich abermals mit den Projekten auseinandersetzt, möchte der Bürgermeister zumindest ein schallschutzrechtliches Gutachten in Auftrag geben, in dem von einer vollständigen Ertüchtigung des Auels ausgegangen wird. Dann solle das Sportareal an der Kirschenallee weitergeplant oder eben neu überlegt werden. Das geht aus der Vorlage für den Sportausschuss hervor. Dieser tagt am Dienstag, 13. April, ab 17 Uhr im City-Forum.

Neue Anlage würde ein Loch in die Kasse reißen

Der Grund für die neuen Überlegungen ist das Geld. Das technische Dezernat hat nämlich ermittelt: Was kostet der Bau einer neuen Anlage und was bringt die Vermarktung des Auels ein? Herausgekommen ist laut Bürgermeister Reichelt, dass sich zwar die Kosten für eine Sportanlage vollständig über die Wohnbaulandvermarktung finanzieren lassen.

Dennoch würde die neue Anlage ein Loch in die Stadtkasse reißen – und zwar in Höhe von etwa 2,7 Millionen Euro. Die Stadt müsste nämlich die Kirschenallee ausbauen – inklusive Radweg. Zudem müsste sie für Ausgleichsmaßnahmen aufkommen.

Genaue Betrachtung vor Ausschreibung

Aus Sicht der Verwaltung sollten vor einer kostenintensiven Ausschreibung für eine mögliche Sportanlage gleich mehrere Aspekte noch einmal genauer betrachtet werden.

So könnte die an der Kirschenallee geplante Skateranlage teilweise auch in der Auelsburg an der Georgstraße realisiert werden. Dort existiert bereits ein Skatepark. Weitere Freizeitangebote, die a an der Kirschenallee geplant sind, beispielsweise Parcours und Outdoor-Fitness, könnten laut Verwaltung ebenfalls in der Auelsburg oder der Grünanlage im Bereich Veybach/Erftaue errichtet werden. Dort wären sie sogar rund um die Uhr zugänglich. Ein weiterer Vorteil: Teilweise stehen die Outdoor-Fitness-Geräte bereits im Bereich des ehemaligen Euskirchener Freibads zur Verfügung und erfreuen sich dort großer Beliebtheit.

Da derzeit ohnehin geprüft werde, eine Kletterhalle mithilfe der Nordeifelwerkstätten zu errichten, könnte es für dieses Sportangebot ebenfalls zu einer attraktiven Lösung an anderer Stelle kommen. Der an der Kirschenallee geplante Kunstrasenplatz und die vorgesehenen Leichtathletikanlagen könnten auch im Auel angelegt und saniert werden.

Würde der Auel ertüchtigt, würden vor allem die Schulen profitieren. Sowohl die Hans-Verbeek-Schule als auch die Franziskusschule befinden sich nur einen Steinwurf von der Sportanlage entfernt und nutzen diese nach Angaben der Schulleitungen regelmäßig.

Freibad würde 4,7 Millionen Euro kosten

Die Euskirchener UWV-Fraktion hatte Mitte September der Euskirchener Verwaltung den Auftrag an die Hand gegeben, zu prüfen, ob ein klimaneutral beheiztes Freibad an der Kirschenallee realistisch sei. Ein Planungsbüro hat nun Zahlen vorgelegt. Aus der Vorlage des Sportausschusses geht hervor, dass mit Baukosten in Höhe von etwa 4,7 Millionen Euro zu rechnen sei.

Hinzu kämen laufende Betriebskosten von etwa 115 000 jährlich und Personalkosten von rund 225 000 pro Jahr. Auf Basis der Kostenschätzung wären laut Verwaltung zudem Abschreibungen in Höhe von etwa 100 000 Euro sowie Darlehenszinsen in Höhe von rund 50 000 Euro jährlich zu berücksichtigen. Dem stünden geschätzte Einnahmen von 100 000 Euro jährlich entgegen.

Der Zuschussbedarf pro Jahr würde demnach um gut 425 000 Euro steigen. Und das bei einem Angebot, das nach Berechnung des Planungsbüros durchschnittlich maximal 100 bis 120 Tage nutzbar sei.

Entsprechend bliebe es dabei, dass aus Sicht der Betriebsleitung der Neubau eines Freibads sowohl finanziell als auch thematisch gegenüber vielen Bürgern nicht vertretbar sei. (tom)

Auch die Schüler der Marienschule machen im Auel Sport. Sollte der Auel auf die „Grüne Wiese“ umziehen, wäre der Schulsport dort mit deutlich größerem Aufwand verbunden. Zudem ist der Auel vom Euskirchener Bahnhof gut fußläufig zu erreichen. Allerdings müsste, wie von der Verwaltung angegeben, die Infrastruktur des Auels auf Vordermann gebracht werden. Der Aschenplatz ist längst aus der Mode gekommen und auch die Kabinen bedürfen einer Generalsanierung.

Das weiß auch die Verwaltung. Sie spricht auch davon, dass die Flutlichtanlage erneuert werden und eine Tartanlaufbahn angelegt muss. Auch mit einem Parkplatz müsse man sich auseinandersetzen, heißt es in der Vorlage.

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Zunächst möchte der Bürgermeister aber ein Lärmschutzgutachten erstellen lassen, das simuliert, wie groß die Geräuschemission ist, wenn regelmäßig Sport im Auel getrieben wird. Ein solches Gutachten ist durch die aktuelle Beschlusslage nicht abgedeckt. Entsprechend soll der Ausschuss in der nächsten Sitzung grünes Licht dafür geben und die benötigten Mittel in Höhe von 3000 Euro bewilligen. Reichelt spricht sich auch dafür aus, die generelle Ausrichtung der städtischen Überlegungen nochmal mit dem Arbeitskreis Sport zu beraten.

Für die Sportanlage an der Kirschenallee ist eine Fläche von rund 80 000 Quadratmetern vorgesehen. Derzeit wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt. Die notwendigen Grundstücke würde die Stadt zum Teil erwerben und zum Teil im Wege des Erbbaurechts übernehmen.

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