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Projekt gegen BienensterbenDer Varroamilbe soll der Garaus gemacht werden

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In einen der Bienenstöcke schauen Friedrich Bleckmann und Gabi Pütz.

In einen der Bienenstöcke schauen Friedrich Bleckmann und Gabi Pütz.

  • Seit zwei Jahrzehnten ist die Varroamilbe ein Hauptgrund für das Bienensterben.
  • Ein neues Projekt soll die Verbreitung der Milben einschränken und die Bienenvölker schützen.
  • Euskirchener Imker nehmen an dem Projekt teil.

Euskirchen – Vorsichtig und mit sanftem Lächeln klaubt sich Friedrich Bleckmann die Bienen aus den Haaren. „Sie sind heute schlecht gelaunt“, gibt Gabi Pütz aus Ettelscheid zu. Denn zu fressen würden die Insekten in diesen trockenen Monaten nichts mehr finden. Es müsse zugefüttert werden, um die fleißigen Tiere bei Laune zu halten.

In dem Bienenstock, in den Pütz und Bleckmann vorsichtig hineinsehen, wird nicht in erster Linie Honig erzeugt. Die Insekten sind Teil eines bundesweiten Forschungsprogramms, dem SMR-Projekt. Damit soll erforscht werden, inwieweit es möglich ist, varroaresistente Zuchtlinien so weiterzuführen, dass die Varroamilbe, Hauptfeind der Honigbienen, zurückgedrängt werden kann.

Nur vier Jahre Lebenszeit

Seit rund zwei Jahrzehnten ist diese Milbe der Schrecken der Bienenzüchter. Gerade mal etwa 1,2 Millimeter lang und 1,6 Millimeter breit ist der Parasit, der die Bienenvölker befällt und ihre Brut so schwächt, dass sie krankheitsanfällig werden. Vier Jahre nach dem Befall sterben die Völker in der Regel ab. Mit intensiver Pflege und Mitteln wie Ameisen- oder Oxalsäure können die ursprünglich aus Ostasien stammenden Milben bekämpft werden. Doch auch eine gezielte Zuchtauslese könnte die Ausbreitung der Plagegeister vermindern.

Das Projekt

Das SMR-Projekt wird vom Deutschen Imkerbund in Kooperation mit dem Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf und vom Bieneninstitut Kirchhain koordiniert. Gefördert wird das Projekt vom Landwirtschaftsministerium. Es läuft seit März 2019 und ist für drei Jahre geplant.

Es nehmen Imker aus dem gesamten Bundesgebiet teil, die sich in der „Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht“ und der „Gemeinschaft der Europäischen Buckfastimker“ organisiert haben. Die Eifeler Imker werden bei diesem Projekt von dem Bieneninstitut in Mayen betreut. (sev)

Seit Jahren beobachten die Imker, dass es Bienenvölker gibt, die nicht von den Milben befallen werden. „Varroaresistenz“ wird dieses Phänomen genannt, obwohl es eigentlich keine Resistenz ist. Durch besonderes Brutpflegeverhalten schützen diese Bienen ihr Volk vor dem Befall. „Wenn die Imker nicht eingreifen würden, würden nur etwa fünf Prozent der Völker überleben“, erläutert Bleckmann.

Bienen-Völker wurden infiziert

Durch das SMR-Projekt soll dieses Verhalten in andere Zuchtlinien übertragen werden. SMR steht für „suppressed mite reproduction“, zu Deutsch gebremste Milbenfortpflanzung. Der Fachterminus in Deutsch ist „varroasensitive Hygiene“ (VSH) und beschreibt den Vorgang genauer. Die Weibchen der Milbe sitzen an den Bienen und saugen zur Nahrungsaufnahme an ihnen. Die Fortpflanzung findet in den Brutzellen des Bienenstocks statt. Das Weibchen legt dort Eier ab, die sich zu Milben entwickeln. Ganz klar sind die Abläufe noch nicht. Bei den resistenten Völkern wurde das „Recapping“ beobachtet.

Dabei nehmen die Bienen die Deckel der Brutzellen ab und verschließen sie neu. Dieses Verhalten scheint sich negativ auf die Entwicklung der Milbenlarven auszuwirken. Um die Abläufe besser zu verstehen, wurden kleine Völker mit 150 Milben infiziert. Jeder Imker nahm mit zehn Völkern teil, die gesondert gehalten wurden.

Im Spätsommer wurde die Brut entnommen und wird nun im Bieneninstitut in Kirchhain untersucht. „Dabei wird geguckt, ob der normale Ablauf der Milbenentwicklung stattgefunden hat“, so Bleckmann. Später sollen spezielle Zuchtlinien selektiert werden und ab 2021 als Drohnenspender für die Zucht zur Verfügung stehen.

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