SelfpublishingSo kompliziert ist die Veröffentlichung eines eigenen Buches

Lesezeit 4 Minuten
1490E0005E6AF8FA

Den Traum vom eigenen Buch hegen viele. Heutzutage bieten viele Firmen die Möglichkeit, sich selbst zu verlegen.

  • Die Rohfassung eines Buches steht nach vier Monaten - bis zur Veröffentlichung vergeht ein weiteres Jahr.
  • Die Konkurrenz ist groß, denn jährlich werden rund 87 000 Bücher auf den Markt geschwemmt.
  • Finanziell lohnt sich das Selfpublishing nur für die wenigsten.

Euskirchen – Ein Buch im Eigenverlag zu veröffentlichen, ist in der Theorie ganz einfach: Man benötigt nur ein fertiges Manuskript und einen passenden Anbieter. In der Praxis sieht das jedoch anders aus. Hier stellt ein fertiges Manuskript maximal die Hälfte der Miete dar. In Wahrheit ist das Selfpublishing nämlich vor allem eins:  harte Arbeit. Ich habe mich trotzdem dem Selbstversuch gestellt und ganz alleine ein Buch herausgebracht.

Von der Idee zum Buch

Die Rohfassung des Buches ist in gerade einmal vier Monaten entstanden. Doch bis zur Veröffentlichung vergeht dann noch ein weiteres Jahr. In dieser Zeit überarbeite ich den Text, hole mir Meinungen von unabhängigen Testlesern, werfe das Manuskript mehrfach um. Das fertige Manuskript sollte idealerweise professionell lektoriert oder wenigstens korrigiert werden. Ist das erledigt, fängt die Arbeit aber erst richtig an. Vergleichsweise einfach stellt sich da noch die Suche nach einem geeigneten Grafikdesigner dar. Im Internet lassen sich neben individuellen Angeboten auch sogenannte Premade-Cover, also vorgefertigte Cover, finden. Passt es zur Geschichte, sind Anpassungen durch den Grafiker möglich, wie etwa der Autoren- und Titelname. Dringend davon abzuraten ist jedoch, das Cover selbst zu gestalten, sofern man nicht gerade das Grafiker-Handwerk erlernt hat, was bei mir nicht der Fall ist.

Damit die Leser das Buch auch lesen können, muss es noch gesetzt werden. Bei einem E-Book geht das mit entsprechender Software noch selbst, beim Taschenbuch wird es schon schwieriger. Plötzlich beschäftige ich mich mit „Hurenkindern“ und „Schusterjungen“ (Spitznamen für typographische Fehler), besuche Kurse zum Buchsatz, beschäftige mich mit Print-on-Demand-Modellen, Steuern sowie rechtlichen Gegebenheiten.  Schnell merke ich, dass Selfpublishing viel mehr ist, als nur einen Text zu veröffentlichen. Um den Lesern das bestmögliche Ergebnis zu liefern, ist es daher ratsam, viele Aufgaben zu delegieren. Angefangen beim Lektorat über das Korrektorat, den Grafikdesigner bis hin zum Buchsetzer ist das jedoch kostenintensiv und kann schnell mehrere Tausend Euro kosten.

Wo bleiben die Leser?

Bücher von Selfpublishern haben es schwer. Sie kommen gar nicht oder nur schwer in die Regale der Buchhandlungen, sind deshalb vor allem online und als E-Book verfügbar. Dass man sie nur bei Amazon kaufen kann, ist jedoch falsch. Jeder Selfpublisher entscheidet, wann er sein Buch wo veröffentlichen möchte. Dass viele Autoren zum Onlinehändler aus Übersee abwandern, dürfte jedoch an den Konditionen liegen, die ein Bonusmodell beinhalten, sofern man sich exklusiv an Amazon bindet.

Doch ganz gleich, wo ein Selfpublisher sein Buch veröffentlicht: Er muss Sichtbarkeit schaffen. Das ist nicht leicht, denn jährlich werden rund 87 000 Bücher (2014) auf den Markt geschwemmt. Online konkurrieren die Selfpublishing-Titel direkt mit den Verlagstiteln. Allein deshalb ist es so wichtig, das Buch professionell zu gestalten, damit es überhaupt eine Chance hat. Und um diese noch zu vergrößern, muss man sein Werk noch clever bewerben. Das kostet Geld, Zeit, Hirnschmalz und eine Menge Geduld. Wichtig sind die Rezensionen, die die Leser einstellen. Allerdings. . . die gehen ungefiltert durch, weshalb man ein dickes Fell braucht, denn nicht alles ist angenehm, was man da zu lesen bekommt.  Meist ist dieser direkte Draht zu den Lesern allerdings motivierend, kostet aber wieder Zeit. Und wer weitere Bücher herausbringen möchte, braucht deshalb eine große Portion  Selbstdisziplin.

Lohnt sich Selfpublishing?

Aus finanzieller Sicht lohnt sich das Selfpublishing sicherlich nur für die wenigsten – das ist  bei Autoren, die bei einem Verlag unterkommen, allerdings nicht anders. Der Beruf des Schriftstellers ist zwar beliebt, doch nur eine Hand voll können wirklich davon leben. Wer jedoch gerne schreibt und nicht davor zurückschreckt, wie viel Arbeit abseits des Schreibens noch darauf wartet, erledigt zu werden,  der sollte das Experiment Selfpublishing wagen. Es ist selbstbestimmt und ermöglicht einen viel direkteren Draht zu den Lesern. Inzwischen gibt es wohl auch deshalb viele sogenannte Hybridautoren, die sowohl im Verlag als auch selbst veröffentlichen.

In meinem Fall hat sich das Selfpublishing übrigens gelohnt. Nach der Werbeaktion kletterte mein Debütroman auf Platz eins im Bereich „Genremix“ und konnte sich zudem Platz zwei  in der Kategorie „Schwierige Themen für Jugendliche“ sichern.

Aus diesem Grund schreibe ich bereits an meinem nächsten Buch, das ich wahrscheinlich wieder selbst herausbringen werde.

www.jenny-schneider.de

Rundschau abonnieren