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Stichwahl in EuskirchenReichelt triumphiert, Debakel für Loeb

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Siegerjubel: Sacha Reichelt hat die Bürgermeisterstichwahl gewonnen. 

Euskirchen – Der Applaus schien kein Ende zu nehmen, als das Ergebnis feststand: Im Casino feierte die Euskirchener SPD frenetisch den Sieg von Sacha Reichelt, der in der Bürgermeisterstichwahl mit 59,2 Prozent der Stimmen unerwartet klar gegen CDU-Kandidatin Christiane Loeb (40,8 Prozent) gewonnen hatte. Im ersten Durchgang am 13. September hatten die beiden noch fast gleichauf gelegen.

„Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen“, dankte der 40-Jährige seinen Unterstützern. Er hob Fabian Köster-Schmücker hervor, den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, der ihn, den Parteilosen, als Bürgermeisterkandidaten aufgestellt hatte. Er habe als „Mastermind“ den Wahlkampf hervorragend organisiert, sagte Reichelt. Aus seinem Helfer-Team stellte Reichelt seinen Vater Ludwig Schnichels heraus.  

(Vor der Kommunalwahl am 13. September haben wir die Kandidaten live interviewt. Sehen Sie hier noch einmal den Stream im Video.)

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Szenenwechsel: Im City-Forum, wo die Stadt die Ergebnisse präsentierte, herrschte gegen 18.40 Uhr gedämpfte Stimmung. Zu diesem Zeitpunkt saßen von den Lokalpolitikern fast nur CDU-Leute im großen Saal. Sie ahnten schon, dass das Rennen für sie verloren war – zu groß war Loebs Rückstand, wies das Zwischenergebnis doch 62 Prozent für ihren Widersacher aus.

Als die Briefwahl ausgezählt wurde, schmolz Reichelts Vorsprung, aber nur unwesentlich. Am Ende hatte er in allen 22 Wahlbezirken die Oberhand behalten. Loeb gewann lediglich zwei Stimmbezirke: Kreuzweingarten/Rheder und Dom-Esch.

„Wenn ich wüsste, woran es gelegen hat, könnte ich sagen, wo wir anders hätten ansetzen müssen“, sagte die 54-Jährige ratlos. „Vielleicht war ein Grund, dass wir unsere Wähler nicht an die Wahlurne bekommen haben“, verwies sie auf die in ihren Augen „schlimme“ Wahlbeteiligung von 38,8 Prozent.

Der amtierende Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) sagte, er sei enttäuscht, dass nur so wenige zur Wahl gegangen seien – „und das bei einer derart wichtigen Entscheidung“.

Loeb dankte ihren Anhängern für die Unterstützung und ihrem Gegner für einen fairen Wahlkampf. Parteichef Klaus Voussem wiederum dankte Loeb: „Der Wahlkampf mit dir hat Spaß gemacht, auch wenn uns das Ergebnis traurig stimmt.“ Das Resultat sei „bitter, keine Frage“, erklärte Voussem im Gespräch mit dieser Zeitung. Die CDU müsse den Wahlausgang nun in Ruhe analysieren. Klar sei: „Es wird sich Gesprächsbedarf ergeben.“ Loeb attestierte er hohen Einsatz und extremes Engagement. Wie die Wahlempfehlung der FDP und der UWV pro Reichelt sich ausgewirkt habe, sei schwer zu sagen, so Voussem.

Als Reichelt ins City-Forum kam, waren viele CDU-Vertreter schon weg. „Ich bin überwältigt von dem großen Zuspruch der Wählerinnen und Wähler“, sagte der Jurist, der in der Euskirchener Stadtverwaltung seit 2017 den Fachbereich Recht und Ordnung leitet. Er danke Loeb für einen fairen und respektvollen Wahlkampf: „Ich weiß das sehr zu schätzen. Jeder, der sich für Euskirchen engagiert, engagiert sich für eine gute Sache.“ Seine Kandidatur sei von Anfang an angelegt gewesen als Einladung an alle, sich gemeinsam mit konstruktiver Arbeit für die Stadt einzusetzen. Dabei bleibe es.

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SPD-Fraktionschef Michael Höllmann, der mit Reichelt erstmals im Oktober 2019 über eine Kandidatur gesprochen hatte, sieht „außerordentlich gute Aussichten, dass wir im Rat bald eine andere Politik machen können“. Parteichef Köster-Schmücker („Wir hatten den besten Kandidaten für Euskirchen gesucht, die Wähler haben unsere Entscheidung beeindruckend bestätigt“) sprach von einem historischen Ergebnis. Das tat auch ein hochrangiger Vertreter der CDU. Er sagte, die Union habe, abgesehen von der Amtszeit von SPD-Mann Kurt Kuckertz (1994-1999), etliche Jahrzehnte den Bürgermeister gestellt. Jetzt habe sie den Posten verloren und in der Ratswahl deutliche Verluste erlitten: „Das muss der Partei zu denken geben.“  

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