Trotz Boykott von ZüchternDer 29. Rheinische Wollmarkt lockte Familien an

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Die achtjährige Luisa begeisterte sich vor allem für die Lämmchen.

Die achtjährige Luisa begeisterte sich vor allem für die Lämmchen.

Euskirchen-Kuchenheim – „Ihr müsst den Wollknubbel mit Seifenwasser übergießen, bis er knalle-nass und richtig aufgequollen ist. Dann müsst ihr ihn kräftig streicheln, aber nicht drücken“, erklärte Dr. Christian Peitz, während ein Dutzend Kinderhände konzentriert an dem arbeiteten, was einmal ein Filzball werden sollte.

Das Angebot in der Filzwerkstatt im LVR-Industriemuseum war am Sonntag nur eines von vielen, das bei Kindern großen Anklang fand. Der 29. Rheinische Wollmarkt lockte einmal mehr mit einem Programm, bei dem die ganze Familie auf ihre Kosten kommen konnte. Mitmach-Aktionen wie Papierschöpfen, Upcycling und das Weben bunter Bilder gehörten ebenso dazu wie kleine Kräuterspaziergänge, Spinnen mit dem Handspinnrad sowie Führungen durch das Industriemuseum.

Deutlich weniger Züchter nahmen Teil – aus Angst vor dem Wolf

Auf der Wiese im Museum fanden sich in diesem Jahr deutlich weniger Schafzüchter- und halter als üblich. Grund hierfür war der Knatsch, der im Vorfeld zwischen dem Industriemuseum und Mitgliedern des Schafzuchtverbands, Bezirk Eifel, ausgebrochen war. Die Züchter aus der Eifel sind in Sorge um ihre Tiere, da der Wolf zurückgekehrt ist.

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Im Vorjahr hatte man die Besucher darüber informieren wollen, jedoch dafür reichlich blutige Bilder an den Ständen aufgehängt, ohne dies vorab mit der Museumsleitung abzusprechen. Die Bilder mussten abgenommen werden – sehr zum Ärger der Züchter. Dieses Jahr rief man deshalb zum Boykott des Wollmarktes auf und viele folgten dem Aufruf.

8000 bis 10.000 Besucher spazierten über den Wollmarkt

„Dennoch haben wir drei Züchter und eine Halterin zu Gast, die vier unterschiedliche Schafsrassen präsentieren und den Besuchern Rede und Antwort stehen“, so Maike Lammers, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums. „Dass die Schäfer in Sorge um ihre Tiere sind, ist absolut verständlich“, betonte Museumsleiter Detlef Stender und fügte an: „Ich hoffe, dass wir wieder zueinanderkommen.“

Bei hochsommerlichen Temperaturen nutzten im Laufe des Sonntags 8000 bis 10 000 Besucher die Gelegenheit, über den Wollmarkt zu flanieren. An insgesamt 110 Ständen gab es alles rund ums Schaf: von Käsespezialitäten über Roh- und Strickwolle bis hin zu gegerbten Fellen und Schafsmilchseifen.

Dampftraktor ein weiterer Höhepunkt bei Kindern und Eltern

Darüber hinaus boten Händler Filzhüte, Woll-Accessoires und kuschlig warme Pullover an, die zwar bei knapp 30 Grad niemand tragen wollte, aber dennoch von vielen anprobiert wurden. Handwerker und Kunsthandwerker mit selbstgebundenen Besen, Töpferwaren und Schmuck gehörten ebenso zu den Marktbeschickern wie die Anbieter zahlreicher Köstlichkeiten.

Große Aufmerksamkeit wurde auch Dietmar Berndt zuteil, der mit einem Dampftraktor seine Runden zwischen Museum und Kirche drehte. Auf dem Anhänger saßen jede Menge Kinder und nicht minder begeisterte Väter. Abkühlung und Entspannung bekam, wer am Nachmittag in die St.-Nikolaus-Pfarrkirche ging. Dort fanden ein heiteres Orgelkonzert mit Gereon Krahforst und ein Dudelsackkonzert mit Mario Mikut statt.

Literarisches trug der Bürgerverein Kuchenheim zum diesjährigen Wollmarkt bei: Krimiautor Jürgen Schmidt las ebenso wie Kinderbuchautorin Sonja Kaboth. Adele Vara aus Kuchenheim erzählte erlebte Geschichten.

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