Zu Gast in FlamersheimDie neunte Zirkusgeneration – ein Leben auf Wiesen und Rädern

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Die siebenköpfige Familie Lauenburger hat es mit ihrem kleinen Wanderzirkus nicht gerade leicht.

Die siebenköpfige Familie Lauenburger hat es mit ihrem kleinen Wanderzirkus nicht gerade leicht.

Euskirchen-Flamersheim – „Es gibt ja solche und solche Zirkusse“, erzählt Vanessa Lauenburger. Wir sitzen am Küchentisch in ihrem bunten Bauwagen. Einer von vielen, die seit ein paar Tagen auf den Weiden zwischen Flamersheim und Schweinheim parken.

Mit Eseln, Lamas, Ponys, einem Bullen und einer Gans ist die Zirkusfamilie Lauenburger vor ein paar Tagen von Adenau aus angereist. Die 38-jährige Vanessa Lauenburger bildet mit ihrem Mann und den fünf Töchtern das Ensemble des Zirkus Meik, der an diesem und kommenden Wochenende eine kunterbunte Show für die Besucher bereithält.

Wanderzirkusse gibt es viele. Dort wird man hineingeboren und ist mit Herzblut dabei. Die Menschen zu verzaubern, das ist Vanessa Lauenburger wichtig. Dafür lebt sie. „Man muss mit Herz und Seele dabei sein, sonst funktioniert das nicht“, sagt die Mutter.

Zirkus ist auf Gunst der Bauern angewiesen

Ihre Familie bildet nun bereits die neunte Zirkusgeneration. Darauf ist Lauenburger sehr stolz. Aber es werde immer schwieriger zu überleben. Man lebe am Existenzminimum, sagt sie. „Zirkus Knie, Roncallli und so weiter. Die kennt man ja. Diese großen Zirkusse laufen sehr gut“, weiß sie. Als kleiner Familienbetrieb könne man da aber heutzutage nicht mehr wirklich mithalten.

Auch finanziell sei dies gar nicht machbar. Die Kölner Platzmieten zum Beispiel. Dafür müsse man 3000 Euro zahlen – und zusätzlich sei eine Tagesmiete von 300 Euro fällig. Als kleiner Familienzirkus sei man auf die Gastfreundschaft der Landwirte angewiesen: „Wir sind sehr froh, dass die Bauern uns die Felder zur Verfügung stellen“, erzählt sie. Als Dank gibt es Freikarten.

Die Familie freut sich. Seit gestern wissen sie, dass ihnen nach Flamersheim ein Platz in Bad Münstereifel sicher ist. Ihre nächste Station nach den Vorstellungen in Flamersheim. „Natürlich haben wir auch Kollegen, die nicht respektvoll mit dem Grundstücken umgehen“, ärgert sich Markus Knoch, Ehemann von Vanessa Lauenburger. Deshalb seien viele Menschen voreingenommen. Vor ein paar Wochen seien sie aber tatsächlich gebeten worden, noch ein bisschen länger an Ort und Stelle zu gastieren, weil sie so freundliche Nachbar seien.

Zweimal pro Woche eine Lehrerin

Nach dem Aufbau kämen die Kinder aus der Nachbarschaft und streichelten die Tiere. Das sei für viele Stadtkinder etwas Besonderes. Gerade heutzutage, wo sich die Freizeit vieler nur noch im Internet abspiele, sagt Vanessa Lauenburger. Auch ein Grund, weshalb es für sie so wichtig ist, die Zirkustradition aufrecht zu erhalten.

Trotzdem: Ihren Töchtern möchte die Mutter gerne die Perspektive auf ein anderes Leben bieten. Die 17-jährige Madeleine hat kürzlich ihren Hauptschulabschluss gemacht. Möglich machte dies die „Schule für Circuskinder“, eine Initiative der Evangelischen Kirche. Zweimal pro Woche kommt eine Lehrerin für die Kinder. Zusätzlich gibt es Online-Unterricht. Diese Chancen hatte Mutter Vanessa damals nicht.

Was die Mädels denn gerne machen würden, wenn es den Zirkus nicht gäbe? „Ich würde gerne Polizistin werden“, erzählt die 15-jährige Laura. Aber es mache ihr Spaß: die Akrobatik, das Reisen, das Leben mit den Tieren. Das ist für die Mädchen ganz normal. Stolz zeigen sie ihre Meerschweinchen und Kaninchen. „Und einen neuen Hund haben wir auch!“, ruft die sechsjährige Joana.

Familie Lauenburger hat ein breitgefächertes Repertoire an Zirkusnummern. Zwei Stunden lang gibt es Zauberhaftes in der Manege zu sehen: Clowns, Seiltanz, Feuerspucker, Luftakrobatik. „Jetzt, wo es nicht mehr so heiß ist, ist perfektes Zirkuswetter“, sagt Vanessa Lauenburger. Sie und ihre Familie freut sich, wenn sie an den kommenden Vorstellungen, den ein oder anderen Besucher mit ihren Zirkusnummern ein wenig verzaubern kann. Und Popcorn gibt es auch.

Der Zirkus Meik hat sein Zirkuszelt in Flamersheim Am Buschweg aufgeschlagen. Vorstellungen sind am Samstag um 16 Uhr und Sonntag um 14 Uhr sowie am kommenden Wochenende: Freitag und Samstag (jeweils 16 Uhr) und Sonntag (14 Uhr).

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