FC Scheven und FC KeldenichGründung der geplanten Spielgemeinschaft gefährdet

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Würden gerne eine Spielgemeinschaft mit dem FC Scheven eingehen: die Spieler des FC Keldenich (orange Trikots).

Würden gerne eine Spielgemeinschaft mit dem FC Scheven eingehen: die Spieler des FC Keldenich (orange Trikots).

Kreis Euskirchen – Der Fußballverband Mittelrhein (FVM) will die unterbrochene Amateur-Saison für Frauen, Männer und Jugendliche über den 30. Juni hinaus möglichst ab dem 1. September fortsetzen – falls das Coronavirus dies zulässt. Aus diesem Grund hat der Verband die 1100 betroffenen Vereine in einer Online-Befragung zur Stellungnahme mit „Ja, Nein oder Enthaltung“ aufgefordert.

Nicht wenige Klubs, zu denen aus dem Kreis Euskirchen neben dem FC Scheven, dem FC Keldenich etwa auch der SV Frauenberg, TuS Mechernich oder der SC Roitzheim gehören, üben jedoch deutliche Kritik an den FVM-Plänen und haben bei der Umfrage, deren Ergebnis der FVM in der Nacht zum Donnerstag ins Internet gestellt hat, mit Nein gestimmt (siehe „Eine hauchdünne Mehrheit“).

FVM-Plan ist umstritten

„Sollte es keine Mehrheit geben, werden wir einen außerordentlichen Verbandstag einberufen“, hatte FVM-Präsident Bernd Neuendorf bei der Vorstellung der Pläne angekündigt. Sein Hauptargument zur Fortsetzung der Saison war Planungssicherheit für den FVM, weil so die Entscheidungen über Auf- und Abstieg auf dem Platz und nicht am grünen Tisch fallen würden und damit etwaige Vereinsklagen gegen Verbandsentscheidungen ausgeschlossen seien. Die Klubs, die gegen den FVM-Vorschlag sind, befürchten aber, dass in diesem Fall eine ganze Reihe anderer Klagen erhoben werden könnte.

Etwa, weil Vereine im September nicht mehr den gleichen Trainer und einen gleichstarken Kader zusammenhaben, wie sie ihn in einer corona-freien Rückrunde gehabt hätten. Oder weil sie die laufenden Verträge nicht beliebig verlängern konnten.

Viele wollen laufende Saison annulieren

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende heißt da bei vielen die Devise. „Ich bin wie viele meiner Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, dafür, die laufende Saison zu annullieren und im September, wenn es denn möglich ist, mit den gleichen Staffeln neu zu beginnen“, sagt etwa Sven Kaiser, zweiter Vorsitzender des FC Keldenich. Und weiter: „Das scheint mir am einfachsten zu sein und wäre auch in Anbetracht der Tatsache, dass noch die komplette Rückrunde zu absolvieren ist, für alle die sauberste Lösung.“

Diese Meinung hat auch der Vorstand des FC Scheven in einem öffentlichen Statement vertreten: „Es kann zu Spielermangel und unnötigen Abmeldungen kommen.“ Teammanager Dustin Möhrer zu dieser Zeitung: „Wenn wir tatsächlich in die Rückrunde starten müssten, hätten wir neun Monate lang keine Ligaspiele mehr gemacht. Unsere Spieler sind für diese Saison einfach nicht mehr zu motivieren. Die Luft ist raus. Wir brauchen den Abbruch. Sonst wird es ganz schwer, die Spieler beisammenzuhalten.“

Frühestens ab 1. September

Mit 50,14 Prozent hat sich eine knappe Mehrheit der Vereine im Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) für eine Fortsetzung der Saison 2019/20 frühestens ab dem 1. September ausgesprochen. 696 (82,56%) der am Spielbetrieb teilnehmenden Vereine nahmen an der Online-Abstimmung teil. Das Ergebnis wurde laut Verband unter notarieller Aufsicht festgestellt.

FVM-Präsident Bernd Neuendorf: „Wir haben als Verband Position bezogen und für die Fortsetzung der Saison geworben. Wir danken allen Vereinen, dass sie sich so zahlreich an den Konferenzen und an der Umfrage beteiligt haben.“ Neuendorf weiter: „Präsidium und Beirat des Fußball-Verbandes Mittelrhein sowie Verbandsjugendausschuss und Verbandsjugendbeirat werden sich angesichts des knappen Ausgangs zeitnah mit dem Ergebnis des Meinungsbildes auseinandersetzen und über das weitere Vorgehen entscheiden.“ Folglich ist es nicht ausgeschlossen, dass die Saison doch noch abgebrochen wird. (tom)

Die deckungsgleiche Meinung ist in diesem Fall allerdings kein Zufall, denn die beiden Klubs, die derzeit in der Kreisliga C spielen, wollen ab Juli dieses Jahres in einer Spielgemeinschaft ihren Seniorenbereich neu aufstellen und haben so einen guten Grund, die FVM-Pläne abzulehnen: Sie sehen ihr Projekt gefährdet.

Möhrer: „Vorstände und Spieler beider Vereine sind für eine neue Saison voll motiviert. Deshalb sind wir in der Planung für das Zusammengehen.“ Bereits weit vorangeschritten seien auch Überlegungen für die Verpflichtung eines Trainers oder den Kauf von Trikots und Trainingsmaterial: „Wenn uns die Super-Chance, hier etwas neu aufzubauen, genommen wird, wäre das eine Katastrophe.“ Mit der Weiterführung der Saison 2019/2020 würde man nicht nur das Partnerschaftsprojekt verzögern, sondern im schlimmsten Fall die Grundlage für das weitere sportliche Treiben nehmen.

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Möhrer: „Die Folge wäre, dass zwei kleine Vereine aus der Kreisliga C in ihrer Existenz im sportlichen Bereich gefährdet wären.“ In ihrer Verlautbarung hatten die Schevener auch einen grundsätzlichen Wunsch geäußert: „Im Fall eines Abbruchs der laufenden Saison bitten wir die anderen Vereine, auf Klagen gegen den Verband zu verzichten. Lasst uns zusammen als Fußballklubs solidarisch sein.“

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