Für trockene BödenHochwald bietet Bauern große Menge Wasser an

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Wasser für die Börde-Felder könnte die im Bau befindliche Hochwald-Großmolkerei liefern.

Wasser für die Börde-Felder könnte die im Bau befindliche Hochwald-Großmolkerei liefern.

Kreis Euskirchen – Thorsten Oberschmidt, Geschäftsführer der Hochwald Foods GmbH, hat angeboten, künftig rund 2,5 Millionen Liter gereinigte Abwässer für die Beregnung trockener Böden in der Zülpicher Börde bereitzustellen – und das täglich.

Trinkwasserqualität

Das Abwasser habe Trinkwasserqualität und werde aus der derzeit in Bau befindlichen Großmolkerei im Gewerbegebiet Obergartzem III kommen, hieß es. Beim Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick kommt dieses Angebot sehr gut an – schon aus ökologischen Gründen, wie Schick, selbst Landwirt und promovierter Agraringenieur, betonte: „Das reduziert die Entnahme von Grundwasser in der Börde, um dessen Pegelstand es ohnehin nicht gut bestellt ist.“

Strategie

Durch den Klimawandel werde die Wasserversorgung der Felder in der ohnehin trockenen Zülpicher Börde schwieriger, so Achim Blindert: „Es ist wichtig, dass durch ein gezieltes Wassermanagement unter Einbindung aller Akteure frühzeitig eine Strategie erarbeitet wird, um zum einen die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln zu sichern und zum anderen einer steigenden Wassernutzungskonkurrenz entgegen zu wirken“, so der Geschäftsbereichsleiter in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Kreisbauernschaft.

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Nach Angaben des Erftverbandes ist die Grundwassermenge in der südlichen Rur-Scholle natürlich begrenzt. Auf der Basis seiner geologisch-hydrogeologischen Daten biete der Verband Beratungen an, falls ein Brunnen gebohrt werden sollte. Die Landwirtschaftskammer informierte die Teilnehmenden über Fördermöglichkeiten zu Bewässerungsnetzen. Da der Kreis Euskirchen eine negative Wasserbilanz in der Vegetationszeit aufweise, sei diese Förderung möglich. Voraussetzung sei aber der Zusammenschluss der Landwirte zu einem Wasser-/Beregnungsverband, der dazu beitragen könne, dass eine flächendeckende Versorgung mit Wasser möglich ist.

Der Kreis werde weiter über die Möglichkeiten einer Verbandsgründung informieren. Blindert: „Eine Kooperation der Betriebe kann zu einer nachhaltigen Verteilung des Wasserangebotes führen und somit die Existenz der Betriebe auch in möglicherweise folgenden Dürrejahren sichern.“ (sch)

Er sehe es natürlich nicht ungern, wenn Unternehmen aus der Stadt gesamtwirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Verantwortung erkennen ließen, fügte er hinzu. So sei im Rahmen der zurzeit laufenden Spielplatzsanierungen in der Stadt auch schon erwogen worden, von Bleibelastung freien Aushub ebenfalls von der Hochwald-Baustelle in Obergartzem III zu beziehen.

Kreis ruft zur Eile

Schick und die große Mehrheit im Mechernicher Rat hatten sich bisher ohnehin über die Ansiedlung gefreut – zu einem, weil 1200 Landwirte der 3000 Mitgliedslieferanten von Hochwald im Einzugsgebiet des künftigen Werks lägen, zum anderen, weil 250 Arbeitsplätze in der Stadt entstünden. Es gab aber auch kritische Stimmen wegen verkehrlicher und ökologischer Bedenken.

So stößt das Angebot Oberschmidts bei den Grünen, die der Ansiedlung stets kritisch gegenüberstanden, längst nicht auf ungeteilte Freude. Das Konzept sei sicher nicht ganz schlecht, konzediert Ratsfraktionschefin Nathalie Konias, „auch wenn man daran denken darf, dass im Winter die Bauern keine 2500 Kubikmeter pro Tag auf ihren Feldern brauchen.“

Grüne: „Augenwischerei“

Aber dann könne das Wasser ja dem Bach zugeführt werden, der es in trockenen Phasen sicher gut gebrauchen könne. „Allerdings“, fügt Konias hinzu, „ist das gute Konzept auch ein bisserl Augenwischerei, denn durch Hochwald werden 21 Hektar versiegelt.“ Unterm Strich, so Konias: „Ein nettes Konzept für einen Betrieb, der die Trinkwassermenge einer Stadt mit mehr als 10 000 Einwohnern benötigt und einen massiven Eingriff darstellt, der für Mechernich vielschichtige Probleme bei derzeit nicht ersichtlichem Nutzen bringt.“

Bei der Euskirchener Kreisverwaltung freut man sich über das Angebot Oberschmidts, denn um das Wasser in der Börde stehe es nicht gut. „Mit 1700 Sonnenstunden ist Zülpich ganz weit vorne in ganz Deutschland“, so der zuständige Geschäftsbereichsleiter Achim Blindert. „Die fruchtbaren Böden machen die Bördelandschaft zu einem äußerst ertragreichen Anbaugebiet für die Landwirtschaft. Allerdings ist die im Lee der Nordeifel liegende Region auch sehr niederschlagsarm.“ Es bedürfe eines Wassermanagements unter Einbindung aller Akteure – „und zwar frühzeitig“, wie Blindert betont (siehe auch „Strategie“).

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Hochwald-Chef Thorsten Oberschmidt erklärte, dass das Unternehmen sich als eine landwirtschaftliche Genossenschaft der Landwirtschaft verpflichtet und verbunden fühle und die regionale Wertschöpfung sichern wolle. Das natürliche Wasserangebot könnte somit durch das gereinigte Abwasser der Molkerei ergänzt werden, denn der öffentlichen Trinkwasserversorgung sei grundsätzlich Vorrang vor anderen Nutzungen einzuräumen.

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