Grusel-StadtMonschau feiert mit aufwendigen Dekorationen Halloween

Lesezeit 4 Minuten
Monschau_Halloween_6

Folgt Käpt’n Jack Humbug: Sechs Stadtführer machen sich mit den Besuchern auf den Weg durchs gruselige Monschau.

Monschau – „Möchtest du lieber dein Nutella-Crepe weiteressen oder etwas Gehirn?“, fragt die Mutter ihre kleine Tochter angesichts des Speisenangebots vor dem Aukloster. Hier haben Geister im Barockgewand eine feudale Tafel aufgebaut: Es gibt Würmer, blutiges Herz und Menschenohr.

Wer am letzten Wochenende im Oktober durch Monschau geht, sollte auf der Hut sein. In dunklen Ecken und Gassen lauern Werwölfe und Untote, um die Passanten zu erschrecken. Eine Stadt kann Halloween – und alle, oder zumindest eine Menge, Monschauer machen begeistert mit. Das Spiel mit dem Grusel ist ein uraltes Vergnügen. In der Eifel hat sich Monschau als ein Hotspot für die Fans des Spektakels etabliert. Es ist Gästeunterhaltung, Fremdenverkehrsattraktion – und großer Spaß.

Marco Biergans ist mit Freddie-Krüger-Maske, Schwester Angelina und Vater Uli aus Düren gekommen. „Wir kommen seit etwa zehn Jahren hierher“, erzählt der Vater, der sich als Schamane von seinen Zombiekindern distanziert. „Ich gehöre nicht zu denen, ich bin von den Guten“, sagt er lachend. Und Marco kündigt an, am Sonntag in einem anderen Kostüm erneut zu erscheinen.

Engagiert für Monschau

Im Viertelstunden-Rhythmus gehen die Führungen durch die Stadt. „Käpt’n Jack Humbug“, einer der sechs Führer, zieht mit fast 40 Leuten los. Viele Anwohner haben ihre Häuser geschmückt und stehen kostümiert in den Türeingängen, um die Gäste zu erschrecken. An mehreren Stationen haben die Akteure liebevoll Gruselszenen inszeniert. An der Rurbrücke wandeln schweigende Horrormönche und -nonnen, am Mühlenberg wartet ein Werwolf auf Opfer, sehr unzulänglich von den „Wächtern der Zeit“ bewacht. Gekreisch beweist, dass sich wieder ein Geist angeschlichen hat.

Monschau_Halloween_11

In jeder Ecke warten Untote und Gruselwesen...

„Ich bin unschuldig, ich wusste nicht, dass man in Monschau keine Kinder essen darf!“, ruft Arnold Kommer, Stadtführer und Bewohner des ehemaligen Gefängnisses, und ringt die gefesselten Hände. „Willst du mit mir spielen?“, fragt das Schulmädchen mit bluttriefendem Mund. Der Irre in der Zwangsjacke drängt sich durch die Menschen, fällt über die Leiche des Soldaten und Kommer klammert sich an die Füße der Vorübergehenden. Bis zu 20 Akteure sind bei Kommer aktiv. „Das macht einen irrsinnigen Spaß“, sagt eine Frau aus der HorrorgestaltenHelfer-Truppe.

„Bei kleinen Kindern halten wir uns etwas zurück“, sagt der Stadtführer. Eigentlich seien die Führungen erst ab acht Jahren, doch viele bringen kleinere Kinder mit. Eine Vampirfrau berichtet, sie habe, als ein Kind Angst zeigte, gesagt, dass man nun die Mama erschrecken gehe – und klar gemacht, dass alles ein Spiel ist.

Untote, um „die Stadt am Leben zu halten“

„Wir haben rund 70 Leute, die die Halloween-Führungen und die Stationen gestalten“, erzählt Helga Jahnke-Offermann, die die Aktion vor 18 Jahren ins Leben gerufen hat. Damals habe sie eine Stadtführung gesehen, die sie klasse gefunden, bei der sie aber Effekte vermisst habe. Mit fünf Gästen habe sie die erste Führung gemacht, erinnert sie sich.

Bei den Besuchern kommt es gut an. „Ja, ich hatte schon Angst“, gibt die achtjährige Emilia aus Mönchengladbach zu. Mit Vater Frank und der zehnjährigen Leana ist das Monschauer Halloween der Abschluss ihres Eifelurlaubs. „So etwas gibt es bei uns nicht“, sagt der begeisterte Vater.

„Wir tun es, weil es Spaß macht – aber auch als Monschauer, um die Stadt am Leben zu erhalten“, sagt Sascha Kaulen, der als „Graf de Montjoie, Bruder des Grafen Dracula“ unterwegs ist. Alles werde ehrenamtlich und in Eigenleistung erbracht.

Dreieinhalb Stunden hat Julia Reitz die Latexmaske vor dem Mund gebastelt. Sie sitzt vorm Aukloster am Tisch der gruseligen Speisegesellschaft. Seit vier Jahren ist sie dabei. Alles habe die Gruppe selbst gemacht, den Tisch mit der Öffnung für den lebenden Kopf gebastelt und alle Requisiten beschafft: „Zweimal im Jahr treffen wir uns, um die Stationen vorzubereiten.“ Doch nicht immer spiele das Wetter so mit, wie das jetzt der Fall sei. „Im letzten Jahr haben wir uns bei null Grad an die Thermoskanne geklammert“, erinnert sie sich, bevor sie wieder Haltung einnimmt: Die nächste Führung biegt um die Ecke.

Rundschau abonnieren