Held im AbstiegskampfEuskirchener schießt den Bonner SC zum Klassenerhalt

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Nach dem Platzverweis ging es ziemlich unübersichtlich zu.

Frauenberg/Bonn – Was für eine Achterbahn der Gefühle. Marcel Kaiser hat den Bonner SC mit seinem Tor gegen Alemannia Aachen (1:0) zum Klassenerhalt geschossen. Der BSC musste nach dem umstrittenen Platzverweis (67.) für den Frauenberger, der Bonn in Richtung des Mittelrheinligisten FC Hürth verlassen wird, aber zittern.

Weil am Dienstagabend der SV Bergisch Gladbach sein Gastspiel beim Tabellenführer Borussia Dortmund U 23 verloren hat, hat der BSC vor dem letzten Spieltag fünf Punkte Vorsprung vor der Mannschaft des Arloffer Trainers Helge Hohl. Der SV steht als Absteiger fest, da auch Konkurrent RW Ahlen mit 3:2 gegen den SV Straelen gewann.

Das Tor des Tages

Es dauerte genau vier Minuten, bis nach dem Wiederanpfiff die 500 Zuschauer im Sportpark Nord jubelten. Nach einer Flanke von Daniel Somuah hatte zunächst der eingewechselte Serhat-Semih Güler den Ball verpasst, dann aber im Sitzen das Spielgerät zum mitgelaufenen Kaiser gestochert.

Der Frauenberger spitzelte den Ball schließlich zur verdienten Führung für die Hausherrn über die Linie. Es war Kaisers drittes Tor in den vergangenen vier Spielen. Damit hat der 29-Jährige entscheidenden Anteil am Klassenerhalt des BSC.

Die Szene des Spiels

Es läuft die 67. Minute in einem fairen Spiel. Dann grätschte Kaiser im Mittelfeld von hinten gegen den Aachener André Wallenborn. Dabei spielt Kaiser eindeutig den Ball, der Angriff war aber eben nicht ganz regelkonform. Der Hellenthaler Schiedsrichter Marc Jäger entschied sich nicht für die Gelbe Karte, die gerechtfertigt wäre, sondern für Rot.

Sofort sank Kaiser verzweifelt, flehend und voller Unverständnis vor Jäger auf die Knie. Doch sämtlicher Protest half nicht, Kaiser musste runter. Der 29-Jährige zog sich in die Katakomben des Sportparks zurück und zitterte schließlich von einer Treppe aus mit den Mannschaftskollegen mit.

Der Schiedsrichter

Marc Jäger hatte bis zur 67. Minute überhaupt keine Probleme mit dem Spiel. Im Gegenteil: Er leitete nicht nur souverän, sondern zeigte sich auch mehrfach als Sportsmann. Als sich in der 16. Minute der Aachener Frederic Baum schwer am Knie verletzte und mit dem Rettungswagen abtransportiert werden musste, gab der Hellenthaler Jäger ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.

Kurz vor der Pause, als der Bonner Daniel Somuah mit einem Heber scheiterte und verzweifelt auf dem Boden lag, half Jäger ihm wieder auf die Beine.

In der 67. Minute stellte Jäger Bonns Torschützen Kaiser vom Platz. Unterm Strich wohl eine zu harte Entscheidung. Weil sich Bonns Trainer Björn Hoppe über die Entscheidung extrem aufregte, schickte Jäger ihn auf die Tribüne. Als sich Kaiser und Jäger auf dem Weg in die Kabine nach dem Schlusspfiff noch einmal über den Weg liefen, sprach der Blick des Frauenbergers Bände: Freunde werden die beiden wohl nicht mehr.

Der Spieler des Spiels

Diese Partie wird Marcel Kaiser wohl nie vergessen. Erst die Führung erzielt, dann vom Platz gestellt. Schon in der ersten Halbzeit war der 29-Jährige ein Aktivposten aufseiten des BSC. Ein Abschiedsspiel bleibt Kaiser, der auch eine Saison für Gegner Alemannia Aachen aktiv war, aber verwehrt. Im letzten Heimspiel gegen die Reserve des 1. FC Köln ist er gesperrt.

Nach dem Schlusspfiff wurde Kaiser von den Zuschauern gefeiert – nachdem er in den Armen von Vater Michael eine bittersüße Mischung aus Freuden- und Frust-Tränen vergossen hatte und sich von Mutter Agi und Freundin Pola aufmuntern ließ.

Die Stimmen zum Spiel

Marcel Kaiser: „Ich weiß gar nicht wohin mit meinen Gefühlen. Es ist ein großartiges Gefühl, gleichzeitig bin ich traurig, weil mir mein Abschiedsspiel geklaut worden ist.“

BSC-Trainer Björn Hoppe: „Ich bin froh, dass ich jetzt wieder durchschlafen kann. Das war ein sehr anstrengendes halbes Jahr. Den Jungs muss ich ein Riesenkompliment für diese Rückrunde machen.“

BSC-Sportvorstand Stefan Krämer: „Marcel hat sich in all seinen Spielen für den Bonner SC stets in den Dienst der Mannschaft gestellt und bis zum Umfallen gekämpft. Er ist ein echtes Original, dem die Rheinlöwen viel zu verdanken haben.“

Marcels Vater Michael: „Es ist so unheimlich schade für Marcel. Er hätte sich das Spiel gegen den FC verdient. Es war das erste Foul des Jungen. Aber es war klar, dass ein Euskirchener Schiedsrichter so entscheidet. Euskirchen und Bonn mögen sich ja nicht gerade.“

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Zuschauer Marcel Blum, der für den TuS Zülpich spielt: „Aus meiner Sicht war es keine Rote Karte. Aber es sieht unglücklich aus, weil Marcel nach dem ausbleibenden Pfiff recht aufgebracht hinter seinem Gegenspieler herläuft. Ich kann mir vorstellen, dass der Schiedsrichter nicht gesehen hat, dass Marcel den Ball spielt.

Dann bewertet er nur das Foul aus der Emotion heraus und dann kann man Rot geben. Aus meiner Position von der Tribüne aus war es kein Platzverweis, aus der Position des Schiedsrichters aber vielleicht schon.“ Bonns Betreuer „Mokka“ Volk aus Zülpich: „Das war nie im Leben ein Platzverweis.“

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