ArdennenoffensiveHellenthaler „Missing in Action“ sucht noch immer nach Vermissten

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Hocken im Diorama eines amerikanischen Feldlazaretts: Eric Vergouw (v.l.), Jean-Philippe Speder und Eric Bijtelaar.

Hellenthal – Noch immer tragen die Wälder in Deutschland und Belgien die Spuren des Krieges während der Kämpfe im Hürtgenwald und der Ardennenoffensive. Und noch immer werden Soldaten vermisst, deren Angehörige nicht genau wissen, wo sich die sterblichen Überreste ihrer Verwandten befinden. Auch heute noch werden Leichname entdeckt, die entweder nie gefunden oder in den Wirren der letzten Monate des Krieges verscharrt wurden.

Eine der Organisationen, die sich der Suche nach den Vermissten verschrieben hat, ist „Missing in Action“ (MIA). Das ist bis heute die offizielle Bezeichnung des amerikanischen Militärs für seine Soldaten, die während Kampfhandlungen verschwinden. Drei Belgier und ein Holländer haben sich ehrenamtlich dieser Aufgabe verschrieben.

„Diese Leute verdienen eine ordentliche Bestattung“

„Es ist meine Mission geworden“, sagt Eric Bijtelaar. Er zeichnet mit Eric Vergouw verantwortlich für das Diorama eines amerikanischen Feldlazaretts, in dem deutsche Kriegsgefangene mitarbeiten. „Diese jungen Leute, die in diesen Wäldern waren, verdienen eine ordentliche Bestattung“, sagte er. In einer Präsentation stellte er am Samstagabend die Arbeit der „Diggers“, wie sie genannt werden, vor. Rund 40 Zuhörer kamen zu dem Vortrag.

Er selbst sei durch Fundstücke mit MIA in Kontakt gekommen, so Bijtelaar. Sein Interesse an den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs sei geweckt worden durch die Erzählungen seiner Großeltern, berichtet er. Nachdem er viel recherchiert habe, habe er eines Tages eine Feldflasche gefunden. Die Suche nach dem ehemaligen Besitzer habe ihn zu der 99. Infanteriedivision und dem Projekt MIA geführt. „Ich habe die Flasche schließlich der Familie des Soldaten geschickt“, erzählt er. Seit 2016 sei er offiziell dabei.

1980 war ein Wendepunkt

Entstanden ist das Projekt im Laufe der 1980er-Jahre. Jean Louis Seel, Marc Marique und Jean Philipe Speder waren schon einige Zeit auf den Schlachtfeldern der Ardennenoffensive unterwegs, um Überbleibsel der Kämpfe zu finden.

„1980 gab es einen Wendepunkt in diesen Aktivitäten“, berichtete Bijtelaar. Damals wurde die Erkennungsmarke vom Max Wisnieski entdeckt. Er war Feldarzt der 99. Infanteriedivision der amerikanischen Armee. Immer mehr kam zum Vorschein, dass hinter den Überresten, die auf den Schlachtfeldern zu finden waren, menschliche Schicksale steckten. Erste Kontakte mit den Veteranen der 99. Division seien entstanden.

25 Fälle sind aktuell offen

Doch richtig in Gang kam die Zusammenarbeit, als die „Digger“ im Jahr 1988 den Leichnam von Alfonse Sito in einem unberührten Schützenloch fanden. Über den Veteranen Richard Byers und den Militärhistoriker Bill Warnock wurde eine gezielte Suche in Gang gesetzt. Eine Liste mit 34 Fällen wurde zusammengestellt. Die Hinweise von Zeugen, so Eric Bijtelaar, hätten dazu geführt, dass im Jahr 1990 nach zweitägiger Suche der Leichnam von Lonnie Holloway in einem Graben gefunden worden sei.

Im Laufe der Jahre seien zwölf Soldaten des 99. Infanteriedivision, sechs Deutsche und elf Personen gefunden worden, die mit Flugzeugen abgestürzt seien, erzählte Speder, der aus seinem Wohnort Stavelot in Belgien zu der Veranstaltung gekommen war. 25 Fälle seien aktuell offen und würden geprüft. Denn um nach den Toten suchen zu dürfen, sind viele Genehmigungen von Behörden notwendig. Auch die Landbesitzer müssen ihre Zustimmung geben.

Wunsch nach eigener Ausstellung

Besonders die Suche nach Flugzeugen sei aufwendig und erfordere schweres Gerät, über das ihre Gruppe nicht verfüge. „Wir arbeiten dann mit der amerikanischen Organisation ’History Flight’ zusammen“, erzählen die Ehrenamtler. Durch die gemeinsame Arbeit konnten zum Beispiel 2012 bei Allmuthen in der Gemeinde Büllingen die sechs Besatzungsmitglieder eines abgeschossenen B-26-Bombers gefunden werden.

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Aus eigenen Fundstücken hätten Bijtelaar und Vergouw die Ausstellung zusammengestellt, berichteten sie. „Wir würden gerne ein Museum in der Gegend von Hollerath einrichten, denn wir vermissen einen Ort, an dem Informationen über die Ardennenoffensive erhältlich sind und Fundstücke ausgestellt werden“, so Bijtelaar.

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