Repowering im DreiländereckKartierung von möglichen Windparks in Hellenthal

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In direkter Nachbarschaft der Westwallhöcker stehen die Windräder des Windparks Kehr, in dem die Firma Energiekontor ein Repowering plant.

In direkter Nachbarschaft der Westwallhöcker stehen die Windräder des Windparks Kehr, in dem die Firma Energiekontor ein Repowering plant.

Hellenthal-Losheim/Kehr – Arm an Windkraftanlagen ist die Gegend zwischen Ormont und Losheim wahrlich nicht. Demnächst, so plant es zumindest die Firma Energiekontor, wird sich das Landschaftsbild weiter verändern, wenn im Zuge des Repowerings sechs Anlagen von bis zu 240 Metern Gesamthöhe gebaut werden. Zusammengenommen sollen diese eine Nennleistung von 27,6 Megawatt liefern. Dustin Osthoff, Projektleiter bei der Aachener Niederlassung der weltweit agierenden Firma, stellte die Planung im Hellenthaler Bauausschuss vor.

Zwar stehen die meisten Windräder in dem Dreiländereck auf rheinland-pfälzischer Seite, doch auch in NRW gibt es einige. Sechs Anlagen stehen im Windpark Losheim, drei in der Konzentrationszone Kehr, die einen schmalen Streifen entlang der Landesgrenze bildet. In Betrieb genommen wurden die Windparks 2006 und 2007.

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85 Meter Nabenhöhe weisen die Anlagen bisher auf – festgeschrieben im 1998 verabschiedeten Flächennutzungsplan. Doch die Technik hat längst ganz andere Dimensionen. Und so plant Energiekontor mit Anlagen in einer Gesamthöhe zwischen 180 und 240 Metern. Dass sie keine einheitliche Höhe haben werden, hat einen einfachen Grund: Mehrere Einzelgehöfte stehen sind in der Nähe. Sie fallen nicht unter die Abstandsregelung von 1000 Metern, die im NRW-Baugesetzbuch zu finden ist. Für sie gelten deutlich geringere Abstände.

Osthoff: „Alles, was dazwischen liegt, muss einzeln geprüft werden“

Schon jetzt haben die Windräder teilweise Entfernungen von 500 Metern zu den einzelnen Häusern. Bei einer Nabenhöhe von 85 Metern ist das noch zu verkraften. Anders sieht es aus, wenn die Räder tatsächlich insgesamt bis zu 240 Meter hoch werden sollten. Im Verwaltungsrecht gibt es dafür den Begriff der „optisch bedrängenden Wirkung“. So habe sich, führte Osthoff aus, in der Rechtssprechung herausgebildet, dass ein Abstand der dreifachen Höhe der Windkraftanlage als ausreichend angesehen werde, einer der zweifachen Höhe dagegen nicht. „Alles, was dazwischen liegt, muss einzeln geprüft werden“, erläuterte er. Ein Gutachter habe die Situation vor Ort in Augenschein genommen.

Potenzielle Flächen für die Windkraft

Mit einer Gegenstimme verabschiedete der Ausschuss für Forst und Umwelt der Gemeinde Hellenthal die Windenergiepotenzialanalyse für das Gemeindegebiet. Seit vielen Monaten hatten die Ratsvertreter über die weichen Kriterien gerungen, mit denen die Abstände der möglichen Windkraftflächen zu Gewässern oder Naturschutzflächen festgelegt wurden.

Fünf mögliche Flächen präsentierte der Planer Stephan Müller vom Büro HKR Landschaftsarchitekten. Diese sind eine Erweiterung der Konzentrationszone Oberreifferscheid in Richtung Dickerscheid, eine Fläche bei Paulushof, eine im Udenbrether Wald, eine an der südlichen Gemeindegrenze am Bärbelkreuz und der Forst Schleiden im Quellgebiet der Kyll. Da die Wasserschutzzone III als weiches Kriterium genommen wurde, waren die bisher für möglich gehaltenen Flächen rund um die Oleftalsperre bereits aus der Betrachtung gefallen. Müller betonte, er habe die Flächen nur nach den vom Rat verabschiedeten Kriterien beurteilt.

Vorbehalte wegen des Artenschutzes gebe es bei allen betrachteten Flächen. So habe die Untere Naturschutzbehörde des Kreises bereits Bedenken für die Flächen bei Paulushof und im Forst Schleiden angemeldet. Probleme mit dem Denkmalschutz seien im Udenbrether Wald zu erwarten.

Das geringste Konfliktpotenzial sehe er bei den Flächen Oberreifferscheid und am Bärbelkreuz. Allerdings liege das Bärbelkreuz auf dem Höhenrücken, auf dem bis Blankenheim Schwarzstorchhorste aufgereiht seien. Eine gutachterliche Einschätzung gebe es noch nicht.

Zusammengenommen haben die fünf Bereiche eine Fläche von 98,8 Hektar, was 0,72 Prozent des Gemeindegebiets entspreche, so Müller. Das sei allerdings nicht genug, um den geforderten „substanziellen Raum“ für die Windenergie anzubieten. Dieser Wert liege bei zwei Prozent, rund 275,64 Hektar des Gemeindegebietes. Die Planung solle nun mit der Bezirksregierung abgestimmt werden. (sev)

Nach augenblicklicher Planung sollen die drei Enercon-Anlagen im Windpark Kehr repowered werden. Im Windpark Losheim ist beabsichtigt, ein Windrad zu repowern, zwei andere zurückzubauen und an anderer Stelle zwei neue zu errichten. Damit das möglich wird, so Osthoff, müsse die Höhenbeschränkung im Flächennutzungsplan fallen, die derzeit noch bei 85 Metern Nabenhöhe liege. „Sie könnten dann eine aktuelle Bauhöhenbeschränkung hineingeben“, schlug er dem Ausschuss vor. 250 Meter entsprächen dem derzeitigen Stand der Technik. Durch das Repowering könnten auch die bestehenden Konzentrationsflächen auf den Bereich angerechnet werden, die in der Gemeinde für die Windkraft bereitgehalten wird.

Aktuell sei die Firma Energiekontor nicht der Betreiber, erläuterte Osthoff auf Rückfrage des Ausschussvorsitzenden Ulrich Hoffmann. Doch es solle Gespräche mit den Betreibern geben. Niederlassungsleiter Frank Breuer ergänzte, es gebe bereits Anschlusspachtverträge für die Windräder in Kehr.

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