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Ski in der EifelWintersportanlagen sind geprüft – Aus für Anlage in Rohren

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Die Funktion des Notschalters am Skilift nimmt Klaus Simon vom TÜV Rheinland genau unter die Lupe.

Die Funktion des Notschalters am Skilift nimmt Klaus Simon vom TÜV Rheinland genau unter die Lupe.

Udenbreth – Sinkende Temperaturen und in der Nacht zum Samstag kräftige Schneefälle. Wenn die Prognose des Meteorologen Dr. Karsten Brandt von der Wetterstation „Donnerwetter.de“ am Weißen Stein stimmt, dürfte der Start in die Wintersportsaison Aktive und Liftbetreiber glücklich machen.

10 bis 15 Zentimeter Schnee sagt Brandt für den Weißen Stein voraus – und dass sich eine „längere winterliche Periode“ mit noch mehr Schnee anschließe. Rechtzeitig zum Start in die Saison haben der Ski- und der Rodellift die notwendige TÜV-Untersuchung bestanden.

Wenn Otto Sajonskowski, Sprecher der Betreibergesellschaft des Skilifts am Weißen Stein, auf die vergangenen Jahre angesprochen wird, verschwindet jedoch das Lachen aus seinem Gesicht. Die wenigen Wochenenden, an denen sich die Wintersportler am Hang knubbelten, taugten kaum, um die Kosten zu decken. Dass der Wintersportbetrieb in Rohren im Monschauer Land eingestellt wurde, ist da ein deutliches Signal (siehe „Aus für Anlage in Rohren“).

„Da ist einiges an Herzblut drin“, sagt Wintersportfan Sajonskowski. Über fünf Jahre läuft der Pachtvertrag, den die Betreiber mit der Gemeinde Hellenthal, Eigentümerin von Fläche und Skilift, abgeschlossen haben. Die Zukunft ist unsicher, alles hängt davon ab, wie lange der Lift noch läuft.

Größere Investitionen wird die Gemeinde, das macht Bürgermeister Rudolf Westerburg deutlich, nicht mehr wagen. „Die Rentabilität kann nicht abgebildet werden“, sagt er unmissverständlich. Durch den Einfluss der Meeresnähe und den Klimawandel gebe es zu wenig Tage mit einer festen Schneedecke. „Das kann ich dem Rat mit Blick auf den Gemeindehaushalt nicht vorstellen“, so Westerburg.

„Viele Wintersportler fahren gleich mehrfach in Urlaub“, hat er erfahren. Die alpine Aktivität habe sich in andere Regionen verlagert. Anders sehe es aber mit Langlauf und Schlittenfahren aus. „Wenn Sie einmal auf dem Hang waren, dann werden Sie gesehen haben, dass der Rodellift hervorragend frequentiert wird“, so Westerburg. Und: Um den zu betreiben, sei weniger Schnee erforderlich.

„Man muss kein Meteorologe sein, um zu merken, dass die Zahl der Schneetage von Jahr zu Jahr abnimmt“, sagt Karsten Brandt. Es werde eine Erwärmung von rund drei Grad erwartet. „Dann hat der Weiße Stein ein Klima, dass dem heutigen Nettersheim entspricht“, erläutert er. Gerade für Hellenthal sei das gut nachzuzeichnen. Anfang des vorigen Jahrhunderts habe es eine Rodelpiste bis in den Ort gegeben. Doch seitdem sei es immer wärmer geworden. „Zur Jahrtausendwende wurde dann die Skipiste in Hollerath aufgegeben“, so Brandt.

Eine Zeit, an die sich Westerburg erinnert: „In meiner Jugend bin ich dort intensiv alpin gefahren.“ Doch damals sei eine Periode von 14 Tagen mit ausreichendem Schnee nicht selten gewesen. Mittlerweile ist der Lift an der ehemaligen Piste abgebaut, der Motor läuft heute im Udenbrether Lift.

„Der Skilift kann noch viele Jahre laufen“, sagt Klaus Simon vom TÜV Rheinland und blickt freundlich auf die Stahlbrücken mit den Rollenlagern, über die das Seil läuft. Er ist zur Nachprüfung am Weißen Stein. Einige Rollen und Notschalter mussten ausgetauscht werden. „So einen Motor kann man auch neu wickeln lassen“, rät er. Das Aus der Liftanlagen in Rohren überrascht ihn: „Die habe ich auch immer geprüft.“ Seine Hauptauftraggeber seien aber längst im Sauerland, in Winterberg am Kahlen Asten. Doch das sei nur ein Saisongeschäft – ansonsten sei er für Aufzüge und Krananlagen zuständig.

Auch nimmt Simon den Rodellift von Alfred Zander genau unter die Lupe. Jedes Jahr baut Zander den Lift auf und wieder ab – denn im Sommer grasen auf dem Rodelhang die Kühe. „Er ist der einzige, der hier in der Gegend so einen Lift hat“, sagt Sajonskowski. „Das Stahlseil liegt im Sommer bei mir im Lager, da ist nichts dran“, sagt Zander, als Simon ihn bittet, die Bügel vom Seil zu nehmen, damit er es auf Brüche überprüfen kann. Auch die elektrische Anlage wird inspiziert. Dann moniert Simon die Ausrichtung der unteren Umlenkrolle. Mit einem Stahlstab wuchtet Zander das Joch in die richtige Position. Nun ist auch der Prüfer zufrieden, der Lift kann laufen.

„Es wird auch in 20 Jahren schneereiche Winter geben, aber sie werden seltener“, prognostiziert Meteorologe Brandt. Das werde keine massive Veränderung sein, sondern schleichend abnehmen. Umso pragmatischer ist nach dem Blick in die Zukunft der Rat für die Gegenwart: „Genießen wir die Jahre, in denen wir noch Schnee haben.“

Aus für Anlage in Rohren

Bis zum 31. Dezember wird der Rodellift im Wintersportzentrum in Rohren im Monschauer Land laufen. „Auch wenn dann Schnee liegt, werden die Leute an Neujahr vor verschlossener Tür stehen“, sagt Manfred Stein entschieden.

Die Tage, an denen Schnee lag und Betrieb auf der Anlage war, wurden immer seltener. „Ich habe den großen Lift in den letzten Jahren schon gar nicht mehr für den Winterbetrieb umgebaut“, erzählt der Betreiber der Anlage. Nur in einem Winter sei er einmal für fünf Tage in Betrieb gewesen. Einer Woche Arbeit und 3000 Euro Kosten für die Umrüstung von Sommerbob- auf Winterrodellift hätten kaum Einnahmen gegenübergestanden.

Die Sommerbobbahn habe die defizitären Winter ausgeglichen. „Das hat sich gerechnet“, sagt er über die 1251 Meter lange Edelstahlbobbahn. Auch wenn ihr Betrieb rentabel gewesen sei, wird sie geschlossen. Denn laut Stein wollten die Besitzer der Anlage nicht mehr investieren. Investitionen seien nötig, so Stein. Um die TÜV-Prüfung zu bestehen, müsste etwa ein neues Stahlseil angeschafft werden: „Das hätte etwa 13.000 bis 15.000 Euro gekostet.“

Ein neuer Interessent für die Anlage sei nicht in Sicht. „Ich verstehe nicht, dass die Stadtverwaltung sich nicht eingebracht hat“, so Stein. Auch die Tourismusabgabe, die vor zwei Jahren eingeführt worden war, sei nicht finanzierbar gewesen. „Für die Sommerbobbahn war das keine Frage, aber der Skilift brachte das nicht ein“, sagt er.

Stein hat weitgehend mit dem Thema abgeschlossen: „Ich werde mich zwei Tage ärgern und dann ist gut.“ Die Zukunft sieht er im Mountainbike-Verleih, den er aufgebaut hat. „Das wird immer mehr“, sagt er. 

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