Hommage an Oma und SchmugglerEifeler Folkpunk-Band „Fatum“ bringt eigenes Bier raus

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Mit neuem Album und eigenem Bier kommen die Fatum-Musiker aus der Corona-Zeit.

Mit neuem Album und eigenem Bier kommen die Fatum-Musiker aus der Corona-Zeit.

Kreis Euskirchen – Auf alle möglichen jecken Ideen können Musiker kommen, wenn sie nicht auftreten dürfen. Ein neues Album einzuspielen, ist da recht naheliegend. Doch als die Folkpunk-Band „Fatum“ das in der Corona-Pause erledigt hatte, war der Erfindergeist der Truppe noch nicht erschöpft. Einen von Michael Giefer geschriebenen Songtext praktisch umzusetzen, kam ihnen in den Sinn. „Schmuggler trinken Belgisches Bier“, heißt es da – der Weg zum „Smugglers Gold“-Bier war nicht mehr allzu weit. „Eine Band, die gerne Bier trinkt, kommt eben auf solche Ideen“, sagt Akkordeonspieler Giefer.

Im ostbelgischen Berterath, wenige Kilometer von der Grenze in Losheim entfernt, fand Stefan Fank, Inhaber der Brauerei Eifel-Domaine, die Idee der Musiker gar nicht verkehrt. Bei einem Treffen in der Brauerei wurde das Treesche-Gold-Bier verkostet. Die Musiker waren sehr angetan – aber das gleiche Bier mit neuem Etikett sollte ihres natürlich nicht werden. Also hat der Braumeister sich drangesetzt und eine neue Rezeptur kreiert. „Das können wir so lassen“, sei das Urteil bereits bei der ersten Verkostung gewesen sagt Giefer. In seiner Mitteilung dazu hört sich Giefers Beschreibung des Starkbiers mit 6,5 Prozent Alkohol ganz schön blumig an: „Ein Bier, so bernsteinfarbenbraun wie der Herbst in der Eifel, süffig, kräftig und zugleich fruchtig im Geschmack, hopfig duftend und so stark wie der Eifeler an sich.“

Das Bier ist aktuell und doch sentimental

Während das Bier mit dem Etikett, das Mandolinenspieler Andreas Müller entworfen hat, fest im Hier und Jetzt verankert ist, ist das Schmuggler-Lied ein Ausflug in die Vergangenheit und eine Reminiszenz Giefers an seine „Oma Lisa von der Hammerhütte“, dem kleinen Weiler zwischen Kronenburg und Stadtkyll. Die hat ihm als Kind Geschichten aus dem Krieg und vor allem der nachfolgenden Kaffeeschmugglerzeit erzählt. „Oma Lisa schmuggelte von Losheim den Kaffee in einem Bauchgürtel unter dem Rock oder im Kinderwagen meiner Mutter“, so Giefer.

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Abgesoffen, aber nicht am Ende

Als „bernsteinfarbenbraun wie der Herbst in der Eifel“ bezeichnen die Musiker das in Berterath gebraute Bier.

Als „bernsteinfarbenbraun wie der Herbst in der Eifel“ bezeichnen die Musiker das in Berterath gebraute Bier.

Die Flut hat auch Fatum-Gitarrist Marco Eichen in Iversheim hart getroffen – und in seinem Haus den Probenraum der Band. „Wir haben noch zwei Boxen“, sagt Michael Giefer. Alle Subwoofer, Mikrofone und Kabel sind zerstört und müssen wiederbeschafft werden.

Die Pläne der Band soll das aber nicht verhageln. Ende September, nachdem man viermal gemeinsam geprobt hat, wurde nach der langen Corona-Pause im Biergarten der Brauerei „Eifel-Domaine“ in Berterath das erste Konzert gespielt.

Im Dezember erscheint das Album „Schöne Grüße aus der Eifel“. Für März gibt’s die Idee zur „Smugglers Gold Nacht“ in Berterath. Und im kommenden Herbst soll das Folkpunk-Festival wieder in Ripsdorf stattfinden, das zweimal wegen Corona ausgefallen ist. (rha)

Und da die Band ohnehin immer wieder mal historische Themen aufgreift, passte es ganz gut, Giefers bildhafte Erinnerungen mit den Bier trinkenden Schmugglern in einer düsteren, verqualmten Kneipe zu vertonen. Und der geschichtliche Hintergrund ist ja auch real: Giefers Urgroßeltern hatten einen Gasthof in Losheim, der im Krieg zerstört wurde und den sie danach Stück für Stück wieder aufbauten. Der Kaffeeschmuggel florierte in der Zeit.

„1945 bis 1953 wurde wegen der hohen Kaffeebesteuerung in der Bundesrepublik Tonnen von Kaffee illegal über die grüne Grenze geschmuggelt. Der weitaus größte Teil des gesamten Kaffeeverbrauchs im Rheinland war damals geschmuggelt“, weiß Giefer zu berichten. Dass auch mal ein Schmuggler erwischt wurde, war da logisch. Der Schwester seiner Oma, „Tante Anna“, sei das passiert. Doch der deutsche Zöllner war laut Giefer von der jungen Schmugglerin offenbar angetan und ließ sie laufen. Als er daraufhin verpfiffen und suspendiert wurde, heiratete er eben die Schmugglerin, übernahm letztlich das Wirtshaus der Familie, das in „Zur Linde“ umbenannt wurde.

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Dass zu einem Song, der den Geist der Nachkriegszeit in der Grenzregion einfängt, ein schickes, modernes Video so gar nicht passt, versteht sich. Ein Streifen wie „Das Bankett der Schmuggler“ von 1952 ist viel geeigneter. Vor allem, weil der Film teils in Losheim gedreht wurde. Über einen Mitarbeiter des Aachener Stadtarchivs, so Giefer, sei die Band darauf aufmerksam gemacht worden. Mit dem Bundesarchiv wurde die mögliche Verwendung besprochen.

Deutlich schwieriger gestaltete es sich, tatsächlich an den Film zu gelangen. Über einen Heimatverein in Ostbelgien und das typische „die kennen einen, der einen kennt“ hat die Band ein Exemplar erhalten, aus dem Ausschnitte im Video zu sehen sind, die prima zum Text passen: „Schmuggler trinken belgisches Bier, ,Zur Linde’ zechen die Zöllner bis vier. Schmuggler laufen durch pechschwarze Nacht, einen Sack voller Bohnen hat ein jeder mitgebracht.“

Das Smugglers-Bier ist im Rewe-Markt von Alexander Bell in Blankenheim und im Delhaize-Supermarkt in Losheim erhältlich. Der Schmuggler-Song dazu samt Video ist online abrufbar.

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