Im Kreis Euskirchen wird Gas gegebenDie erste große Liebe duftete nach Benzin

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Dirk Hövelmann fuhr schon als Teenager Mofa. Jetzt hat er eine Werkstatt eröffnet.

Kreis Euskirchen – Es gibt nur ein Gas: Vollgas. Abgedroschen? Schon ein bisschen. Lebensmotto der Zweitakter-Generation? Definitiv! Für nicht gerade wenige heute Mitt-Vierziger dürfte das Mofa sogar die erste große Liebe gewesen sein. Einer von ihnen ist Dirk Hövelmann. Beim 44 Jahre alten Euskirchener ist die Liebe nie erloschen, seit zwei Jahren lodert sie aber wieder so richtig. Vollgas eben. Hövelmann hat im Viehplätzchen-viertel an der Kapellenstraße eine kleine Mofa-Werkstatt eröffnet. „Über zu wenig Arbeit kann ich mich nicht beklagen“, sagt er.

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Liebe zum Detail und 25 km/h.

Egal ob Piaggio, Herkules, Peugeot, Zündapp – nach Feierabend schraubt der gelernte Kfz-Mechaniker tägliche mehrere Stunden lang an den „Feuerstühlen“. Ein Kunde habe sein Mofa in Einzelteilen eigens aus Polen in die Kreisstadt geschickt, damit Hövelmann es zusammenbaut und fahrtüchtig macht.

„Mit einem Mofa sind unheimlich viele Jugenderinnerungen verbunden“, berichtet Hövelmann, der sich vor zwei Jahren eine Piaggio Ciao gekauft hat. Eine, wie er bereits vor knapp 30 Jahren gefahren hat. Damals wie heute: Das Möppchen, wie Hövelmann es nennt, ist deutlich schneller als die zugelassenen 25 km/h. Wie schnell, das verrät er nicht. „Auf die Autobahn darf ich nicht“, sagt er schmunzelnd. Es gehe ihm auch gar nicht um einen Zwei-Takt-Geschwindigkeitsrausch. Mofafahren sei heute vielmehr eine Art Entschleunigung und sei mit ganz vielen Jugenderinnerung verbunden.

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Es darf auch schon mal extravagant sein.

Er habe damals den Mofaschein in der Schule gemacht. Anschließend sei es mit Freunden praktisch überall hingegangen. „Wir sind mit dem Mofa bis zum Nürburgring gefahren. Das waren geile Touren“, erinnert sich der 44-Jährige. Jede verdiente Mark sei in den fahrbaren Untersatz gesteckt worden: zum Frisieren oder Modernisieren. „Das Taschengeld hat nicht gereicht. Also habe ich beispielsweise Regale eingeräumt“, sagt der Euskirchener, der seine Werkstatt „Veybach Racing“ getauft hat. Das Ladenlokal habe er drei Monate lang auf seine Bedürfnisse hin umgebaut. Nun hat alles seinen Platz, und es wird kräftig geschraubt und geschweißt. Es riecht förmlich nach Arbeit, nach Öl, Benzin und Zweitakter.

Extravaganz mit Schaufel

Nur eine Schaufel passt auf den ersten Blick nicht wirklich zur Ausstattung einer Mofa-Werkstatt. „Das wird der Sitz einer Spezialanfertigung“, erklärt Hövelmann. Mit Hochdruck arbeitet der Kfz-Mechatroniker an einem Mofa-Chopper, dessen Besitzer künftig auf der Schaufel sitzend, Gas geben möchte.

Auch Daniel Gölden hat die Liebe zum Mofa wiederentdeckt. Der Antweiler Motocross-Pilot hatte vor drei Jahren eines zum Geburtstag geschenkt bekommen. Daraufhin kauften sich drei weitere Freunde auch ein Mofa. „Mittlerweile drehen wir mindestens mit elf Gleichgesinnten unsere Runden“, sagt Gölden schmunzelnd: „Es ist so entspannt und lustig.“ Sogar sein Vater habe mittlerweile ein Mofa übers Internet „geschossen“. Die Resonanz im Straßenverkehr sei durchaus positiv. „50 Prozent der Autofahrer jubeln dir zu“, sagt Gölden, der sich viele Ersatzteile übers Internet besorgt. „Für meine Herkules prima 5 s bekommt man sie recht gut. Für eine Peugeot 101 von 1974 ist das schon schwieriger und vor allem teurer“, so Gölden.

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Es darf geschraubt werden.

Auch bei den Flamersheimer Junggesellen ist das Mofa-Fieber ausgebrochen. Immer wieder geht es in größeren Gruppen auf Tour. Der Flamersheimer Volker Jonen ist zwar kein Junggeselle mehr, dreht aber auch gerne am Gashebel. Und hat mit seinem Hobby auch schon den Nachwuchs infiziert. Auch Jonens Sohn fährt gerne mit dem Zweitakter. Sehr zur Freude des Vaters, der nicht mehr als Taxi fungieren muss: 25 km/h sind eben auch ein Stück Unabhängigkeit.

Etwa 500 Euro muss man für ein Mofa auf den Tresen legen. „Dann ist es aber kein Schmuckstück“, sagt Experte Hövelmann. Nach oben seien praktisch keine Grenzen gesetzt. Ein gutes Mofa koste locker 1500 Euro.

Mofa-Fan-Treffen geplant

Und die Fahrten? Geht es immer noch zum Nürburgring? Das nicht unbedingt, antwortet Hövelmann. Meistens setze er sich einfach aufs Mofa und fahre los. Den Kreis Euskirchen ließe sich mit 25 km/h+ teilweise neu entdecken. Meistens treffe man sich dann auf der Strecke, da man sich ganz neumodisch per Whatsapp verabrede. Ursprünglich sollte im vergangenen Jahr das erste Mofa-Meeting in Euskirchen stattfinden. Das ist nun fürs kommende Jahr geplant.

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