Jürgen SchmidtEin Café-Besuch inspiriert den Autor

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Bad Münstereifel ist die Wahlheimat von Autor Jürgen Schmidt. Seine  Bücher schreibt er gerne in den Cafés der Kurstadt.

Bad Münstereifel ist die Wahlheimat von Autor Jürgen Schmidt. Seine  Bücher schreibt er gerne in den Cafés der Kurstadt.

Bad Münstereifel – Viele Autoren feilen in ihren Arbeitszimmern an ihren Werken. Jürgen Schmidt besucht lieber Cafés in der Kurstadt: „Wenn ich dort einen Satz höre, der zu einer der Figuren in meiner Geschichte passt, kann es sein, dass ich ihn einbaue.“ „Immer, wenn du dich nicht klar ausdrücken kannst, sagst du: ,Das ist interessant“, war einer dieser Sätze, den er im „Café T“ aufgeschnappt hat. Manchmal ist es auch nur ein einzelnes Wort, das ihn inspiriert.

Kürzlich hat der Bad Münstereifeler Autor einen neuen Roman veröffentlicht. „Der lange Weg nach Amouliani“ handelt vom Soziologie-Studenten Frank, der fasziniert ist von der schönen Blonden, die im Haus gegenüber wohnt. Er schmiedet Pläne, steigert sich in imaginäre Dialoge hinein. Doch er spricht seine Angebetete nicht an. „Der lange Weg nach Amouliani“ ist derzeit nur als E-Book-Version erhältlich. Doch der monologische Roman hat bereits einige Fans.

Zeitweise führte das E-Book die Bestseller-Liste für Bücher unter fünf Euro auf der Internetseite www.buch.de an. Den niedrigen Preis seines Buchs wertet Schmidt als Kaufargument für viele Leser. Die Rezensionen der Leser im Internet zeigen aber auch, dass der Autor ihren Nerv trifft. Das Buch wird mit Begriffen wie „witzig“, „gut formuliert“, „erfrischend leicht“ sowie mit „Romantik“ und „subtilem, trockenen Humor“ charakterisiert. „Es ist ein humorvolles Buch“, sagt auch Schmidt. Doch er kann auch anders: Sein neuer Roman wird ein ernsthaftes Buch werden und viele Dialoge haben.

Eigentlich hatte Schmidt gar nicht vorgehabt, „Den langen Weg nach Amouliani“ zu veröffentlichen: „Das ist eine uralte Idee von mir, die ist mir heute nicht mehr so wichtig.“ Vielmehr wollte er den Verleger vom Manuskript „Eigene Wege“, das er vor kurzem beendet hat, überzeugen. Dabei erwähnte er auch das „Amouliani“-Buch und erhielt dafür prompt eine Zusage.

Seit drei Jahren wohnt Schmidt mit seiner Frau in Bad Münstereifel. Seitdem arbeitet der gebürtige Niederrheiner in den Kuchenheimer Nordeifelwerkstätten (NEW) als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung in der Gruppenleitung: „Das macht viel Spaß. Ich wollte immer im sozialen Bereich arbeiten.“ Bevor er sich dafür an der Fachoberschule für Sozialarbeit qualifizierte, arbeitete er als Drucker.

Sieht er dann die Verbreitung des E-Books nicht kritisch? „Ich finde es praktisch. Wenn ich das elektronisches Buch nach einer Lesepause wieder in die Hand nehme, bin ich immer auf der richtigen Seite. Außerdem kann ich die Schrift vergrößern.“ Ursprünglich habe er von E-Books nichts wissen wollen. „Inzwischen sehe ich das realistisch. Viele Unternehmen können sich ihr Briefpapier mittlerweile selbst drucken. Die Jobs gehen verloren. Ich finde mich damit ab, denn ich kann es nicht ändern. Sonst bleibt man selbst auf der Strecke“, sagt der ehemalige Drucker.

Zum Schreiben kam er bereits in jungen Jahren wegen einer Freundin. „Die hat viel gelesen. Ich fand die Bücher aber oft nicht so gut.“ Er habe dann gesagt, er könne das auch. Als die Freundin dann gekontert habe, „du redest ja immer nur“, sei er unter Zugzwang geraten. Einige seiner Gedichte, die er damals schrieb, wurden veröffentlicht. „Mit 20 dachte ich, wenn was gedruckt wird, ist es auch gut. Da sind Geschichten und Gedichte von mir veröffentlicht worden, die würde ich heute keinem mehr zeigen“, resümiert er schmunzelnd. Mittlerweile schreibt er seit 30 Jahren und hat fünf Bücher veröffentlicht. „Mich reizt es immer, etwas zu schreiben, von dem ich glaube, dass es das in dieser Form noch nicht gab.“ Oft sei es ein spontaner Gedanke, der reifen müsse. Druck mache er sich dabei allerdings nicht. Bisweilen schreibe er sogar zwei bis drei Jahre nichts. „Ich produziere nicht am laufenden Band Ideen.“

Vollendete Werke nimmt Schmidt selten in die Hand: „Das würde mich verunsichern. Irgendetwas, das mich stört, finde ich immer.“ Derzeit sucht er für das aktuelle „Mein Weg“-Projekt einen Verlag: „Das Manuskript liegt mir sehr am Herzen.“

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