Bibliothek KallBücherei zieht in das Haus der Begegnung um

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Die neue Leiterin der Gemeindebibliothek, Sabine Wagner (r.), beim Einräumen der Bücher in den neuen Räumen. 

Kall – Ruhe, Kontemplation und Rückzug von der Welt – das ist das übliche Bild einer Bibliothek. Doch in Kall sieht es in diesen Tagen völlig anders aus: Hier scheint das Chaos zu regieren.

Überall finden sich Kartons und Kisten, Kabel und Stifte. Und vor allem: Bücher. Dabei ist alles bestens organisiert. Der Umzug aus dem Gebäude der Hauptschule in das neu gebaute Haus der Begegnung ist seit vielen Monaten geplant.

Wie am Fließband wandern die Kartons zwischen dem alten Standort und dem neuen in den hellen Räumen zwischen Bahnhof und Rathaus hin und her. Sabine Züll, Leiterin der Gemeindebücherei, nimmt mit ihren Mitstreitern die Bücher aus den Regalen und packt sie in Kartons, die von den Bauhof-Mitarbeitern Guido Wiesen sowie Gerd und Frank Klinkhammer in einen bereitstehenden Lkw geladen werden. Am Haus der Begegnung werden sie in den ersten Stock gefahren, wo die zukünftige Leiterin der Gemeindebibliothek, Sabine Wagner, sie auspackt und in die grauen Regale stellt, die aufgebaut warten.

Die Zeit drängt

Muße, vielleicht ein altbekanntes und geliebtes Bücherschätzchen aufzuschlagen, bleibt nicht, die Zeit drängt. „In der Hauptschule warten sie auf leere Kartons“, mahnt Züll bei einer Stippvisite zur Eile. Über Monate hat sie Bananenkartons gebunkert, die sich gut für den Transport von Büchern eignen: Stabil sind sie und nicht zu groß, so dass sie nicht zu schwer bepackt werden können.

Haus der Begegnung wird am 1. Februar eröffnet

Mit dem Bau des Hauses der Begegnung wurde im Jahr 2017 gestartet. Für das neue, zweistöckige Gebäude wurde das alte Wohnhaus des Gemeindedirektors abgerissen, das zuletzt als Flüchtlingsheim diente. Die laut Bewilligungsbescheid 1,678 Millionen Euro Baukosten wurden durch das Land zu 70 Prozent gefördert.

Neben der Bücherei, die das gesamte obere Stockwerk einnimmt, ist im Erdgeschoss ein Begegnungscafé vorgesehen. Außerdem ist geplant, dass mehrere Initiativen wie die Geno Eifel hier ihre Büros haben werden.

Am Montag, 14. Januar, wird die Gemeindebibliothek Kall an ihrem neuen Standort starten. Dann soll in einem 14-tägigen Probelauf getestet werden, ob alle Software funktioniert wie geplant.

Die offizielle Eröffnung des Hauses ist für Freitag, 1. Februar, vorgesehen. Am Nachmittag können die neuen Räume in Augenschein genommen werden, am Abend steht ein Auftritt der „Eifel-Gäng“ an. (sev) 

Für Züll, die seit 20 Jahren die Bibliothek leitet, bedeutet der Umzug nicht nur den Abschied vom liebgewonnenen Standort Hauptschule. Sie wird ihren beruflichen Fokus verändern und ab April eine Stelle beim Jugendamt des Kreises antreten. „Das hat mich schlaflose Wochen gekostet“, gesteht sie. Denn für sie ist die Kaller Gemeindebibliothek so etwas wie ein Kind, das sie großgezogen hat.

Zahl der Ausleihen verzehnfacht

Mit 3500 Medien habe sie angefangen, erinnert sie sich. Im vergangenen Jahr habe sie rund 17.500 Medien gehabt. Die Ausleihe sei von 3000 pro Jahr auf 30.000 gesteigert worden.

Schon der Abschied aus dem Gebäude der mittlerweile leerstehenden Hauptschule weckt Emotionen. „Ich war gern hier in der Schule“, erzählt sie.

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Doch nachdem diese geschlossen wurde, hat sich das geändert. Dass keine Schüler mehr da waren, sei deutlich zu merken gewesen. „Die Ausleihzahlen sind da deutlich heruntergegangen“, hat sie beobachtet. Der Umzug in die modernen, hellen Räume am Rathaus sei deshalb richtig.

Bestand reduziert

„Wir haben dann endlich einen Schulungsraum“, freut sie sich. Dort können Nutzer eigenständig Internetrecherchen durchführen, iPads und Laptops seien vorhanden. Auch ein Veranstaltungsraum steht zur Verfügung. „Bisher musste ich immer die halbe Bibliothek leerräumen“, erinnert sich Züll.

Vor allem sei es gelungen, den Bestand dauerhaft zu sichern. Denn mit dem Umzug wird sie zu einer Bibliothek erster Stufe und damit vergleichbar zu Einrichtungen in Mechernich und Nettersheim.

Nur die Kollegen in Schleiden hätten die Möglichkeit nicht, da sie nicht durch einen kommunalen Träger betrieben würden. Vorteil sei, dass die Bibliothek nun förderfähig sei. „Das ist wichtig für den Bestand, da nun alle Anschaffungen zweckgebunden gemacht werden“, erläutert sie.

Ein Wermutstropfen sei, dass sie für die Erfüllung der diesbezüglichen Richtlinien der Bezirksregierung den Medienbestand von 17.500 auf 10.000 reduzieren musste. „Das ist mir richtig schwergefallen“ , gesteht sie. Am meisten, so sagt sie, werde sie die Kinder vermissen.

„Manche habe ich als Kinder kennengelernt, und die kommen jetzt schon wieder mit ihren eigenen Kindern“, schmunzelt sie. Kinder fürs Lesen zu begeistern, das sei ihr Hauptanliegen gewesen. Doch um die Zukunft der Bibliothek unter der neuen Leitung macht sie sich keine Sorgen: „Ich glaube, das ist gut, dass da frischer Wind reinkommt.“ 

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