Hilfe für Hochwasseropfer in SchleidenBistum Aachen richtet Solidaritätsfonds ein

Lesezeit 4 Minuten
Das Hochwasser hat in der Gemüder Pfarrkirche St. Nikolaus einen erheblichen Schaden angerichtet.

Das Hochwasser hat in der Gemüder Pfarrkirche St. Nikolaus einen erheblichen Schaden angerichtet.

Schleiden/Kall – Um den Hochwasseropfern zu helfen, hat das Bistum Aachen einen Solidaritätsfonds eingerichtet. Das Bistum plant zudem einen Nothilfefonds in zweistelliger Millionenhöhe. Das teilte Generalvikar Dr. Andreas Frick bei einer Rundreise durch die Eifel mit.

„Es ist schrecklich!“ Dr. Andreas Frick steht im Besprechungsraum der Bischöflichen Clara-Fey-Schule in Schleiden und ringt nach Worten. Überall in den vom Hochwasser besonders hart getroffenen Gebieten des Bistums bietet sich ja gerade das gleiche Bild, auch im Oleftal. „Das, was Heimat ausmacht, haben viele Menschen verloren“, so seine erschütternde Erkenntnis.

Doch nicht nur, um sich vor Ort einen Eindruck von den Zerstörungen zu verschaffen, war er mit Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens und begleitet von Rolf Schneider, Geschäftsführer des Caritasverbands Eifel, auch in die Schule gekommen.

Alles zum Thema Eifel

Formlose Anträge für schnelle finanzielle Hilfe

Es gehe nun darum, den Betroffenen sofort und unbürokratisch zu helfen, kündigte Frick an. Und Jentgens bat Schulleiterin Roswitha Schütt-Gerhards inständig: „Nennen Sie uns, wer jetzt welche Hilfe benötigt. Sie haben den direkten Kontakt zu den Menschen!“ Schütt-Gerhards wird das tun. Sie macht sich zu Fuß auf den Weg zu den Familien von CFG-Schülerinnen und -Schülern im besonders stark vom Hochwasser betroffenen Malsbenden entlang der Urftseestraße in Gemünd. Sie wird einen formlosen Antrag dabei haben, über den Geschädigte im Bistum Mittel aus dem Solidaritätsfonds beantragen können.

Die Anträge werden in den kommenden Tagen zudem in allen Pfarrgemeindebüros, in allen Pfarrämtern und allen lokalen und regionalen Caritas-Stützpunkten verfügbar sein. So auch im Caritas-Zentrum Schleiden, obwohl die Helferinnen und Helfer dort selbst von der Flut der Olef stark betroffen sind. Im Caritas-Haus Schleiden wurden alle Räume im Erdgeschoss geflutet, der Pflegestützpunkt in Kall ist schlicht zerstört.

„Wir haben 40 Arbeitsplätze verloren, 26 davon in der Pflege. Und sechs unserer Mitarbeitenden sind obdachlos geworden“, so Schneider. Noch trauriger ist die Nachricht, dass eine Abiturientin dieses Jahres am Clara-Fey-Gymnasium und ein Schüler-Vater in der Flutnacht ums Leben gekommen sind.

Große Schäden in St. Nikolaus: Wasser stand am Kircheingang zwei Meter hoch

Vor der Gemünder Pfarrkirche St. Nikolaus unterbrechen wenig später Küster Thomas Wergen und Karl-Wilhelm Jansen, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender, die Aufräumarbeiten in und um das Gotteshaus, um die Gäste zu begrüßen.

„Hier am Kircheneingang stand das Wasser zwei Meter hoch“, so Jansen, der seit Montag rund um die Uhr mit dem Aufräumen und Entrümpeln von Sakristei und Pfarrheim beschäftigt ist.

Im Kirchenschiff wurden die Kirchenbänke aus massiver Eiche völlig durchnässt. Sie müssen getrocknet und abgeschliffen werden. Ob die verschlammten Messgewänder etwa für die Ministranten und wertvolle historische Prachtfahnen, die in der Sakristei gelagert wurden, zu retten sind, sei fraglich, so Karl-Wilhelm Jansen: „Da ist schon der Schimmel drin.“

Keine Elementarversicherung für 900 Kirchen

Philipp Cuck, Pfarrer der GdG Hellenthal-Schleiden und Regionalvikar Eifel im Bistum Aachen, berichtet: „Sakristei, Pfarrheim, auch das Erdgeschoss des Klösterchens etwas oberhalb sind stark beschädigt und teilweise platt.“ Was dem Bistum die Schadensregulierung erschwert ist die Tatsache, dass laut Frick für die 900 Kirchen bisher keine Elementarversicherung besteht.

Rita Nagel hat für die Sorgen des Generalvikars zwar Verständnis, doch mehr beschäftigt sie das Schicksal ihrer Kolleginnen und Kollegen, die seit einer Woche im Dauereinsatz sind. Nagel, die den Generalvikar und den Diözesancaritasdirektor begleitet, ist Koordinatorin der Notfallseelsorger in der Städteregion und organisiert auch den Einsatz der Ersthelfer in der Eifelregion. Die Teams vor Ort werden seit Tagen von Kollegen aus dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kriseninterventionsteam (KIT) aus Norderstedt bei Hamburg unterstützt. Von dort kommen in den nächsten Tagen weitere Erstbetreuer.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Doch nun kommen auch die Helferinnen und Helfer langsam an ihre Grenzen“, so Nagel: „Sie fragen sich: Was kann ich tun? Darf ich mir überhaupt eine Pause gönnen? Doch nur wer selbst stabil ist, kann auch helfen.“

Als wäre es eine Geste der Zuversicht, fällt da ihr Blick unweit des Hauptportals der Pfarrkirche auf eine rote Rose, die aus dem aufgeplatzten Schlamm blüht.

Rundschau abonnieren