Missionsauftrag 2.0GdG Steinfeld ist im Anhänger zu mobilen Gottesdiensten unterwegs

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In einem ehemaligen Verkaufsanhänger ist Pfarrer Wieslaw Kaczor zu mobilen Gottesdiensten unterwegs.

In einem ehemaligen Verkaufsanhänger ist Pfarrer Wieslaw Kaczor zu mobilen Gottesdiensten unterwegs.

Kall-Steinfeld – „Kirche unterwegs“ steht auf dem Anhänger, den Pfarrer Wieslaw Kaczor künftig hinter seinen VW-Transporter spannen wird. Auf geht’s zu Open-Air-Gottesdiensten oder auch Autorenlesungen in einer der 14 Pfarreien der Gemeinschaft der Gemeinden hl. Hermann Josef Steinfeld (GdG).

Seit 26 Jahren ist Kaczor einer der beiden Pfarrer der GdG und dort für elf der 14 Pfarreien zuständig. Natürlich treibt auch den altgedienten Gottesmann um, dass seine Kirchen oft leer sind – noch leerer seit Beginn der Corona-Pandemie. Gerade der auch in den Gotteshäusern nötige Abstand habe ihn mit Beginn der Pandemie besonders beschäftigt, sagt Kaczor. Er habe sich gedacht, dass man eigentlich gerade jetzt schneller und flexibler zu den Menschen kommen müsste. Und ob es nicht eine Möglichkeit gebe, in den kommenden warmen Monaten draußen Gottesdienste zu feiern. Mit mehr Platz für mehr Gläubige als in den Kirchen.

Vom Verkaufsanhänger zur mobilen Kirche

Zu Pfarrfesten, zu Kirmesveranstaltungen oder auch zur traditionellen Messe am Hagelkreuz bei Nettersheim-Buir an Christi Himmelfahrt wird das alles schon möglich gemacht – von den Gläubigen vor Ort selbst. „Die Leute bauen dann mit viel Arbeit einen Altar auf und schmücken ihn“, freut sich Pfarrer Kaczor.

Diese Arbeit ist künftig seltener nötig, denn mit einer kleinen Andacht wurde die „Kirche mobil“ am Kloster Steinfeld mit Blick auf die Basilika eingesegnet: ein ehemaliger Verkaufsanhänger eines Marktbeschickers aus dem Münsterland, 30 Jahre alt. Den haben Kaczor und Christoph Böhnke, Hotelmanager des Gästehauses Kloster Steinfeld, bei gemeinsamen Internetrecherchen gefunden. „Der Mann wollte den Anhänger einfach loswerden“, so Kaczor. Entsprechend günstig war der Preis: 2500 Euro. Am Ende werde der gesamte Umbau aber doch wohl um die 12 000 bis 13 000 Euro kosten, mutmaßt Kaczor. Immerhin 4000 Euro steuerte das Bistum Aachen aus dem Budget für „Innovative Seelsorge“ bei. Kaczor nahm vorsorglich zudem einen Kredit in Höhe von 10 000 Euro auf. Er hofft jetzt auf Spenden. Die Glocke, die am Haken der Säule seines aufgeklappten rollenden Gotteshauses hängt, hat er im „Glockengießerdorf“ Brockscheid in der Vulkaneifel selbst gekauft. Sie läutet hell wie eine der kleinen Glocken, die am Zugang zur Sakristei hängen und die der Priester beim Einzug in die Kirche läutet.

Bisher die einzige ihrer Art im Bistum Aachen: Die mobile Kirche der GdG Steinfeld.

Bisher die einzige ihrer Art im Bistum Aachen: Die mobile Kirche der GdG Steinfeld.

An den einstigen Zweck als Verkaufswagen – „das war ein Textilhändler, an der Stirnseite der Ladefläche hing ein Spiegel und es gab eine Umkleide“, weiß Pfarrer Kaczor – erinnert jetzt nur noch der einseitig komplett zu öffnende Aufbau auf dem Anhänger. Vier Stützen tragen die beiden Hälften der hochgeklappten Front. Innendrin baut Kaczor den Altartisch auf. Mit Altartuch, Kerze und Kreuz. Es gibt einen Notenständer als Pult für Lesung und Evangelium, daneben ist noch Platz für den Organisten und ein Keyboard. Dazu sind Mikrofonständer und die Lautsprecheranlage zur Außenbeschallung mit an Bord. Theoretisch wäre auch noch Stauraum für Klappstühle da.

Missionsauftrag 2.0

In einem Bootsschuppen bei Schmidt oberhalb des Rursees wurde der Anhänger weiß gestrichen, ein Boden verlegt, als Raumdecke eine abgehängte Stoffdecke angebracht und eine erste Beleuchtung aus Punktstrahlern montiert. Und dann kam die aufwendige Beklebung mit den von einem Aachener Werbegrafiker entwickelten Schriften und Texten: „Kirche unterwegs – Gottes Wort – menschennah, mobil, bei Ihnen vor Ort“. Dazu Grafiken: Eine kleine Kirche auf Rädern ist zu sehen, natürlich das Logo der GdG, eine Liste aller 14 Pfarreien und ein vergrößertes Kirchenbild aus Kloster Steinfeld mit dem Namenspatron der Pfarreiengemeinschaft, dem heiligen Hermann-Josef.

Dass das alles auch ein Symbol für die aktuelle Lage der Kirche ist, die sich um jedes ihrer Schäfchen gerade besonders kümmern muss angesichts der Kirchenaustrittszahlen auch im Bistum Aachen, ist naheliegend. Eben eine Art Missionsauftrag 2.0. Pfarrer Kaczor stimmt dem im Prinzip zu: Er fühle sich, wenn er an die Stationen mit den mobilen Gottesdienstangeboten denke, an den legendären Jesuitenpater Johannes Leppich (1915-1992) aus Münster erinnert. Der war nach dem Zweiten Weltkrieg im zerstörten Münster als Straßenprediger eine Legende. Er hielt seine Ansprachen auch mal vom Dach eines kleinen Autobusses.

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„Kirche mobil – das schadet der Kirche nicht“, ist Kaczor überzeugt. Ob zu Gottesdiensten, ob zur kleinen – erst nur angedachten – Rundreise an Fronleichnam, oder vielleicht auch zu kleinen Konzerten oder Lesungen. „Das ist ein offenes Konzept“, sagt der Pfarrer. Zunächst aber muss Kaczor um besonderen himmlischen Beistand bitten. Im kommenden Juli läuft der TÜV-Stempel des 30 Jahre alten Vehikels ab. „Wird schon klappen. Ich bin zuversichtlich“, gibt sich Kaczor optimistisch und läutet die kleine Glocke der ersten „Kirche mobil“ in dieser Form in seinem Bistum.

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