Kloster MariawaldFührungen erlauben Blick hinter einst verschlossene Mauern

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Seit dem 1. Dezember 2018 kann man das Kloster besichtigen.

Heimbach – Das Essgeschirr steht noch so auf den Holztischen des Refektoriums, als könnten die Mönche und Brüder jederzeit hereinkommen und auf den einfachen Schemeln Platz nehmen. Die liturgischen Gewänder hängen in den Schränken der Sakristei und könnten für die Gebetszeiten und den Gottesdienst wieder genutzt werden. In der Schneiderei zwischen den uralten Balken unterm Dach liegen Tuche, Nadel und Faden bereit und könnten jederzeit wieder in die Hand genommen werden.

In der geräumigen Sakristei kann Wolfgang Nowak in den Schränken unter anderem die Messgewänder der Patres zeigen.

In der geräumigen Sakristei kann Wolfgang Nowak in den Schränken unter anderem die Messgewänder der Patres zeigen.

Der Geist der Mönche und Brüder der Abtei Steinfeld ist überall im Klausurbereich zu spüren. Dabei haben die letzten acht Mönche das Kloster um den 15. September des vergangenen Jahres verlassen. Aus Sicherheitsgründen wurden um diese Zeit auch die Schätze des Kloster ins Mutterhaus nach Tilbourg abtransportiert.

So, wie die Patres damals den Klausurbereich zurückließen, präsentieren sich die Räume im ehemaligen, für die Öffentlichkeit unzugänglichen Klausurbereich bis auf den heutigen Tag. Jetzt ist es möglich, einen Blick hinter die Klostermauern und in die bisher verschlossenen Räume rund um den Kreuzgang zu werfen.

„Seit dem Wegzug der Patres ist der Klausurbereich aufgehoben“, erklärt Chef-Ökonom Wolfgang Nowak. „Nun haben wir die Möglichkeit, die Leute in diesen Bereich zu führen. Eine entsprechende Nachfrage war da.“ Seit dem 1. Dezember hat es auch schon einige Führungen geben. Dabei erklärten Nowak und seine Mitstreiter den Gästen, dass es diese Möglichkeit nur so lange geben kann, bis eine neue Gemeinschaft Einzug hält.

„Mariawald ist nicht tot, sondern lebt“

„Seit die Mönche nicht mehr da sind, haben wir bewusst die Möglichkeit der Führungen geschaffen, um zu zeigen, dass es in Mariawald weitergeht“, erklärt Wolfgang Nowak. „Mariawald ist nicht tot, sondern lebt.“ Nowak hat dem Vorstand des Trägervereins, dem Verein Trappistenkonvent Mariawald, den Vorschlag unterbreitet, diese Führungen anzubieten. Dieser Idee wurde begrüßt.

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Kloster Mariawald

Immer noch geistere in vielen Köpfen herum, das Kloster Mariawald sei geschlossen, erklärt Wolfgang Nowak. Dieser falschen Vorstellung soll entgegengewirkt werden.

Die Betrieb mit den rund 30 Mitarbeitern sind wie gewohnt in Betrieb. „Es gibt nach wie vor Erbensuppe und Klosterlikör“, sagt Nowak. Und nun gibt es auch die Führungen.

Von der Pforte aus geht es in das Herzstück der Abtei, in den Kreuzgang mit den wertvollen Fenster, an den sich alle wichtigen Räume anschließen. Kreuze in Bodenplatten erinnern an dort bei Renovierungsarbeiten 1962 entdeckte Skelette. Die Toten, darunter nachweislich zwei Stifter, ruhen heute in der Krypta.

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In der großen Sakristei hängen zahlreiche Messegewänder an Messinghangen. Die Sakramentskapelle, von der aus die Mönche hinter den Altar der Kirche schauen konnten, ist nur eine von rund 20 Kapellen im Gebäudekomplex. Hier finden liegen noch die Rosenkränze. Ein Teufelchen hinter einem Vorhang ist in ein Fenster eingearbeitet. Es beobachtete die Mönche beim Gebet und wartete auf seine Chance.

Sechs Altäre in der Krypta

Am Treppenabgang zur Bernhardskapelle sind Steinmetzzeichen eingeritzt, mit denen sich die Baumeister über die Jahrhunderte verewigt haben. Alleine sechs Altäre stehen in der Krypta, an denen die Patres mit einem Mitbruder einst jeden Tag Messe feierten.

Den Kapitelsaal mit dem voluminösen Kamin, in dem sich die Mönche versammelten, hat Dom Josef zu einer Winterkapelle umgestaltet, weil es dort wärmer war. Die Bahre, die auf dem Weg zu sehen ist, hat Bruder Jordan einst geschreinert. In der Kukullenkammer hängen noch die Ordenskleider (Kukullen), die die Mönche als Zeichen ihres Standes trugen. Das Skriptorium und die Bibliothek, die sich mit ihren 30 000 Bänden über drei Stockwerke erhebt, waren Orte der geistlichen Lesung. Über das Refektorium, in dem die Mönche speisten, kann Wolfgang Nowak viele spannende Geschichten erzählen. Diese und weitere Räumlichkeiten und viele Interessante Geschichten sind bei den Führungen zu sehen und zu hören.

Wer tritt die Nachfolge der Mönche an?

Wer die Nachfolge der Mönche im Kloster Mariawald antritt, entscheidet der Verein Trappistenkonvent Mariawald. Vorsitzender ist Pfarrer Rolf-Peter Cremer, Leiter der Hauptabteilung Pastoral, Schule, Bildung beim Bistum, zweiter Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer, dritter Dom Bernardus Peeters, Abt der Abtei Tilbourg und Päpstlicher Kommissar von Kloster Steinfeld.

Die entsprechenden Gespräche führt die Findungskommisson, bestehend aus Pfarrer Rolf-Peter Cremer, Monsignore Dr. Stefan Dückers, Regens des Aachener Priesterseminars, und Monsignore Norbert Glasmacher. Es habe bisher einige Gespräche bezüglich der Nachfolge gegeben, so Wolfgang Nowak. Eine konkrete Lösung gebe es noch nicht, müsse auch nicht übers Knie gebrochen werden. Fest stehe auf jeden Fall, dass Mariawald ein geistiges Zentrum bleiben soll. „Mariawald soll auch zukünftig ein Ort mit spiritueller Strahlkraft sein“, heißt es auf der Internet-Seite.

Eine Kooperation mit der Kirche im Nationalpark ist schon auf den Weg gebracht. Am 15. Juni wird die Sternwallfahrt nach Mariawald führen. Geplant ist auch, dass Pfarrer Dr. Christian Blumenthal aus Heimbach, Rektor der Klosterkirche, in diesem Jahr einigte Gottesdienste durchführen wird. „Ansonsten sind wir auch froh über jede Gruppe, die ihren Pfarrer mitbringt und zu Gottesdienste in die Kirche klommt“, so Chef-Ökonom Wolfgang Nowak.

Interessiert an einer Führung? Hier finden Sie mehr Infos

Seit dem 6. Januar werden jeweils sonntags um 14 Uhr nach Anmeldung rund anderthalbstündige Führungen durch den ehemaligen Klausurbereich des Klosters angeboten. Die Teilnahme je Führung ist auf 20 Personen beschränkt. Teilnehmerkarten sind im Koosterladen für 5 Euro erhältlich. Kinder können kostenfrei teilnehmen. Zusätzlich können für Gruppen bis 20 Personen für 50 Euro Sonderführungen nach Absprache vereinbart werden.

Am 1. Dezember organisierte Chef-Ökonom Wolfgang Nowak die erste Führung. Später unterstützten ihn Ehrenamtler aus dem Umfeld der Abtei, nämlich Martin Liese und Klaus Bürger. Hinzu kommen Führungen durch Gästeführer Dirk Küsters, dem Kloster schon seit langen Jahren verbunden. Drei weitere Ehrenamtler kommen hinzu, darunter Norbert Stoffers aus Gemünd.

Am Samstag, 26. Januar, treffen sich die Gästeführer, um eine gemeinsame Mappe für die Führungen zu erstellen und die weitere Arbeit zu besprechen. Eventuell wird es ausgedehntere Exkursionen geben, in der die alte Schneiderei oder Teile des Außengeländes eingeschlossen werden.

Weil die Führungen auch ohne große Werbung so stark nachgefragt werden, sei es sinnvoll, erst wieder ab Februar Teilnehmerkarten nachzufragen, so Nowak. Für Rückfragen ist er unter Tel. 24 46/95 06 12 zu erreichen. Das Büro im Kloster ist allerdings nicht immer besetzt.

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