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Kreis EuskirchenNur wenige Flächen kommen für „Bauland an der Schiene“ in Betracht

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Nur an wenigen Stellen im Kreis Euskirchen gibt es geeignetes Bauland in der Nähe der Schienen.

Nur an wenigen Stellen im Kreis Euskirchen gibt es geeignetes Bauland in der Nähe der Schienen.

Kreis Euskirchen – Die Bauministerin zeigte sich höchst erfreut. 2525 Hektar potenzieller Bauflächen in der Nähe von Bahnhöfen, das seien 2525 gute Nachrichten, rechnete Ina Scharrenbach (CDU) kürzlich vor, als sie eine erste Bilanz der Landesinitiative „Bauland an der Schiene“ zog. Im Kreis Euskirchen allerdings hält sich die Begeisterung in Grenzen. Offenkundig rollt das Programm am Kreis weitgehend vorbei – und damit die Möglichkeit, die Rahmenplanung für ein neues Wohngebiet zur Hälfte vom Land finanziert zu bekommen.

„Auch bei diesem Thema muss man wieder einmal feststellen“, so der Mechernicher Stadtplaner Thomas Schiefer, „dass die wohlformulierte politische Aussage einer Landesregierung in der praktischen Umsetzung oftmals anders verstanden werden muss, als dies in einer Presseerklärung so überzeugend klingt.“

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Die Ausweisung von zusätzlichen Wohnbauflächen an der Schiene sei an städtebauliche Kriterien gebunden, die sich im Bereich des ländlichen Raums de facto kaum umsetzen ließen, erläutert Schiefer.

Die vorgegebene Dichtwerte von 30 bis 40 Wohneinheiten je Hektar passe allenfalls in die Mechernicher Innenstadt, nicht aber auf freie Flächen in Bahnhofsnähe in Mechernich und Satzvey. Zum anderen müssten die potenziellen Bauflächen in den Allgemeinen Siedlungsbereichen (ASB) liegen, führt Schiefer aus: „Bei uns wären dies Mechernich, Kommern und Firmenich/Obergartzem.“

Hier habe die Stadt ihre potenziellen Wünsche zur Erweiterung des Siedlungsraums bereits im Vorverfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans benannt. Für Scharrenbachs Bauland-an-Schiene-Programm bleibe der Bereich zwischen Mechernich übrig, der sich zwar auch außerhalb eines ASB befinde, aber immerhin günstig nahe am Bahnhof Mechernicher liege.

Auch Gemeinde Blankenheim angeschrieben

Auch die Gemeinde Blankenheim wurde angeschrieben, obwohl die Fahrzeit mit dem Zug nach Köln relativ viel Zeit in Anspruch nimmt. Es hätten zwar Gespräche stattgefunden, bei dem ein Areal nahe dem Bahnhof Blankenheim-Wald zur Sprache gekommen sei, bestätigt Maria Nelles. Doch die Fachbereichsleiterin für Bauen, Wohnen und Gemeindeentwicklung in der Ahrgemeinde stellt auch fest, dass das Förderprogramm auf die Entwicklung von Flächen ab einer gewissen Größe angelegt sei. „Hiermit kann die Gemeinde nicht dienen, daher ist eine Entwicklung von Bauland mit Hilfe dieses Programmes für die Gemeinde nicht möglich“, betont Nelles.

Ähnliches verlautet aus Dahlem, neben Euskirchen die einzige eingeladene Kommune im Kreis, mit der laut Ministerium noch kein Gespräch stattgefunden hat. „Die Landesinitiative ,Bauland an der Schiene’ ist uns natürlich bekannt“, erklärt Bürgermeister Jan Lembach (CDU). Das Ziel, „Flächenpotenziale für Wohnungsbau ans Licht zu bringen“, sei bei den kleinteiligeren Strukturen in der Gemeinde Dahlem bereits weitgehend erfüllt worden. Denn alle bisherigen und neu geplanten kommunalen Neubauflächen in Dahlem und Schmidtheim, jeweils mit DB-Bahnhof, lägen innerhalb des Drei-Kilometer-Radius’.

„Im Rahmen des Kreisentwicklungskonzeptes und der Überarbeitung des Regionalplans haben wir über die bestehenden Neubaugebiete und –potenziale hinaus in den Orten Dahlem und Schmidtheim rund 24 Hektar Bauland eingebracht“, fügt Lembach hinzu. In Dahlem seien zwei neue Baugebiete in Vorbereitung, von denen aus der Bahnhof fußläufig zu erreichen sei. „Dennoch“, so Lembach weiter, „ist das Programm grundsätzlich von Interesse und wir werden in den weiteren Entwicklungen zur Baulandentwicklung auch ein Beratungsgespräch zu dieser Initiative vereinbaren.“

Kleine Flächen, dafür zahlreich

Mehr Hoffnungen machen sich die Verantwortlichen im Bad Münstereifeler Rathaus. „Die Flächen sind jedoch eher klein“, erklärt Pressesprecherin Marita Hochgürtel. Dafür sind sie aber vergleichsweise zahlreich. In der Kernstadt seien Uhlenberg II sowie Flächen am Sportplatz in Bad Münstereifel, zwischen dem Bahnhof Bad Münstereifel und der Straße Auf der Komm, am Nöthener Berg und südlich des Eifelbads im Gespräch, zudem außerhalb der Kernstadt in Arloff zwischen der Landstraße und dem Bahnhof sowie eine Fläche, die in Richtung Arloff an Kalkar angrenzt.

Wenn aber eine Kommune für das Programm infrage kommt, dann Weilerswist – schon wegen der traumhaften Zug-Anbindung Richtung Köln. „Wir haben ein Gebiet östlich von Hausweiler in Gespräch gebracht“, sagt die Weilerswister Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos) hoffnungsvoll. Das seien etwa 20 Hektar, erläutert sie und fügt scherzhaft hinzu: „Wir wollen es ja nicht übertreiben.“ Wobei sich die Frage stelle, was zuerst fertig sein werde – das Baugebiet oder die Verbesserung der Bahnstrecke nach Köln.

Für die Gemeinde biete sich die Chance, die bestehende Infrastruktur beispielsweise aus Kindertagesstätten und Schulen auch künftig nutzen zu können – und das mit einem 50-prozentigen Landes-Zuschuss für die Planung. So oder so ähnlich hatte sich das Ministerin Scharrenbach wohl vorgestellt.

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