Kreis EuskirchenWaldbesitzer haben Angst vor drittem Dürresommer

Lesezeit 3 Minuten
Die braunen, abgestorbenen Bäume sind in manchen Waldgebieten – wie hier bei Olef – nicht mehr zu übersehen.

Die braunen, abgestorbenen Bäume sind in manchen Waldgebieten – wie hier bei Olef – nicht mehr zu übersehen.

  • „Ich mache mir Riesensorgen“, sagt Holger Hoffmann, Forstdirektor der Arenbergischen Forstverwaltung Schleiden.
  • 2020 wird der dritte trockene Sommer in Folge, die Waldbrandgefahr steigt.
  • „Es gibt Flächen, wo ich nicht weiß, ob da in zwei Jahren noch Wald steht“, sagt der Experte.

Kreis Euskirchen – Es ist noch nicht lange her, da galt die Wilhelm Busch zugeschriebene Weisheit: „Am besten hat’s die Forstpartie, der Wald, der wächst auch ohne sie.“ Doch davon kann nicht mehr die Rede sein, denn dem Wald drohen im dritten regenarmen Jahr hinterein massive Trockenschäden.

„Ich mache mir Riesensorgen“, sagt Holger Hoffmann, Forstdirektor der Arenbergischen Forstverwaltung Schleiden. „Wenn es nicht regnet, geht alles kaputt. Und wir folgen den Bäumen“, malt er ein düsteres Bild. Nach zwei regenarmen Jahren droht in 2020 der nächste Hitzesommer. Nach dem Februar, in dem das Regensoll statistisch übererfüllt wurde, ist in den für die Vegetation so wichtigen Monaten April und Mai nur ein Bruchteil des nötigen Niederschlags gefallen. Und bis weit nach Pfingsten ist laut den Vorhersagen kein Regen in Sicht.

Buchenblüte nicht unbedingt gutes Zeichen

Dabei beschränken sich die Verluste noch nicht einmal auf die feuchtigkeitsliebenden und viel gescholtenen Fichten. „Im ersten trockenen Jahr haben die Laubbäume noch Wasser gefunden, weil die tiefer wurzeln“, so Hoffmann. Doch jetzt seien alte Buchen und Eichen genauso betroffen. Die Bäume stehen an einem heißen Tag 14 Stunden in der Sonne – das halte, so Hoffmann, ein Mensch keine halbe Stunde aus, ohne einen Hitzschlag zu bekommen. „Die Bäume sind Lebewesen, die haben keine Chance“, sagt er. Er sehe die aktuell reiche Buchenblüte mit extremer Sorge. Das könne ein letztes Aufbäumen der Bäume vor ihrem Absterben sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aus dem Sauerland gebe es Berichte, dass alle Neuanpflanzungen der vergangenen Jahre kaputtgegangen seien. Doch auch vor der Eifel macht die Entwicklung nicht Halt: „Es gibt Flächen, wo ich nicht weiß, ob da in zwei Jahren noch Wald steht.“

Keine öffentliche Hilfe für Privatwaldbesitzer

Eine Chance sieht Hoffmann in der Anpflanzung von Mischwald, die seit Jahren in den Eifeler Wäldern praktiziert werde. Auch müsse an die Bewässerung gedacht werden: „Wenn mir vor 20 Jahren einer erzählt hätte, dass wir mit dem Wasserfass in den Wald fahren müssten, hätte ich den für bekloppt erklärt.“ An öffentlicher Hilfe sehe er für die Privatwaldbesitzer wie die Arenberger gar nichts.

Abgestorbene Bäume müssen entfernt werden.

Abgestorbene Bäume müssen entfernt werden.

An gleich zwei Fronten habe er zu kämpfen: Zum einen gegen die Folgen der Corona-Pandemie, die eine Wirtschaftskrise verursache, und zum anderen gegen die Trockenschäden im Wald. Da besteht durchaus ein Zusammenhang.

Sägewerke nehmen keine Bäume an

Durch den Wassermangel haben die Bäume keine Kraft, sich gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer zu wehren. „Wir haben sechs Wochen Zeit, um die mit dem Borkenkäfer befallenen Bäume aus dem Wald zu bringen, dann schlüpft eine neue Generation“, sagt der scheidende Revierförster Norbert Leduc. Doch die Sägewerke nehmen aktuell keine Bäume an. Denn die Firmen, die Industrieholz produzieren, haben die Arbeit eingestellt und nehmen keine Holznebenprodukte mehr ab, erläutert Hoffmann.

Ein weiteres Problem seien abgestorbene Bäume. „Ich kann die nicht stehen lassen“,so Hoffmann. Diese seien eine ernsthafte Gefahr für Spaziergänger und Waldarbeiter – nach neuen Berichten sei die Zahl der tödlichen Unfälle gestiegen. Auch bei Stürmen habe sich die Gefahrenlage verschärft: „Durch die Schäden am Wurzelwerk fallen manche schon bei 60 km/h Windgeschwindigkeit um.“

Doch bei allen Problemen bleibe für seinen Forstbetrieb eine Sache klar. „Wir glauben an den Wald, bei allen Problemen“, so Hoffmann. Das allerwichtigste sei, den Wald zu erhalten: „Das ist eine Herausforderung.“

Rundschau abonnieren