Kreissportbund untersucht SchwimmfähigkeitenKaum ein Kind kann schwimmen

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Jedes dritte Kind kann laut dem Kreissportbund zu Beginn seiner Schullaufbahn nicht sicher schwimmen.

Jedes dritte Kind kann laut dem Kreissportbund zu Beginn seiner Schullaufbahn nicht sicher schwimmen.

Kreis Euskirchen – Jedes dritte Kind kann zu Beginn seiner Schullaufbahn nicht schwimmen – das ist das Ergebnis einer Umfrage des Kreissportbundes (KSB) an den Grundschulen. Charlotte Henschen, KSB-Fachkraft und Sportwissenschaftlerin, hat für ihre Untersuchung der Schwimmfähigkeit bei Grundschülern alle 33 Grundschulen im Kreis angeschrieben, 27 haben geantwortet. So alarmierend die Zahlen zu Beginn auch seien, im Laufe der Grundschule werde es besser, so Henschen: „Kreisweit gibt es während der Grundschulzeit einen deutlichen Rückgang an Nichtschwimmern. Wenn es auf die weiterführenden Schulen geht, kann nur noch jedes elfte Kind nicht richtig schwimmen.“

In den Kommunen Mechernich, Kall, Zülpich, Weilerswist sowie Euskirchen und Bad Münstereifel können laut Henschen anfangs mehr als 30 Prozent der Kinder nicht sicher schwimmen. Auf Basis der KSB-Daten verzeichnet die Gemeinde Kall den stärksten Rückgang an Nichtschwimmern, gefolgt von Bad Münstereifel und Mechernich. In Euskirchen, Weilerswist, Schleiden und Zülpich können laut Henschen auch beim Verlassen der Grundschule noch immer zehn Prozent der Kinder nicht sicher schwimmen.

Kurze Schwimmzeiten

Das größte Manko ist aus Sicht der Lehrer die zu kurzen Schwimmzeiten . 72 Prozent der Lehrer geben das als Grund für die schlechte Schwimmfähigkeit an. Für Busfahrt und Umziehen gingen wertvolle Minuten im Wasser verloren. Weitere Gründe seien, dass im Allgemeinen zu wenig Schwimmunterricht stattfinde und, dass es zu wenig ausgebildetes Personal gebe. Die Reihenfolge ist für Henschen eine Überraschung. „Ich hatte damit gerechnet, dass der Personalmangel als Hauptgrund genannt wird“, sagt sie. Henschen hofft, dass die Ergebnisse, die sie den Kommunen zukommen lassen möchte, mehr als nur zur Kenntnis genommen werden. „Ideal wäre es, wenn der Schwimmunterricht daraufhin angepasst wird. Aber das ist ja selten Aufgabe der Kommunen“, so die KSB-Mitarbeiterin. Mit KSB-Geschäftsführer Markus Strauch hoffe sie zudem auf Fördermittel, um die Defizite an den Grundschulen konkret angehen zu können.

Schwimmunterricht oft fachfremd

Matthias Wessel von der DLRG erklärt: „Als sicherer Schwimmer kann nur gelten, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze sicher beherrscht.“ Dabei müssen Kinder innerhalb von 15 Minuten mindestens 200 Meter schwimmen. Das Seepferdchen-Abzeichen reicht nach Ansicht der DLRG nicht aus, um sicher zu schwimmen.

„Es gibt engagierte Lehrer, die im Rahmen der eingeschränkten Möglichkeiten guten Schwimmunterricht anbieten können. Wir sind stolz darauf, dass dies vor allem jene sind, die auch eine Ausbildung bei der DLRG absolviert haben“, berichtet der Bezirksleiter. Zumeist sei es eine organisatorische Herausforderung, mit qualifizierten Lehrern, einem Bus voll Kindern und knappem Zeitplan einen einigermaßen gut geplanten Unterricht durchzuführen. Vielfach finde der Unterricht fachfremd, also nicht durch Sportlehrer statt, so der DLRG-Experte. (tom)

Im vergangenen Schuljahr hatte der KSB in Kooperation mit der Grundschule in Kommern eine Art Pilotprojekt initiiert. Mithilfe eines Schwimmkurses aus dem Programm „NRW kann schwimmen“ wurden über eine Woche 15 Kinder intensiv gefördert. Immerhin ein Drittel habe innerhalb der Woche das Seepferdchen gemacht, sagt Henschen zufrieden.

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Die gute Quote sei auch der guten Betreuungssituation geschuldet gewesen. Auf fünf Nichtschwimmer kam ein Schwimmlehrer. „Das ist im Klassenverbund oft anders. Da kümmert sich ein Lehrer um 30 Kinder“, so Henschen. Als Sportorganisation könne der KSB beim Schulschwimmen nachhaltige, aber auch gezielte Angebote für Nichtschwimmer in Kooperation mit Grundschulen aufbauen. „Wir sind einzig und allein auf finanzielle Unterstützung angewiesen“, so Henschen.

www.ksb-euskirchen.de

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