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Lage stabiler, Ausblick zwiegespaltenSo geht es der Wirtschaft im Kreis Euskirchen

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In der Gastronomie, hier Stefan Koutis, Geschäftsführer des Restaurants Poseidon in Euskirchen, ist die Stimmungslage deutlich schlechter als in anderen Branchen, etwa dem Baugewerbe.

In der Gastronomie, hier Stefan Koutis, Geschäftsführer des Restaurants Poseidon in Euskirchen, ist die Stimmungslage deutlich schlechter als in anderen Branchen, etwa dem Baugewerbe.

Kreis Euskirchen – Bei einem Großteil der Unternehmen in der Region Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg, so teilt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen mit, habe sich die aktuelle Situation deutlich verbessert, wenngleich noch etliche Betriebe unter den Folgen der Corona-Pandemie litten. Jeder dritte Befragte beurteile die aktuelle Situation positiv, jeder fünfte Unternehmer sei nicht zufrieden. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der IHK Aachen, an der sich mehr als 380 Unternehmen mit fast 30 000 Beschäftigten beteiligt haben.

Besonders betroffen, so die IHK, sei weiterhin das Gastgewerbe, das seit dem ersten Lockdown im Frühjahr massive Umsatzeinbrüche verzeichne, während in der Industrie eine ausgewogene Lagebewertung vorherrscht.

Industrie im Aufwind

Wie die Stimmungslage in der Gastronomie aussieht, weiß auch Stefanos Koutis sehr genau. Koutis ist Geschäftsführer des Restaurants Poseidon in Euskirchen. Zum Familienunternehmen gehören auch die Wolfsschlucht in Bad Münstereifel und der gehobene Imbiss samt Lieferdienst La Cucina di Tritone in Euskirchen. Durch den funktionierenden Lieferdienst sei die Stimmung noch einigermaßen in Ordnung, sagt Koutis. Aber auch bei dem kleinen Restaurant an der Kölner Straße sei der Umsatz nach dem Jahreswechsel um zehn bis 15 Prozent zurückgegangen. „Die Menschen sind noch zurückhaltender geworden. Es sieht nicht so dolle aus“, sagt Koutis, dem – genau wie allen anderen – das Weihnachtsgeschäft in den Büchern fehlt.

In der Industrie sieht es etwas anders aus. „Bei der Mehrzahl der Industriebetriebe ist die Auslastung ihrer Produktionskapazitäten spürbar gestiegen“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen: „Diese positive Entwicklung zum Jahresende 2020 hat jedoch nicht ausgereicht, um die Ertragslage in Summe zu verbessern.“

Die gute Nachricht aus Sicht der IHK: Die meisten Befragten sähen nach wie vor keine gravierenden finanziellen Konsequenzen für ihr Unternehmen. Drei von zehn Unternehmern rechneten damit, dass die Nachfrage weiter anziehe, rund jeder vierte sei zurückhaltend. Über alle Branchen hinweg werde nur ein leichtes Umsatzwachstum vorhergesagt.

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„Die Spannbreite der Umsatzprognosen ist beachtlich“, betont Bayer: „Jeder sechste Unternehmer erwartet in den kommenden Monaten ein Umsatzwachstum von mindestens zehn Prozent, ebenso viele einen Rückgang um zehn Prozent oder mehr.“

Positive Erwartungen hat nach Erkenntnis der IHK vor allem die Industrie. „Das liegt auch daran, dass im zweiten Lockdown zum Jahresende die Grenzen offen geblieben und dadurch die Lieferketten nicht von Einschränkungen betroffen sind“, resümiert Bayer. Die Arbeitslosenquote stieg in der Region Aachen innerhalb eines Jahres um 1,0 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent. Sie liegt damit unter der Quote in NRW, die aktuell 7,5 Prozent beträgt, aber oberhalb der Arbeitslosigkeit in Deutschland mit 5,9 Prozent. „Der verhältnismäßig geringe Anstieg der Arbeitslosigkeit ist auch dem Instrument der Kurzarbeit zu verdanken, durch das viele Betriebe in der Lage waren, ihre Mitarbeiter zu halten“, erklärt Bayer.

Trotz der Pandemie gebe jeder dritte Unternehmer an, dass der Fachkräftemangel das derzeit größte Risiko für die konjunkturelle Entwicklung sei. Noch stärker sorgten sich allerdings zwei Drittel aller Befragten, dass die Inlandsnachfrage zurückgehen könnte. Rund die Hälfte befürchte außerdem negative Auswirkungen durch wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Dazu zählten neben den Folgen der Corona-Pandemie vor allem Handelshemmnisse durch Zölle oder bürokratische Auflagen.

Lockdown trifft Einzelhändler

Bei den Dienstleistern hat sich die Geschäftslage seit Herbst geringfügig verbessert. Rund ein Drittel der Befragten bewertet die Geschäfte als gut, annähernd jeder Fünfte als schlecht. Die Hälfte der Unternehmer gibt an, dass die Umsätze in den zurückliegenden Monaten im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind. Jeder vierte Betrieb verzeichnet ein Umsatzwachstum.

Die deutliche Mehrzahl der Händler beurteilt die derzeitige Situation weiterhin als gut. Jeder zweite Befragte ist mit den aktuellen Geschäften zufrieden, jeder sechste Unternehmer bezeichnet sie als schlecht. Im Großhandel ist die Situation ähnlich. Fast die Hälfte der Unternehmer berichtet von guten Geschäften, nur jeder siebte ist unzufrieden. Im Einzelhandel sind die Lagebeurteilungen sehr heterogen.

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Zwar sind erneut sechs von zehn Befragten mit den gegenwärtigen Geschäften zufrieden, allerdings bewertet auch fast ein Drittel die Lage als schlecht. Das liegt unter anderem an den Folgen des Teil-Lockdowns, der seit Ende Oktober viele Einzelhändler erneut getroffen hat und Mitte Dezember verschärft wurde. Dadurch wurde ein Großteil des Weihnachtsgeschäfts eingeschränkt.

Das Baugewerbe hat bisher kaum unter der Corona-Pandemie gelitten. Mehr als die Hälfte der Unternehmer ist mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, nur acht Prozent berichten von schlechten Geschäften.

Die wirtschaftliche Belebung hat noch nicht zu einer Verbesserung der Ertragslage geführt. Bei fast der Hälfte der Betriebe sind die Erträge in den vergangenen Monaten gesunken, lediglich bei einem Viertel sind sie gestiegen.

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