Leere Hallen, leere KassenEuskirchener Möbelhäuser klagen über Umsatzeinbrüche

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Gähnende Leere herrscht in den riesigen Hallen des Möbelhauses von Andreas Brucker in Kall.

Gähnende Leere herrscht in den riesigen Hallen des Möbelhauses von Andreas Brucker in Kall.

  • Auch Möbelhäuser haben es momentan schwer.
  • Die Umsätze sind weggebrochen, der Online-Verkauf ist in der Branche oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
  • Wir haben mit zwei Betroffenen gesprochen.

Kreis Euskirchen – Die Möbelhäuser in der Region leiden unter der zwangsweisen Schließung wegen der Corona-Krise. Die Umsätze sind weggebrochen, der Online-Verkauf ist in der Branche oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Ein Möbelhaus wochenlang zu schließen, ist keine Lappalie. Wir werden wohl bis Ende nächsten Jahres brauchen, bis wir den Einbruch bei den Einnahmen aufgeholt haben“, schätzt Andreas Brucker, Inhaber des größten Möbelhauses in der Region.

„Schon nach Karneval, als die Corona-Krise immer mehr in das Bewusstsein der Menschen rückte, hatten wir deutliche Frequenzeinbrüche“, berichtet Brucker. Die Zahl der Besucher in seinem Möbelhaus in Kall sei da schon um 40 bis 50 Prozent zurückgegangen. „In dieser Zeit kamen nur noch Kunden, die dringend etwas brauchten“, berichtet der Firmenchef, der die von den Behörden angeordnete Schließungsaktion als „schlecht vorbereitet und etwas aus der Hüfte geschossen“ bezeichnet.

So habe es beispielsweise keine Vorab-Information gegeben. Und dass Baumärkte weiter öffnen dürften, sei für ihn schlichtweg nicht nachvollziehbar: „Wir haben auf unserer deutlich größeren Verkaufsfläche eine wesentlich geringere Kundenfrequenz als in vielen Baumärkten. Die Besucher könnten bei uns also problemlos den nötigen Abstand halten.“

Möbelkauf gerade jetzt wichtig

Der Möbelkauf könne gerade in diesen Zeiten auch von großer Bedeutung sein: „Wenn eine junge Familie jetzt neu gebaut hat, braucht sie ganz schnell eine Küche, um sich selbst versorgen zu können.“ Doch die insgesamt 72000 Quadratmeter großen Hallen an der Hüttenstraße sind nun seit drei Wochen geschlossen. Da passt es, dass Brucker schon lange geplant hatte, im Frühjahr einen Teil der Parkplätze zu sanieren und den Eingangsbereich des Haupthauses neu zu gestalten. Die Arbeiten werden noch einige Wochen dauern.

Sonst passiert aber nicht viel. „Die Verkäufer sind in Kurzarbeit. In der Verwaltung arbeitet nur noch eine kleine Mannschaft, die sich um Restbestellungen und die wenigen Anfragen kümmert. Nur das Auslieferungs- und Montageteam arbeitet noch auf Hochtouren und sorgt dafür, dass zumindest noch etwas Geld hereinkommt. Die Mitarbeiter machen in diesen schwierigen Zeiten einen tollen Job. Aber in den Bereichen wird es natürlich zeitversetzt in einigen Wochen auch eine Flaute geben“, sagt der Firmenchef, der rund 270 Menschen beschäftigt.

Kaum Bestellungen

Da zurzeit ja kaum etwas bestellt werde, gebe es in einigen Wochen auch keine Ware mehr, die ausgeliefert und montiert werden müsse. Zumal es bei einigen Lieferanten auch einen Produktionsstopp gebe und deshalb Lieferketten unterbrochen seien.

Gespannt wartet der Firmenchef darauf, wie es nach dem 19. April weitergeht. „Ich hoffe, dass wir danach zumindest unter bestimmten Auflagen wieder öffnen können.“ Doch auch dann bleibe abzuwarten, wie sich die Nachfrage angesichts von Kurzarbeit in vielen Branchen entwickelt: „In der Zeit von April bis Juni kommen schon in normalen Zeiten weniger Kunden, weil die Menschen nach dem Winter erst einmal das schöne Wetter genießen wollen.“

Zudem musste Brucker auch schon eine weitere bittere Pille schlucken: Die für den 17. Mai geplante zweite Auflage der Kaller Frühlingsschau wurde von der Gemeinde wegen der Corona-Pandemie abgesagt. „Bei der Premiere der Schau im Jahr 2019 haben wir rund zehn Prozent unseres Maiumsatzes gemacht.“

Ebenfalls gähnende Leere

Im Möbelhaus Schröter in Obergartzem herrscht ebenfalls gähnende Leere. „Im März hatten wir rund zehn Prozent weniger Umsatz als sonst. Jetzt im April läuft die Kurve aber gegen Null“, berichtet Geschäftsführerin Manuela Schröter. Trotz aller Bemühungen gebe es jetzt kaum noch Bestellungen: „Wer etwa ein Sofa kaufen will, möchte vorher einmal Probesitzen.“

Telefonisch kümmert sich Manuela Schröter vom Möbelhaus Schröter derzeit um ihre Kunden.

Telefonisch kümmert sich Manuela Schröter vom Möbelhaus Schröter derzeit um ihre Kunden.

Nach der Schließung hätten viele Kunden angerufen, die wissen wollten, ob und wann ihre Bestellungen geliefert werden. „Alles was reinkommt, wird auch ausgeliefert“, betont Schröter. Doch es komme auch zu Verzögerungen: „Die von uns bestellten Möbel werden in großen Zentrallagern zwischengelagert und dann von Spediteuren nach Postleitzahl-Regionen ausgeliefert. Wenn andere Anbieter in der Region keine Waren mehr annehmen und ausliefern, kann es sein, dass die Spediteure auch unser Haus vorübergehend nicht anfahren.“

Kaum Internet-Angebote

Auf einen Online-Shop verzichtet Möbel Brucker in Kall bewusst. „Wir bieten nur Gartenmöbel im Internet an. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen wird man als regionaler Anbieter im Internet nicht so wahrgenommen wie die großen Ketten, zum anderen wollen Kunden, die beispielsweise eine Küche oder Wohnzimmermöbel kaufen, diese auch vorher mal gesehen haben“, erläutert Andreas Brucker.

Kataloge mit Angeboten aus Bereichen von Büro bis Wohn-Art kann man sich aber auf der Homepage ansehen und dann auch Ware ordern.

„Als Massivholz-Spezialist haben wir kaum Kunden, die im Internet bestellen. Deshalb haben wir auch nur einen ganz kleinen Online-Shop“, sagt Manuela Schröter vom Möbelhaus Schröter in Obergartzem.

Einige Kunden würden sich zwar den Katalog herunterladen und sich telefonisch beraten lassen, aber: „Das betrifft vor allem die Interessenten, die sich bereits vor der Schließung in unserem Haus umgesehen hatten.“ Darüber hinaus versucht Manuela Schröter potenzielle Kunden per Whatsapp, E-Mail oder per Post über ihr Angebot zu informieren. (wki)

Für ihre Monteure hat Manuela Schröter Schutzmasken mit Filter sowie Handschuhe angeschafft: „Wir müssen ja unsere Mitarbeiter und ihre Familien schützen.“ Die Beschaffung neuer Schutzausrüstung sei mittlerweile schwierig. Die Monteure seien angehalten, beim Aufbau der Möbel auf den nötigen Sicherheitsabstand zu achten. Die Kunden müssten während der Arbeiten den Raum verlassen.

Noch keine Kurzarbeit

Bislang hat Schröter noch für keinen ihrer sieben Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt. „Die Phase bis zum 19. April können wir noch mit Urlaub überbrücken. Doch dann wissen wir nicht, wie es weitergeht.“ Schröter hofft, dass sie ab dem 20. April wieder öffnen kann, selbst wenn es noch Einschränkungen bei der Kundenfrequenz geben sollte. In ihrem 3000 Quadratmeter großen Haus gebe es ohnehin eine Wegeführung von Raum zu Raum. Deshalb sei es vergleichsweise leicht, Interessenten mit dem notwendigen Abstand durch das Haus zu leiten.

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Ursprünglich wollten Manuela Schröter und ihr Mann Stephan in diesem Jahr feiern, dass sie das 1984 eröffnete Möbelhaus seit 20 Jahren in der zweiten Generation führen: „Aber wegen der Corona-Krise fallen die Feiern erst einmal aus.“

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