Leere Lager, große NachfrageLieferzeiten von E-Bikes betragen bis zu einem Jahr

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Noch haben Kunden eine Auswahl an E-Bikes in Oliver Bussmanns Fahrradgeschäft „Kraft Rad“ in Euskirchen.

Noch haben Kunden eine Auswahl an E-Bikes in Oliver Bussmanns Fahrradgeschäft „Kraft Rad“ in Euskirchen.

Kreis Euskirchen – Mit Motor oder ohne? Eine Diskussion, die bei Fahrradfahrern oft die Gemüter erhitzt. Dabei stellt sich diese Frage unter Umständen bei vielen gar nicht mehr. Wer derzeit von einem Fahrrad ohne Motor zu einem Fahrrad mit Motor – einem sogenannten E-Bike – wechseln möchte, muss oftmals feststellen: In diesem Jahr werden wahrscheinlich weiterhin die eigenen Beine der einzige Motor sein, der das Fahrrad antreibt.

Kommen Kunden in den „Radsportmeister“, das Fahrradgeschäft von Stefan Maus in Gemünd, könnten sie denken, dass ihnen hier eine doch recht große Auswahl zur Verfügung steht. „Die sind alle verkauft“, muss Maus dann doch recht schnell die Illusion nehmen. Wer dieses Jahr noch ein E-Bike kaufen möchte, habe größtenteils Pech, bringt es Maus auf den Punkt. „Ich bekomme im Mai zwei E-Mountainbikes geliefert, dass eine ist bereits zugesagt“, so Maus.

Neben E-Bikes auch Gravelbikes in der Eifel gefragt

Und das ist nicht nur ein Problem von Fahrrädern mit Motor. Auch normale Räder, Maus nennt sie „Ökofahrräder“, sind gefragt. Besonders im sportlichen Sinne. Sogenannte Gravelbikes, mit denen sowohl im Gelände als auch auf der Straße gefahren werden kann, sind zwar nicht neu, aber aktuell voll im Trend. „Oft als zweites Fahrrad zum E-Bike“, sagt Maus.

Die Lieferprobleme aufgrund der Corona-Maßnahmen in Asien stellen nicht nur die Automobilindustrie vor größere Schwierigkeiten. Auch den Fahrradherstellern bereiten sie Kopfzerbrechen. Denn es fehlen nicht nur Zellen, bei denen die Automobilindustrie das geringe Angebot vom Markt kauft, sondern auch Stahl für die Rahmen und Schaltungen. Beides kommt aus Asien.

E-Bikes sind internationales Produkt

„E-Bikes sind ein Paradebeispiel für ein internationales Produkt“, sagt Oliver Bussmann von „Kraft Rad“ aus Euskirchen. Sein Lager weist deutliche Lücken auf. „Vor drei bis vier Jahren wären die Ständer hier voll gewesen“, sagt Bussmann. Normalerweise seien die Neubestellungen alle zwischen Januar und März gekommen – eben vor der Saison und mit genügend Zeit für die Mitarbeiter, um die Räder aufzubauen. Mittlerweile kämen die Lieferungen aber verteilt über das ganze Jahr, so Bussmann.

Und trotzdem sei oft nicht klar, ob die Hersteller die vereinbarten Liefertermine wirklich einhalten, fügt Bussmann hinzu. „Wenn das Rad bei uns auf Lager ist, kann der Kunde es zwei Wochen später abholen“, so der Geschäftsführer. „Wenn der Hersteller erst noch liefern muss, kann das komplett variieren.“

Die Lieferschwierigkeiten betreffen aber laut Bussmann alle Räder gleichermaßen: „Durch Corona ist die Nachfrage nach Fahrrädern noch mal gestiegen.“ Das Image, dass Fahrräder mit Motor hauptsächlich etwas für Rentner seien, hat sich gewandelt. Wer seine Reichweite erhöhen oder mehr Strecke am Stück zurücklegen möchte, fährt mit Motor. Aber auch Mountainbikes ohne Motor seien weiterhin beliebt – nicht nur bei sportlich begeisterten Radfahrern, so Bussmann, sondern oft bei Menschen, die mit dem Rad in der Stadt unterwegs sind – und das Gelände ebener ist.

Mountainbikes haben Lieferzeit von halbem Jahr

Dem stimmt auch Michael Liedtke von der Radgarage in Blankenheim zu: „Die Nachfrage nach E-Bikes im ländlichen Raum wie hier mit den Bergen ist groß. Normale Räder sind da eher im städtischen Bereich gefragt.“ Trotzdem haben auch Mountainbikes derzeit eine Lieferzeit von etwa einem halben Jahr bei ihm. „Die Kunden sind durch die Medien informiert und Fragen vorsichtig nach“, so Liedtke. Enttäuschungen gebe es deswegen selten.

Wer bei Timo Igelmund, Verkaufsleiter bei Projekt Bike in Nettersheim, ein Fahrrad von der Stange kaufen möchte, wartet schnell bis zum nächsten Jahr auf das neue Bike. „Wir sind komplett ausverkauft“, so Igelmund. Deswegen rät er allen, die sich in diesem Jahr noch ein neues E-Bike zulegen möchten, auf individuell angefertigte Räder zurückzugreifen: „Wir arbeiten mit Herstellern zusammen, die haben dann Lieferzeiten von drei bis fünf Monaten.“ Das sei zwar etwas teurer im Vergleich zu einem Rad von der Stange, dafür werde es aber komplett auf den Kunden angepasst.

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Maus und Bussmann haben außerdem den Tipp, bei Marken, Farben und Ausstattung flexibel zu sein. Dann könne es dieses Jahr doch noch etwas mit dem Motor am Fahrrad werden.

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