100 Lkw-Ladungen Milch pro TagDie Hochwald-Molkerei in Obergartzem nimmt Gestalt an

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Noch steht nur das Fundament des Hochregallagers, in dem für bis zu 50000 Paletten Platz sein soll.

  • Ab Ende 2021 sollen in der Hochwald-Molkerei Mechernich-Obergartzem haltbare Milchprodukte produziert werden.
  • Noch ist die Molkerei eine Baustelle.
  • Ein Einblick in den Bauprozess und die geplanten Produktionsabläufe.

Mechernich-Obergartzem – In der Halle ist es dunkel. Rechts ragt eine Reihe großer Tanks in die Höhe. Es wird geschweißt, gebohrt und gehämmert, aus einem Radio dröhnt Herbert Grönemeyers Stimme: „Männer sind so verletzlich.“

Auf der Hochwald-Baustelle in Obergartzem herrscht geschäftiges Treiben. Während der Hochbau fast fertig ist, braucht es in den Gebäuden noch sehr viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier eine Molkerei entsteht. Die Elektrik muss noch verlegt werden, Tanks aufgebaut, Schächte gebohrt und Wände sowie Böden gefliest werden. Bauleiter Rolf Löber dreht gerade eine Runde über die Baustelle. Wenn alles fertig sei, werde in dieser Halle die angelieferte Milch weiterverarbeitet, erklärt er. Zu H-Milch, Kakao oder auch Kondensmilch.

200 Millionen Euro

Die Hochwald Foods GmbH investiert in Obergartzem 200 Millionen Euro. Der Konzern hat seinen Hauptsitz in Thalfang (Rheinland-Pfalz) und rund 1800 Mitarbeiter.  Von den acht verarbeitenden Werken wird  die  Molkerei  in Obergartzem das größte sein. Hier sollen künftig  800 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr verarbeitet werden.  Laut Sprecherin Kathrin Lorenz  werden etwa  1200 Landwirte den Standort beliefern. Für die Molkerei in Obergartzem wird das Werk in Erftstadt geschlossen. Zudem werden Produktionsteile aus dem Werk in Kaiserslautern nach Obergartzem verlegt. Dort habe man das Problem, dass es immer weniger Milchbauern gebe, so Lorenz.

250 Arbeitsplätze sollen in Obergartzem entstehen. Wie diese sich aufteilen, sei noch nicht klar, da  die Personalplanung noch nicht abgeschlossen sei, sagt Lorenz.

Von Corona seien die Bauarbeiten zum Glück weitestgehend verschont geblieben. Es habe keine Covid-19-Fälle gegeben, lediglich einen Verdachtsfall, der sich nicht bestätigt habe.  Ein paar Verzögerungen seien dennoch eingetreten, aber die seien überschaubar und lägen noch im Zeitpuffer, sagt Bauleiter Rolf Löber. (jre)

In der Molkerei sollen ab Ende 2021 nur haltbare Milchprodukte produziert werden, erklärt Firmensprecherin Kathrin Lorenz. Die Milch dafür komme von Landwirten aus einem etwa 100 Kilometer großen Radius rund um die Molkerei. Die Endprodukte werden dann weltweit verkauft. Es könne durchaus sein, dass ein Produkt aus der Molkerei einen Ort weiter im Supermarktregal stehe – oder eben in Saudi-Arabien oder China.

Insgesamt sollen in Obergartzem 100 Lkw-Ladungen Milch pro Tag verarbeitet werden, erklärt Löber. Tankwagen holen die Rohmilch beim Bauern ab und bringen sie zur Molkerei. Hier fahren sie in dafür vorgesehene Boxen mit Schläuchen. Durch diese fließt die Milch in die zwei großen 500000-Kubikmeter-Rohmilchtanks. Davor wird allerdings noch eine Probe der Milch in einem angeschlossenen Labor untersucht. Das sei Pflicht, erklärt Lorenz. Es müsse überprüft werden, dass sich keine Stoffe in der Milch befänden, die da nicht hineingehörten. Rückstände von Antibiotika zum Beispiel.

Im Labor getestet

Außerdem werde im Labor die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe getestet. Das sei ausschlaggebend für den Milchpreis, den der Landwirt am Ende erhalte, sagt Lorenz. Je mehr Eiweiß und Fett desto mehr Geld für den Bauern. Die Ergebnisse der Labor-Untersuchungen gehen auch an die Landwirte, damit sie darauf reagieren können. Der Eiweiß-Gehalt lasse sich beispielsweise über das Futter steuern, erklärt Lorenz.

Von den großen Rohmilchtanks fliest die Milch durch Rohre weiter in die Halle für die Verarbeitung. Auch das geschieht in Tanks. Davon gibt es in der Molkerei ziemlich viele.

Ganz viele Flüssigkeiten

„Man braucht ja für alle möglichen Prozesse Flüssigkeiten in so einer Molkerei“, erklärt Lorenz. Reinigungsmittel, Kühlwasser, Löschwasser – all das muss in großen Mengen vorhanden sein und wird deshalb in Tanks gelagert. Zum Teil werden diese erst auf der Baustelle gebaut. So ein Tank habe Überbreite und könne daher nicht einfach im normalen Straßenverkehr transportiert werden, erklärt Löber.

Die Molkerei in Obergartzem erhalte ihre Tanks von zwei Herstellern, einem aus Würzburg und einem aus Hildesheim. Der Hildesheimer bringe direkt die fertigen Tanks. „Dafür braucht er zwei Nachtfahrten“, sagt Löber. Der Würzburger habe sich indes dazu entschieden, die Tanks erst auf der Baustelle fertigzustellen.

Abfüllung in Kartons

Von der Weiterverarbeitung fließen die Endprodukte dann in die Abfüllhalle. Dort wird alles in die entsprechenden Kartons gefüllt. Die Verpackungen sollen kleine, fahrerlose Fahrzeuge aus dem Lager zur Abfüllhalle bringen. „Das wird dann noch mal interessant zu sehen“, sagt Löber. „Das Werk wird schon energetisch auf den neusten Stand gebracht“, so der Bauleiter.

In der Abfüllhalle werden die Produkte auf Paletten verpackt und dann in einem Hochregallager gelagert. Das soll das höchste Gebäude der neuen Molkerei werden. Noch ist davon nicht viel zu sehen. Die Bauarbeiter sind gerade mit dem Fundament beschäftigt – eine ein Meter dicke Betonplatte. Später werde das Lager 12 Etagen haben, berichtet Löber.

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Etwa 50000 Paletten sollen darin gelagert werden können. Die Produkte werden von dort auf Lkw verladen und zum Verkauf gebracht. Insgesamt werden etwa 300 Lkw-Bewegungen pro Tag an der neuen Molkerei stattfinden, erklärt Löber. Die nahe Autobahn sei ideal, so müssten die Lastwagen nicht durch Ortschaften fahren.

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