Ärger über BiogasanlageLorbacher wollen Geruchsbelästigung nicht hinnehmen

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Unerträglich sei zuweilen der Gestank, der von der Biogasanlage zur Bergheimer Straße ziehe, ärgern sich Anwohner.

Unerträglich sei zuweilen der Gestank, der von der Biogasanlage zur Bergheimer Straße ziehe, ärgern sich Anwohner.

Mechernich-Lorbach – Ziemlich sauer waren die sechs Bürger aus Lorbach, die sich am Dienstag über Geruchsbelästigungen im Ort beschwerten. Die meisten von ihnen wohnen an der Bergheimer Straße, oberhalb befindet sich der landwirtschaftliche Betrieb von Hubert und Lukas Dahmen, die dort seit einiger Zeit eine Biogas-Anlage betreiben.

„Wir könnten hier gut und gerne leben, wenn der Gestank nicht wäre“, ärgert sich Karl Evertz. Er bekomme Kopfschmerzen von den seit einiger Zeit auftretenden Gerüchen, ihm werde sogar schlecht davon. Elisabeth Riemer ergänzt: „Da geht ein Stück Lebensqualität verloren. Wir können nicht mehr draußen sitzen. Ich finde das beschämend.“ Am vergangenen Sonntag sei es sogar so schlimm gewesen, dass man den Landwirt habe aufsuchen wollen, doch dort sei keiner ans Telefon gegangen.

„Durchlüften war aber wegen des Gestanks nicht möglich“

Hubert Schmitz, der seit 18 Jahren auf der Talseite eine Ferienwohnung vermietet, hat ebenfalls gute Gründe, sich zu beschweren: „Wenn so ein Schwall runterzieht, fragen die Gäste: ,Ist das jetzt Gülle? Wo kommt das her?’“ Bisher habe zwar noch keiner „Tschüss, auf Wiedersehen“ gesagt, aber die Gefahr bestehe schon.

Schmitz: „Wir machen im Internet Werbung mit frischer, knackiger Eifelluft. Und dann erwarten die Gäste schon etwas anderes. Sie wollen schließlich auch mal draußen sitzen und die Beine hochlegen.“ Und Dr. Michael Oversberg fügt hinzu: „Am Montag kamen wir aus dem Kurzurlaub nach Hause. Durchlüften war aber wegen des Gestanks nicht möglich.“

Am Dienstag stattet Oversberg dem Betrieb einem Besuch ab. Landwirt Helmut Dahmen ist zwar verhindert, doch Sohn Lukas ist bereit, sich der Kritik zu stellen. Sein Vater Helmut Dahmen bestätigt anschließend seine Aussagen per E-Mail. „Wenn wir von konkreten Störungen etwas wissen, können wir auch etwas dagegen tun. Wir fühlen uns aber ein bisschen am Pranger, zumal wir von den Problemen keine Kenntnis hatten“, sagt Lukas Dahmen.

Bei Nordwest-Wetterlagen ziehe der Geruch leichter zur Bergheimer Straße nach Lorbach rüber. Er ergänzt: „Unseren direkten Nachbarn ist jedoch nichts aufgefallen.“ Möglicherweise liege es auch an der Einstellung des automatischen Gülle-Mixers. Wenn es abends kühler sei, sinke womöglich Ammoniak-Gestank nachts in Richtung Bergheimer Straße. Doch das seien nur erste Überlegungen, bewiesen sei das nicht.

Betrieb wurde kontrolliert

Er sei schon überrascht gewesen, als am Montag zwei Personen von Stadt Mechernich und Kreis Euskirchen den Betrieb kontrolliert hätten, so Lukas Dahmen (siehe „Die Behörden“). Am Montagabend sei er noch an der Bergheimer Straße gewesen. „Man hat da offenbar etwas gerochen. Als ich aber gegen 22 Uhr da war, war aber nichts mehr davon zu spüren“, sagt Lukas Dahmen.

Man bemühe sich um ein gutes Verhältnis zum Dorf. Dahmen ist sichtlich bemüht, Transparenz zu zeigen: „Wir wollten ohnehin einmal zur Besichtigung unseres Hofs einladen. Im Übrigen kann man sich bei uns alles zu jeder Uhrzeit anschauen, wenn man sich vorher anmeldet.“ Wenn ein Problem bestehe, könne man der Sache schnell auf den Grund gehen. „Ich habe auch gehört, dass es schubweise zu solchen Gerüchen kommt“, sagt Lukas Dahmen.

Bei Karl Evertz hat die Verärgerung mittlerweile jedoch einen solchen Grad erreicht, dass er Gespräche auf dem Hof für sinnlos hält. Er habe sich nämlich bereits einmal beklagt – und dabei sehr verärgernde Antworten gehört. Evertz: „Ich wohne hier seit 46 Jahren. Ich hätte damals aber nicht gebaut, wenn ich gewusst hätte, dass es hier einmal so stinken würde.“

Das sagen die Behörden

Kreisverwaltung Euskirchen und Stadtverwaltung Mechernich haben sich mittlerweile mit dem Geruchsproblem der Lorbacher Biogasanlage beschäftigt. Wie Swen Gnädig vom Kreis Euskirchen mitteilt, waren am Montag Franz Weigel von der Immissionsschutzbehörde des Kreises und Ralf Gehlen, Teamleiter der Unteren Bauaufsicht der Stadt, vor Ort. „Bei dem Besuch wurde keine Geruchsbelästigung festgestellt“, teilt der Kreis mit.

Etwas anderes wurde jedoch festgestellt. Laut Gehlen hat Landwirt Helmut Dahmen es versäumt, die Biogas-Anlage nach der Fertigstellung abnehmen zu lassen. Dazu hätte er ihm, so Gehlen weiter, eine entsprechende Nachricht zukommen lassen müssen. „Mir war nicht bekannt, dass die Anlage bereits in Betrieb ist“, sagt Gehlen. Er vermute, dass Dahmen die Anlage seit einem Jahr betreibe. Nächste Woche werde nun die offizielle Abnahme erfolgen. Es gebe verschiedene Prüfpunkte, die entsprechend untersucht werden müssten.

Karl Evertz berichtete, der Kreis habe ihm mitgeteilt, dass man eine gewisse Geruchsbelästigung hinnehmen müsse. Wie Ralf Gehlen präzisierte, ist dies in der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) entsprechend festgelegt. Demnach seien an 15 Prozent des Tages Geruchsbelästigungen zumutbar. Gleichzeitig habe er aber auch gehört, dass man durch Messungen gravierende Verstöße feststellen könne.

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