Das Bier kommt mit dem TaxiMit der TuS Mechernich im Trainingslager in der Eifel

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Nicht hängen lassen: Im Trainingslager wird intensiv gearbeitet. Der Spaß kommt aber eindeutig nicht zu kurz.

Nicht hängen lassen: Im Trainingslager wird intensiv gearbeitet. Der Spaß kommt aber eindeutig nicht zu kurz.

  • Die TuS Mechernich hat ihre Vorbereitung für die kommende Saison begonnen.
  • Zum Trainingslager ging es für die Fußballer dieses Mal in die Sportschule Bitburg.
  • Wir haben das Team begleitet und erfahren, wie es hinter den Kulissen eines Trainingslagers abläuft.
  • Im Anschluss wusste unser Autor, wer den Ton angibt, was Trainer Guido Mertens zu seinem Mallorca-Ausflug sagt und wie ein Trainingslager in Corona-Zeiten abläuft.

Bitburg/Mechernich – „Du machst aus einer Taube keinen Adler.“ Die geplante taktische Veränderung in der Defensive lässt bei Mechernichs Fußballer Guilio Manganiello die Stirn runzeln. Co-Trainer Christoph Bandur, der die Mannschaft in einem Jahr von Guido Mertens übernehmen soll, will statt einem 4-4-2 ein 3-5-2 spielen lassen. Einen Spieler weniger in der Abwehr, dafür einen mehr im Mittelfeld – so soll die seit Jahren schwächelnde Offensive des Bezirksligisten angekurbelt werden. „Egal, mit welcher Taktik. Fußball wird immer elf gegen elf gespielt“, versucht Bandur Skeptiker Manganiello zu beruhigen.

Vor dem Freundschaftsspiel gegen Bitburg gibt es eine intensive Taktikbesprechung für die Akteure der TuS Mechernich.

Vor dem Freundschaftsspiel gegen Bitburg gibt es eine intensive Taktikbesprechung für die Akteure der TuS Mechernich.

Viel überzeugender als die Worte des Übungsleiters ist das Trainingsspiel gegen den FC Bitburg. 2:2 (2:1) heißt es nach 90 Minuten. Marcus Georgi und Tom Lengersdorf treffen gegen die Mannschaft, die in der kommenden Saison in der Rheinlandliga kickt und vom ehemaligen Trainer des Kaller SC, Fabian Ewertz, trainiert wird. Zu diesem Zeitpunkt haben die Spieler der TuS Mechernich bereits drei Trainingseinheiten in den Beinen – und viel entscheidender bei 33 Grad im Schatten: einen ausschweifenden Mannschaftsabend hinter sich.

Vier Kästen Bier und 50 Cheeseburger

Für die Musik in der Kabine und eben solchen Teamabenden ist Daniel Jansen zuständig. Karneval und Ballermann prägt die Playlist. Aber auch die Toten Hosen und AC/DC finden sich wieder. Ob seine Initialen „DJ“ bei der Besetzung des Postens dem 29-Jährigen geholfen haben? Der DJ grinst verschmitzt und lässt den nächsten Karnevalssong aus den Boxen wummern: Mer fiere et Leeve.

Energy-Drink und Kippe: Jens Honnef nach dem Training.

Energy-Drink und Kippe: Jens Honnef nach dem Training.

Ein Liedtitel, der bei der TuS wie die Faust aufs Auge passt. Als die Mitarbeiter der Sportschule auf die Sperrstunde um 23 Uhr hinweisen, spielen die TuS-Kicker Doppelpass mit einem Taxiunternehmen. Per Taxi lässt sich der Bezirksligist vier Kästen Bier liefern, beim nächsten Teamabend sollen es 50 Cheeseburger sein.

TuS Mechernich: Trainer Guido Mertens hört bald auf

Drei Tage sind die Bezirksliga-Kicker im Trainingslager in der Sportschule Bitburg. Neben Fußball und Taktik geht es auch darum, den Teamgeist zu stärken. „Der erste Mannschaftsabend war so gut, so wichtig für die Jungs, dass wir den Lauf am nächsten Morgen frühzeitig abgesagt haben“, berichtet Trainer Guido Mertens am Samstag beim Frühstück. Die kurze Nacht ist dabei allen ins Gesicht geschrieben. So richtig Lust auf Training hat niemand. Doch Ausreden zählen nicht.

Unentschuldigtes Fehlen: 50 Euro

Wer bei der TuS Mechernich in der Kabine seinen Kronkorken und seine Bierflasche nicht ordnungsgemäß entsorgt, muss zwei Euro in die Mannschaftskasse zahlen. Wer das Training per Whatsapp-Nachricht oder SMS absagt und nicht den Trainer anruft, muss zehn Euro berappen.

Die ungeputzten Schuhe kosten ebenfalls zwei Euro, unentschuldigtes Fehlen beim Spiel schlägt mit 50 Euro zu Buche. 28 mögliche Vergehen stehen im Strafgeldkatalog des Bezirksligisten. Dafür, dass das Geld auch wirklich in der Mannschaftskasse ankommt, sind Rainer Vus und Tobias Hoß verantwortlich. „Die Zahlungsmoral könnte besser sein“, sagt Hoß schmunzelnd: „Wir bieten den Jungs auch einen Paypal-Service an. Der wird vor allem für den Monatsbeitrag in Höhe von zehn Euro genutzt. Nur nicht vom Trainer. Dem ist das Internet zu modern. “ (tom)

Mertens trainiert seit sechs Jahren die Mannschaft, hört am Ende der Saison auf. „Ich erzähle in der Kabine immer dasselbe, die Jungs brauchen neue Impulse“, sagt der 48-Jährige, der bei den Mannschaftsabenden immer mittendrin statt nur dabei ist, auf den nötigen Abstand aber großen Wert legt. Er sei nie mit auf Mannschaftstour auf Mallorca gewesen, so Mertens.

Das hat vor fünf Jahren die Spieler aber nicht davon abgehalten, ihren Trainer mit an den Ballermann zu nehmen: als lebensgroße Pappfigur. Obwohl unter Sportlern das ungeschriebene Gesetz gilt „Was auf Malle passiert, bleibt auch auf Malle“, hat der Papp-Mertens es wieder bis nach Mechernich geschafft – noch heute hat er in der Kabine einen Ehrenplatz. Dass seine Spieler seine Worte weniger ernst nehmen, weil er seinen Abschied angekündigt hat? Die Befürchtung hat Mertens nicht: „Wenn ich laut werde, wird es meist immer noch ganz leise.“

Beim Spiel gegen Bitburg quälen sich die Mechernicher 90 Minuten, nehmen Zweikämpfe an, zeigen taktisch eine gute Leistung. Über mögliche Strafen, ungeputzte Schuhe oder Gelbe Karten wegen Meckerns, beraten Tobias Hoß und Rainer Vus – die beiden Kassierer und Verantwortlichen für den Strafgeldkatalog beim Bezirksligisten.

Co-Trainer Christoph Bandur in der Halbzeitpause.

Co-Trainer Christoph Bandur in der Halbzeitpause.

Weil Tom Lengersdorf (TSV Feytal) und Co-Trainer Bandur neu im Team sind, müssen sie den anderen ein Lied singen – das ist bei der TuS halt Tradition. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, sagt Coach Mertens. Während sich der 20-jährige Offensivspieler für „Superjeilezick“ entscheidet, singt der potenzielle Mertens-Nachfolger „Kölsche Jung“ – da ist es wieder das Image des Karnevalsvereins, der das Leben gerne feiert.

Corona-Schutzregeln müssen eingehalten werden

In Bitburg geschieht das immer unter strenger Beachtung der Corona-Schutzregeln. In der Sportschule gilt Mund-Nasen-Schutz-Pflicht, zudem gibt es festgelegte Essenszeiten und ein Einbahnstraßensystem.

Bier-Kapitän: Johannes Simons holt eine Runde fürs Team.

Bier-Kapitän: Johannes Simons holt eine Runde fürs Team.

Der dritte Trainingstag ist von Verschleißerscheinungen gekennzeichnet. Die beiden vergangenen Nächte waren mehr als Wirkungstreffer. „So wenig habe ich in einem Trainingslager noch nie trainiert“, sagt Bandur. Dennoch sei er zufrieden: „In der Saison hat man selten Zeit, sich intensiv mit Standardsituationen zu beschäftigten. Was anderes war aber ja mit euch heute nicht möglich.“

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Auf dem Rückweg in die Eifel steht noch ein Testspiel gegen die SG Dahlem/Schmidtheim an. Die Partie gegen den B-Ligisten endet 1:1, das Tor schießt Lukas Lebert. „Die Jungs waren einfach platt“, sagt Trainer Mertens, der seinen „Feierbiestern“ zwei Tage trainingsfrei gibt.

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