Dr Zoch kütt im InternetFloisdorfer filmen Miniatur-Wagen und starten Sponsorenlauf

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Corona-Karneval heißt in Floisdorf, sich zu bewegen und den Zoch virtuell zu starten.

Corona-Karneval heißt in Floisdorf, sich zu bewegen und den Zoch virtuell zu starten.

Mechernich – Wozu ein Lockdown nicht manchmal auch gut sein kann. Zum ersten Mal seit sieben Jahren geht in dieser denkwürdig karnevalslosen Session in Floisdorf wieder ein Zug. Aber eigentlich auch nicht, denn das Floisdorf, das da zu sehen ist, ist nichts als ein Potemkinsches Dorf, gemalt auf die Rückseite alter Wahlplakate. Auch wenn der Zoch virtuell war – eine analoge Karnevalsalternative durfte nicht fehlen.

Es sind die „Fidele Morreköpp“, die in Floisdorf in der fünften Jahreszeit das Regiment übernehmen und mit einer kleinen, aber liebevoll und mit viel Einfallsreichtum gestalteten Karnevalssitzung alljährlich die Dorfhalle bespielen. In diesem Jahr haben sie sich der Herausforderung gestellt, Weiberdonnerstag zu feiern, wenn kein Weiberdonnerstag gefeiert werden darf. Wie viele andere haben sie sich für eine virtuelle Variante entschieden, ein Video, in dem der Zug durch den malerischen Ort zieht.

Mit solch einer Resonanz nicht gerechnet

Mit so einer Resonanz auf ihren Aufruf hatte die Vorsitzende der Morreköpp, Esther Lorbach, nicht gerechnet. Sie hatte darum gebeten, dass die Floisdorfer mit ihren Kindern aktiv werden und kleine Karnevalswagen bauen, um einen attraktiven Zug zusammenzustellen. Ob Lego, Playmobil oder aus Pappe, alles war zugelassen.

Nicht nur im Ort, sondern auch in Eicks, Berg, Bürvenich und Schwerfen wurde gebastelt. Eine stattliche Anzahl Wagen kam zusammen, um im Wohnzimmer der Familie Drügh an den gemalten Floisdorfer Fachwerkhäusern vorüberzuziehen. Gefilmt wurde die Aktion von Judith und Tobias Drügh, die aus den Aufnahmen ein attraktives Video fertigten.

Deadline gerissen

Rund 15 Wagen bildeten den virtuellen Karnevalszug. Lorbach hatte mit ihrem Sohn den alten Prinzenwagen nachgebaut. Mit ihrem Bruder Marcel Schoddel übernahm sie die rosenmontagstaugliche Moderation des Zuges. Allerdings stießen sie bei der Veröffentlichung auf Probleme. Denn die Karnevalsmusik, mit der sie das Video untermalt haben, unterliegt natürlich dem Urheberrecht.

Also mussten die Bands wie Brings, Kasalla und Bläck Fööss erst einmal um eine Genehmigung gebeten werden. „Am einfachsten waren Brings, die haben mündlich ihr Okay gegeben. Die anderen möchten noch eine E-Mail haben, bevor sie die Zusage geben“, erläuterte sie. So wurde die selbst gesetzte Deadline zur Veröffentlichung von Donnerstag, 11.11 Uhr, gerissen. Auf Youtube wird das Video in den nächsten Tagen veröffentlicht. Zu sehen wird es auf dem extra dafür eingerichteten Kanal sein. „Bis Rosenmontag haben wir auch die Urheberrechte alle geklärt“, verspricht Lorbach.

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Ähnlich viel Anklang fand die Aktion „Morre in Bewäjung“, ein karnevalistischer Sponsorenlauf im Kostüm. Doch statt in der augenblicklichen Pandemie einen Kostümlauf auszuloben, der in der Gemeinschaft stattfindet, forderten die Floisdorfer dazu auf, dass jeder seinen eigenen Lauf absolviert – Länge und Fortbewegungsart sind dabei egal. „Mit dem Schlitten geht auch, obwohl man den bei der Schneehöhe ja eher tragen müsste“, sagt Lorbach und lacht. 250 Teilnehmer haben sich zu der Aktion angemeldet. Und auch die zieht Kreise über den Ort hinaus: Aus Berg und Bürvenich kamen ebenfalls Zusagen zur Teilnahme. Bis Rosenmontag, so die Vorgabe, läuft die Aktion noch.

Ob dieser erste virtuelle Karnevalszug für die Floisdorfer gänzlich folgenlos bleiben wird, wird im nächsten Jahr zu beobachten sein. Denn die Aktion habe so viel Spaß gemacht, berichtet Lorbach, dass bei den Teilnehmern die Idee aufgekommen sei, den Floisdorfer Karnevalszug auch wieder durch das reale Dorf ziehen zu lassen. „Jetzt ist neue Lust geweckt“, sagt Lorbach.

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