Abo

Dritte AuflageLichterzug in Eiserfey mit organisatorischen Neuerungen

Lesezeit 7 Minuten
Welch ein Leuchten: Die Eisköniginnen und all die anderen funkelnden Jecken machen den Lichterzoch zu einem Erlebnis.

Welch ein Leuchten: Die Eisköniginnen und all die anderen funkelnden Jecken machen den Lichterzoch zu einem Erlebnis.

Eiserfey – Das ist jetzt Tradition! Mögen die Puristen doch rummäkeln, dass davon erst nach 100 Durchläufen gesprochen werden kann – mindestens. Nach Eifeler Rechnung ist die Sache einfach und logisch. Beim ersten Mal ist’s was Neues, beim zweiten Mal Brauchtum und beim dritten Mal – genau: Tradition. Da sind die Feytaler Jecken mit ihrem Lichterzug in Eiserfey nun angelangt.

In einem wesentlichen Punkt unterscheiden sich jedoch Alt- und Neu-Tradition. Veranstaltungen, die nach bewährtem Muster Jahrzehnt um Jahrzehnt mehr oder weniger gleich ablaufen, bereiten ihren Organisatoren deutlich weniger Kopfzerbrechen. Ganz anders sieht es da bei den Eiserfeyern aus. Wenn sich am Karnevalsfreitag, 9. Februar, um 19 Uhr der glitzernde und funkelnde Lichterzoch in Bewegung setzt, wird die Bevölkerungszahl in dem 420-Seelen-Örtchen wieder vervielfacht. Abertausende Lämpchen werden die Hauserbachstraße in ein Sternenmeer verwandeln. Gefühlt genauso viele Dinge hat das rund zehnköpfige Organisationsteam der Karnevalsgesellschaft zu erledigen. Alle paar Minuten bimmelt das Mobiltelefon von KG-Chef Heinz Heimersheim. Der Gesprächsauftakt ist irgendwie immer gleich: „Es geht um den Lichterzug...“

In der Tat: Das so faszinierende Grundkonzept des Lichterkarnevals, mit dem die Eiserfeyer den bislang so langweiligen Abend des Karnevalsfreitags spektakulär belebt haben, bleibt gleich. Und doch gibt es einige Neuerungen für Teilnehmer und Besucher.

Die Shuttlebusse

Ringsum war Eiserfey beim Lichterzug zugeparkt – teils so dicht, dass die Teilnehmer mit ihren Wagen nicht mehr passieren konnten und Umwege fahren mussten. Um dies zu entzerren, können die Besucher nun große Parkplätze ansteuern und sich mit kostenlosen Shuttle-Bussen nach Eiserfey kutschieren lassen.

Vier Busse setzt die Firma Schneider-Bank ein, die um 17 Uhr ihre Rundfahrten starten. Haltestellen sind am Bahnhof und an der Grundschule in Mechernich, am neuen Pendlerparkplatz am Abzweig nach Breitenbenden und an der Alten Schule in Vussem. Am Abzweig nach Bergheim werden die Jecken ausgeladen, so dass die Busse über Bergheim nach Mechernich fahren und die nächste Runde starten können. Bis etwa 18.30 Uhr werden die Busse so „kreiseln“. Die Organisatoren raten den Jecken, nicht bis auf den letzten Drücker zu warten, damit es sich nicht zu sehr knubbelt. Am Abzweig Bergheim werden die Besucher nach dem Zoch von den Busfahrern wieder abgeholt und im gleichen Kreisel-System zurück zu den Parkplätzen gebracht.

Die Absperrungen

Die Absperrungen rund um den Ort werden weiträumiger als in den Vorjahren gezogen. Ab 17 Uhr und bis etwa 22 Uhr werden Straßen gesperrt: Ab den Ortsausgängen Kallmuth, Weyer und Harzheim sowie aus Richtung Vussem am Abzweig nach Bergheim stehen die Sperrbaken. Jedoch: Mit Ausnahme aus Harzheim dürfen Zoch-Besucher weiterfahren und die Straßenränder einseitig zuparken.

Die Sicherheit

„Die Sicherheit steht immer ganz oben. Das ist doch klar“, so KG-Geschäftsführerin Beate Heimersheim. Im vergangenen Jahr musste der Zoch kurz gestoppt werden, damit der Rettungswagen aus Tondorf durchfahren konnte. Zwei Patienten mussten im Bereich der Römerstube versorgt werden. Nach Kreislaufproblemen erholten sie sich glücklicherweise schnell.

Tipps

1 Leev Jecke, nutzt die kostenlosen Shuttle-Busse und kommt früh genug! Diesen Appell richten die Verantwortlichen der Feytaler Jecke an die Besucher des Lichterzugs.

2 Das Lichtermeer soll sich nicht nur auf die Aktiven beschränken. Während die Eiserfeyer ihre Häuser mit Lampen und Kerzen illuminieren, sollen auch die Besucher keine dunkle Menge sein. Alles, was leuchtet und blinkt, ist erlaubt – sei es ein Knicklicht am Hütchen oder eine LED-Kette um den Hals. Glücklicherweise bietet der Markt eine breite und nicht mal teure Palette an leuchtenden Spielereien, die mit Batterie betrieben werden.

3 Das Handy nicht vergessen! Zum einen kann man das eine oder andere hübsche Selfie machen. Darüber hinaus taugen das Display oder die Taschenlampe als zusätzliche Leuchteffekte am Straßenrand. (rha)

Am Freitag wird das DRK Mechernich mit großer Mannschaft vor Ort sein. Mit je zwei Helfern sind Rettungswagen, Krankenwagen und Notarzt-Fahrzeug besetzt. Dazu kommen drei mobile Trupps, die mit Rucksäcken ausgestattet im Zoch unterwegs sind. Zahlreiche Feuerwehrleute aus Eiserfey und den umliegenden Orten werden für die Brandsicherheitswache sorgen.

Vier Wagenengel muss jede Gruppe stellen, die mit Gefährt am Lichterzug teilnimmt. Das ist so in der Anmeldung bereits festgelegt. Dazu gesellen sich etwa 50 Helfer und Ordner. Das Gros kommt aus Eiserfey und den umliegenden Orten. Doch hier erfährt die KG große Jecken-Solidarität. Riesig gefreut haben sich die Organisatoren etwa über die Gruppe aus Metternich, die mit etwa 60 Leuten anrückt. Auf den Wagen passen die nicht alle. Also haben sie ganz unkompliziert angeboten, vor Ort mit anzupacken.

Der Zoch-Euro

Um den Eifelern den Lichterzoch präsentieren zu können, haben die Feytaler Jecken einiges an Ausgaben zu stemmen – für den kostenlosen Shuttle-Service etwa. Als einen kleinen Beitrag zur Refinanzierung bitten die Eiserfeyer daher um einen freiwilligen Zoch-Euro. Feste Gitter mit verpflichtendem Eintritt wollen sie nicht – das würde dem Grundgedanken des Straßenkarnevals zuwiderlaufen. Die erwachsenen Besucher sollten daher den an den Zugängen zum Ort postierten Sammlern geben, was sie können und wollen – eine sympathische Lösung für solch eine Veranstaltung, die Jung und Alt Freude bereiten soll.

Und sonst?

So ist das eben bei Traditionsveranstaltungen: An Bewährtem wird nicht gerüttelt. Da wäre die Musik: Kölsche Tön sind vorgegeben, alle Wagen haben Musik, dazu mischen die Trommler von Ramba-Samba Eifel und das Tambourcorps Harzheim den Zoch auf.

Da wären die Kamelle: Na klar wird es Wurfmaterial geben, doch es steht beim Lichterzoch nicht so im Mittelpunkt wie bei den Zöch im Hellen. Da wäre der Alkohol: Siehe Kamelle – gibt es, aber übermäßig getrunken wird nicht. Da wäre die Verpflegung: Wie gehabt gibt es drei Getränke- und eine Essensbude entlang des Zugwegs.

Da wäre das Wetter: Petrus, untersteh Dich! Lass Dir bloß keine „Neuerung“ in Form von Regen oder Schnee einfallen. Und da wäre der Stäänedanz: Dem wogenden Lichtermeer steht nichts im Wege, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer funkeln und die Besucher sich auch mit Lämpchen ausstatten.

Die Eisköniginnen und das Rätsel

Die Stars des Lichterzugs 2017 waren die 15 Ladys der Feytaler Jecken. Sie waren nicht nur die Eisköniginnen mit ihren umwerfend schönen und geheimnisvoll leuchtenden Kostümen, sondern auch die Selfie-Queens. Keiner weiß, wie viele Jecke sich mit ihnen haben fotografieren lassen.

Die Wirkung der Damen ist auch anderen Organisatoren nicht verborgen geblieben. Die Eiserfeyer sollten ihren Veranstaltungen zu besonderem Glanz verhelfen. Alleine fünf Mal waren die Königinnen bei den leuchtenden Gärten in Zülpich, dazu im Einkaufszentrum Hürth. Zu fünft oder sechst waren sie bei diesen Auftritten. Nicht nur, dass 15 Leute nicht immer unter einen Hut zu bekommen sind – auch der Transport der voluminösen Kostüme stellt schließlich eine logistische Herausforderung dar.

Anfragen hatte die Gruppe noch mehr – doch mehr Auftritte seien einfach nicht leistbar. Man sei ja immer noch ein Karnevalsverein. Auch dieses Jahr werden die Frauen bei der einen oder anderen Veranstaltung auftauchen.

Welches Kostüm sie in diesem Jahr tragen werden? Das ist offen. Fest steht, dass sie im Lichterzug ihr neues Outfit präsentieren. Und dass sie wieder ein riesiges Geheimnis darum machen. Anders sei es. Bunter. Blinkender. Und es werde etwas mehr Bewegungsfreiheit um die Taille bieten. Aber 1,60 Meter breit sein. Und 15 Meter LED-Band haben – mindestens. Was das wohl sein mag? Bis Freitag darf noch munter gerätselt werden. Beim Zoch werden sicherlich wieder diese und all die anderen Stääne em Feytal bestaunt und mit den Handys geknipst. (rha)

Trauer

In die Freude auf den Lichterzoch und das Treiben im Straßenkarneval mischt sich bei den Feytaler Jecken die Trauer. Harry Hommel, eines der Urgesteine des Eiserfeyer Fastelovends, starb am 30. Dezember. Der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende wurde 73 Jahre alt.

Als echter Karnevalist war er mehr als 50 Jahre aktiv. Er war Büttenredner, Wagenbauer, Jungfrau des Dreigestirns von 1985, Prinz 1984 und Sitzungspräsident. „Er war die Säule des Vereins. Nie musste man ihn lange bitten, er war immer da“, so Vorsitzender Heinz Heimersheim. Mit seinem Humor und seiner und Hilfsbereitschaft habe er die KG zu dem gemacht, was sie ist.

Die Veranstaltungen abzusagen, da sind die Eiserfeyer sicher, wäre nicht in Hommels Sinne gewesen. Das Gardetreffen Anfang Januar, zu dem rund 900 Teilnehmer kamen, wurde mit einer Schweigeminute begonnen. Und ein Foto Hommels erinnert in der „Römerstube“ an ihn. (rha/pp)

Rundschau abonnieren