Abo

Einiges schief gelaufenMechernicher Familie ärgert sich über Gesundheitsamt

Lesezeit 4 Minuten
Bis Thomas Meyer erfuhr, dass seine Kinder wegen der Möglichkeit einer Corona-Infektion eigentlich hätten isoliert werden müssen, dauerte es eine gewisse Zeit. Nun hofft er, dass alles gut gegangen ist.

Bis Thomas Meyer erfuhr, dass seine Kinder wegen der Möglichkeit einer Corona-Infektion eigentlich hätten isoliert werden müssen, dauerte es eine gewisse Zeit. Nun hofft er, dass alles gut gegangen ist.

Mechernich – Als Thomas Meyer die beiden Schreiben der Stadt Mechernich vor sich liegen hat, traut er zunächst seinen Augen nicht. Seine beiden Söhne sollen sich bitte in Quarantäne begeben – und zwar vom 15. bis 29. Juli. Die Verfügung ist allerdings auf den 20. Juli datiert. Einen Tag später liegt sie dann bei Familie Meyer im Briefkasten – also sechs Tage, nachdem die Quarantäne hätte beginnen sollen. Doch die Familie ist in Urlaub.

Als Mayer der Sache intensiver nachgeht, wird seine Verwirrung nicht geringer. Im Gegenteil. Offenkundig, so der Familienvater, sei da gehörig etwas schief gelaufen. Beim Kreis Euskirchen spricht man von einer Verkettung unglücklicher Ereignisse.

Die Geschehnisse

„Wir halten uns seit Monaten an die Corona-Regeln, halten Abstand auch zu Verwandten – und dann das“, sagt der Familienvater. Dann schildert er den Ablauf der Geschehnisse:

Am 7. Juli nehmen die beiden Jungen, sieben und neun Jahre alt, an der Ferienveranstaltung der evangelischen Gemeinde in Mechernich teil. Dort geben sie ihre Adresse an, allerdings nicht die Telefonnummer. Vier Tage später fährt Familie Meyer gut gelaunt in den Urlaub: Schwarzwald statt sonnigem Süden, wegen Corona. So bekommen sie zunächst auch nicht mit, dass sich in der Heimat etwas zusammenbraut. In einer Mechernicher Asylbewerberunterkunft hat sich das Virus verbreitet. Auch Kinder aus dieser Unterkunft, die an der Ferienfreizeit teilgenommen haben, sind betroffen. Es ist der 15. Juli.

Weiterleitung an Gesundheitsamt

Am 16. Juli fährt eine Mitarbeiterin der Kirchengemeinde zum Haus der Meyers. „Zufällig war meine Mutter im Haus, um die Blumen zu gießen“, erzählt Meyer. Von ihr erhält die Kirchen-Mitarbeiterin seine Handy-Nummer, die sie dem Kreis-Gesundheitsamt samt anderer Daten weiterleitet. Doch ein Anruf vom Amt habe ihn nie erreicht, so Meyer.

Am 21. Juli treffen die Verfügungen für jedes Kind einzeln bei Familie Meyer in Mechernich ein – 14 Tage nach der Ferienveranstaltung. Doch die Familie befindet sich noch im Schwarzwald. Einen Tag später fahren Mitarbeiter des Ordnungsamts vor dem Haus in Mechernich vor. „Wir wollten eine neue Verfügung möglichst schnell ausstellen“, erläutert eine Mitarbeiterin des Mechernicher Ordnungsamts, das diese Tätigkeiten im Auftrag des Kreisgesundheitsamtes ausführt.

Keiner hat angerufen

„Unser Nachbar hat den Mitarbeitern gesagt, dass wir im Urlaub sind“, berichtet Meyer: „Spätestens da hätte man doch auf die Idee kommen können uns anzurufen.“ Doch das sei nicht geschehen. Erst am Samstag, nachdem die Familie wieder zuhause eingetroffen ist, erfahren die Meyers offiziell, dass ihre Kinder eigentlich in Quarantäne hätten sein sollen. In der zweiten Verfügung, die die Mitarbeiter des Ordnungsamts persönlich gebracht hatten, stand im Übrigen, dass die Quarantäne aufgrund neuer Erkenntnisse zum Corona-Ausbruchsgeschehen im Flüchtlingsheim nur noch bis um 24. Juli nötig sei.

Dieses Schreiben hatte Thomas Meyer aber erst nach der Rückkehr aus dem Urlaub am 25. Juni in der Hand . Zwei Tage später, es ist Montag, 27. Juli, fährt Meyer schon frühmorgens mit seinen Jungen zur Corona-Teststation des Deutschen Roten Kreuzes in Mechernich. „Nun warten wir auf das Ergebnis“, erzählt er wenige Stunden später: „Es soll am Dienstag, spätestens am Mittwoch vorliegen.“

Warum wurden sie nicht informiert?

Diese Zeitung fragte beim Kreis nach: Warum wurde Familie Meyer nicht per Handy informiert, nachdem die Kirchengemeinde die Nummer an das Gesundheitsamt weitergegeben hatte? Der Kreis habe zwar die Nummer gehabt, aber nicht die Info, dass die Familie nicht angetroffen worden sei, so Kreispressesprecher Wolfgang Andres. Daher seien die Mitarbeiter der Abteilung Gesundheit davon ausgegangen, dass die Familie informiert und die Kinder in Quarantäne seien.

Dass die erste Verfügung erst am 21. Juli bei der Familie im Briefkasten lag, habe mehrere Gründe, so Andres: Zum einen sei die Verbreitung des Virus erst um den 14./15. Juli bekannt geworden, dann habe der Kreis den Datensatz zu den Kontakten am 17. Juli der Stadt Mechernich übermittelt – unglücklicherweise ein Freitag.

Das könnte Sie auch interessieren:

So kamen die Schreiben erst nach dem Wochenende bei der Familie an. Auch die Mitteilung des Nachbarn an die Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die Familie befinde sich im Urlaub, habe das Gesundheitsamt nie erreicht. So ging man im Kreishaus davon aus, dass alles so laufe wie in den vielen Fällen zuvor, so der Sprecher: „Dass die Kontaktpersonen schriftlich informiert werden, hat sich in der Hochphase der Pandemie bewährt und fußt auf einem Beschluss des Krisenstabes.“ Die Betroffenen erhalten eine Bescheinigung für einen Test. Fällt dieser negativ aus, ergeht keine Meldung mehr an den Kreis. Der Fall der Familie Meyer sei also in eine Lücke dieses Verfahrens geraten, die bislang noch nicht aufgetreten sei.

„Wir werden unsere Lehren daraus ziehen“, versichert Andres. Gerade in Ferienzeiten könne ein Schreiben schon mal längere Zeit ungelesen bleiben. Die Meyers hoffen nun inständig auf ein Happy End, also auf negative Testergebnisse. Die Chancen stehen nicht schlecht. „Bisher ist keines der Kontaktkinder aus Kita oder Ferienfreizeit positiv getestet worden“, so Andres.

Rundschau abonnieren