Fassade wie ein ICEMechernich bekommt neues Eingangstor

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Wenig einladend: Das westliche Eingangstor Mechernichs gibt derzeit kein schönes Bild ab.

  • Der RWZ-Turm in Mechernich und die alten Lagerhallen versprühen wenig Charme.
  • Das Architekturbüro Mertens plant daher einen Gebäudekomplex, der Ausrufezeichen setzen soll.
  • Die Nähe zum Bahnhof ist der Grund für die Idee das Gebäude wie einen ICE aussehen zu lassen.

Mechernich – Nein, größenwahnsinnig sind sie nicht geworden in Mechernich. Auch wenn es die Ratsvorlage auf den ersten Blick vermuten lassen könnte. Köln habe den Dom, Bilbao das Guggenheim-Museum, Hamburg die Elbphilharmonie, heißt es darin.

Westliches Eingangstor mit wenig Charme

Und Mechernich? Wer mit dem Zug oder dem Auto in die Stadt kommt, erblickt als erstes den RWZ-Turm und die alten Lagerhallen. Wahrlich, kein Augenschmaus!

„Was aber im Großen gilt, wirkt bei aller notwendiger Bescheidenheit auch im Kleinen“, fängt Stadtplaner Thomas Schiefer den Größenwahn-Verdacht gleich wieder ein. Es gelte jedoch: Ob Weltmetropole oder Eifelstädtchen – über ihre markanten Silhouetten werden sie wahrgenommen. Aus diesem Blickwinkel ist das westliche Eingangstor der Stadt zwischen den Bahngleisen und der Friedrich-Wilhelm-Straße allerdings von überschaubarem Charme. Das soll sich nun ändern.

Ausrufezeichen könnte gesetzt werden

Der Bereich der ehemaligen Silo-Anlage der RWZ sei ein Standort, „an dem ein solches architektonisches und städtebaulich wirksames Ausrufezeichen gesetzt werden könnte“, findet Schiefer.

Architekt Hans Jürgen Mertens jedenfalls hat dafür ein paar Ideen entwickelt. Ein Gebäude mit Hotel samt schicker Dachterrasse, ein 3000 Quadratmeter großer Berufsbildungsbereich für die Nordeifelwerkstätten (NEW) sowie eine dreigeschossige Parkgarage sehen seine Planungen für das Areal vor.

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Das Ganze könne reizvoll und der Nähe zum Bahnhof geschuldet in Form eines ICE-Zuges errichtet werden, dessen Darstellung die Optik der Fassade bestimmen könnte. „Der Ort ist ja geprägt durch interessante Begleiterscheinungen“, drückt sich Mertens bei der Beurteilung des Umfeldes ausgesucht höflich aus. Da sei Kreativität gefragt. Mit der ICE-Verknüpfung könne aber „aus einem Problem eine Qualität“ gemacht werden.

„Wir sind aber noch früh in der Planung“

Mertens, der sein Büro in Ahrweiler hat, stellte die „vielversprechende Projekt-Planung“ (Schiefer) im Namen des Bauherrn, der Gebrüder Schilles aus Floisdorf, am Dienstag dem Stadtrat vor. Die Politiker zeigten sich erfreut. Auf etwa fünf Millionen Euro bezifferte der Architekt die Investitionen. „Wir sind aber noch früh in der Planung“, fügte er hinzu. Den Bauherrn habe er erst vor wenigen Wochen kennengelernt. Eins habe er dabei aber schon festgestellt: Viel Zeit verlieren wollten die beiden Brüder nicht.

Der Bahnhof auf der einen, die intensiv befahrene Friedrich-Wilhelm-Straße auf der anderen Seite – es ist nicht ganz einfach, dafür eine adäquate Nutzung zu finden. Wohnbebauung – umgeben von Emissionen? „Da habe ich eine Hochfrisur gekriegt“, beschrieb Mertens den Moment, als er von diesem Vorschlag hörte. Dazu muss man wissen: Der Mann trägt Vollglatze.

Die Idee

Das dreigeschossige Parkhaus könnte auf der rechten Seite des Areals (von der Friedhelm-Wilhelm-Straße aus gesehen) entstehen, so Mertens. Der RWZ-Turm soll in das Ensemble integriert werden – als Erinnerung an die frühere Nutzung, so der Planer: „Keine Zukunft ohne Herkunft“.

Mittelpunkt soll das viergeschossige Gebäude werden. Im Erdgeschoss schweben Architekt und Bauherrn eine Hotel-Lobby, ein Bistro und eine „reduzierte Werkstatt“ der Nordeifelwerkstätten vor, also eine Art Schnupperwerkstatt.

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Wie ein ICE soll der künftige Gebäudekomplex aussehen. Der alte RWZ-Turm wird in das Ensemble eingebunden. (Animation)

Darüber könnte laut den ersten Zeichnungen auf zwei Etagen der Berufsbildungsbereich der Nordeifelwerkstätten mit insgesamt 3000 Quadratmetern entstehen. Im dritten Obergeschoss wäre Platz für temporäres Wohnen, etwa für NEW-Wohngruppen oder für Menschen, die beruflich für ein paar Monate in Mechernich verweilen. Die Hotel-Zimmer sind im vierten Obergeschoss vorgesehen. Wie viele Zimmer und wie viele Betten es werden sollen, sei noch offen.

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Mittelpunkt soll das viergeschossige Gebäude werden. (Animation)

Ganz oben könnte eine Dachterrasse mit Restaurant, Sky-Bar sowie Fitness- und Wellnessbereich das Gebäude abrunden. „Denn von da oben hat man einen sensationellen Ausblick auf die Eifel“, schwärmt Mertens.

Standort ist optimal

Für die gemeinnützige Nordeifelwerkstätten GmbH wäre der Standort optimal, bestätigten die beiden Geschäftsführer Georg Richerzhagen und Wilfried Fiege – zum einem wegen der verkehrlichen Anbindung, zum anderen wegen der Lage mitten im Kreis Euskirchen.

Denn die NEW werden ihre Berufsausbildungsbereiche auf Wunsch der Agentur für Arbeit, aber auch aus eigenen Erwägungen heraus räumlich von ihren Werkstätten in Kuchenheim, Ülpenich, Kall und Zingsheim trennen. Daher läge ein Standort in Mechernich für die rund 150 Berufsauszubildenden als geografischer Mittelpunkt zwischen diesen Standorten genau richtig.

So geht’s weiter

2007 hat die Stadt das Grundstück von der Deutschen Bahn gekauft. Die wollte sich damals von den nicht mehr benötigten Liegenschaften trennen.

Nachdem nun der Stadtrat den Plänen der Gebrüder Schilles zugestimmt hat, könnten die das Areal nun erwerben, um ihre Planungen zu verwirklichen. Die RWZ-Bauten haben sie bereits gekauft. (sch)

„Ich habe im Herbst mit Bürgermeister Dr. Schick darüber gesprochen, dass wir in diesem Bereich einen Standort für den zentralen Berufsbildungsbereich suchen“, berichtete Richerzhagen im Gespräch mit dieser Zeitung. So seien die NEW-Geschäftsführung und der Bauherr letztlich miteinander ins Gespräch gekommen.

Ziel ist es, Menschen mit einer Behinderung gezielt zu fördern

„Entschieden ist noch nichts, wir haben aber großes Interesse“, erklärte Wilfried Fiege im Stadtrat. Die NEW beschäftigen 1200 Menschen mit Handicaps – darunter 150 Berufsauszubildende und 350 Hauptamtliche. Ziel ist es, Menschen mit einer Behinderung gezielt zu fördern und für sie einen ihren Fähigkeiten entsprechenden Arbeitsplatz zu finden.

„Den Bauherrn“, so Architekt Mertens mit Blick auf die geplante Modernisierung des Bahnhofs, „würde es natürlich freuen, wenn es eine behindertengerechte Anbindung gibt. Das würde das Grundstück nochmal aufwerten.“

Hotel-Betreiber hat Interesse 

Und das Hotel? Er habe am Dienstagvormittag, also noch wenige Stunden vor der Ratssitzung, einen Hotel-Betreiber getroffen, der möglicherweise Interesse an dem Standort Mechernich hätte, verriet Mertens den Stadtratsmitgliedern.

Diese Nachricht sei aber noch ganz frisch, fügte der Architekt mit einem Grinsen hinzu: „Das habe ich selbst dem Bauherrn noch gar nicht sagen können.“

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