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Gegen das VergessenKünstler verlegt acht Stolpersteine in Kommern

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Künstler Gunter Demnig verlegte in Kommern an der Mühlengasse für die jüdische Familie Lewin vier Stolpersteine.

Künstler Gunter Demnig verlegte in Kommern an der Mühlengasse für die jüdische Familie Lewin vier Stolpersteine.

Mechernich-Kommern – „Es ist wichtig, dass die junge Generation an solchen Termin teilnimmt“, sagte Elke Höver. Die Lehrerin der Marienschule Euskirchen war mit einigen Schülerinnen der Q2 nach Kommern gekommen, um an der Stolpersteinverlegung für die Familien Kaufmann und Lewin teilzunehmen. Doch nicht nur das. Die Kommernerin und ihre Schülerinnen verlasen, während Künstler Gunter Demnig die Stolpersteine verlegte, die Biografien der Familien. Und sie trugen zudem Gedicht vor.

Dass die Euskirchener Schüler sich für das Schicksal einer jüdischen Familie aus Kommern interessierten, hatte einen einfachen Grund. Emmy Kaufmann, Tochter von Sigmund und Bertha Kaufmann, wohnte zwar in Kommern an der Kölner Straße, besuchte aber die Marienschule in Euskirchen. In dem Fachwerkhaus an der Kölner Straße betrieb die Familie, zu der auch noch Tochter Gerda gehörte, einen Viehhandel und eine kleine Metzgerei.

Jüdischer Familie gelang die Flucht

In der Pogromnacht 1938 wurde das Fachwerkhaus völlig demoliert – das Mobiliar wurde zerstört oder gestohlen, Fenster eingeschlagen. „Das Haus war unbewohnbar. Die Familie Kaufmann zog zu Verwandten nach Sinzenich. Im Frühjahr 1939 gelang den Schwestern Emmy und Gerda die Flucht nach England“, berichtete eine Schülerin den Gästen, zu denen auch Landrat Markus Ramers und Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick gehörten.

Auch den Eltern gelang die Flucht – ebenfalls nach England. Am letzten Tag vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. In England starben die Kaufmanns schließlich: Gerda 2009 und Emmy 2010. Ihre Eltern waren bereits zuvor gestorben.

Uhrmacher-Familie ermordet

Als Erich und Lina Lewin mit ihren Töchtern Käthe und Else in Kommern lebte, hieß die heutige Mühlengasse noch Mühlenstraße. Erich Lewin war Uhrmacher. Ob er ein Geschäft betrieben habt, ist nicht überliefert.

Eine Liste vom 1. Juli 1942, geschrieben von Julius Kaufmann, offenbart, dass die vierköpfige Familie zu diesem Zeitpunkt im sogenannten Judenhaus in Kommern wohnte. Von dort aus, so trugen es die Schülerinnen vor, wurde sie am 20. Juli 1942 nach Minsk deportiert, wo sie schließlich ermordet wurden.

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Käthe Lewin, die ältere der beiden Töchter, wurde von Potsdam aus als 13-Jährige im Jahr 1942 ins Vernichtungslager Sobidor gebracht und ermordet. Warum und wie Käthe Lewin nach Potsdam gekommen war, bleibt unklar.

Wie viele Stolpersteine im Kreis Euskirchen durch die Flut weggespült wurden, ist unklar. Allein in Bad Münstereifel dürften es aber einige gewesen sein.

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