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Hygiene ist das A und OUmfangreiches Maßnahmenpaket im Kreiskrankenhaus Mechernich

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Die verschiedenen Maßnahmen in Sachen Hygiene und Keim-Vorsorge im Kreiskrankenhaus stellten Manfred Herrmann (v.l.), Markus Thur, Tobias Werth, Sabrina Bredel und Claus Dümmer vor.

Die verschiedenen Maßnahmen in Sachen Hygiene und Keim-Vorsorge im Kreiskrankenhaus stellten Manfred Herrmann (v.l.), Markus Thur, Tobias Werth, Sabrina Bredel und Claus Dümmer vor.

  • Geschulter Arzt wird Arbeit der Hygienefachleute unterstützen
  • Viele Maßnahmen zur Bekämpfung der Keime wird bereits realisiert

Mechernich/Schleiden – Es ist eines der wichtigsten Themen im Krankenhausalltag, stellt Manfred Herrmann, Geschäftsführer der Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH, fest: „Zwei Themen hat jeder im Kopf und kann jeder bewerten: Das Essen und die Sauberkeit.“ Während die Nahrung oft Geschmackssache ist, handelt es sich bei der Hygiene in Zeiten multiresistenter Keime um ein Thema, bei dem es schlimmstenfalls um Leben und Tod geht.

Ein speziell geschulter Arzt wird ab 2019 die Arbeit der Hygienefachleute am Kreiskrankenhaus unterstützen.

Bekämpfung der Keime große Bedeutung zugebilligt

Ohnehin wird der Bekämpfung und der Vorsorge gegen Keime große Bedeutung zugebilligt. Ein ganzes Bündel von Maßnahmen wird in den beiden Krankenhaus-Standorten in Mechernich und Schleiden bereits realisiert. „Das manifestiert sich unter anderem in der Zentralsterilisation, die in Mechernich im Jahr 2015 gebaut worden ist“, erläutert Geschäftsführer Herrmann weiter.

Außerdem werden fast alle Patienten, die neu nach Mechernich und Schleiden kommen, auf die bekanntesten und häufigsten Krankenhauskeime MRSA (siehe „Krankenhauskeime“) getestet. „Dieses Massenscreening machen wir seit 2012“, berichtet Claus Dümmer, der mit seiner Kollegin Sabrina Brendel Hygienefachkraft im Kreiskrankenhaus ist. Rund 16.000 Messungen wurden allein in Mechernich im vergangenen Jahr durchgeführt. „Wir machen das flächendeckend, während wir früher nur getestet haben, wenn der Verdacht bestand“, erklärt Pflegedienstleiter Markus Thur. Die Zahlen seien konstant. 2012 seien rund 140 MRSA-Träger identifiziert worden, jetzt seien es rund 170.

Wer als MRSA-Träger identifiziert ist, wird im Krankenhaus isoliert untergebracht. Dies geschieht zum Schutz der anderen Patienten. „Wenn wir einen Patienten, der MRSA-Träger ist, mit anderen zusammenlegen, kann es sein, dass diese sich infizieren“, so Thur. Deshalb sei es heute möglich, die Patienten auf allen Stationen räumlich getrennt unterzubringen und zu behandeln.

Bei geplanten Operationen, beispielsweise in der Orthopädie, erklärt Thur, erhalten die Patienten fünf Tage vor der OP ein Hygiene-Set, mit der die Zahl der Keime am Körper gesenkt und das Infektionsrisiko vermindert werden kann. Denn zu Infektionen kann es auch kommen, ohne dass multiresistente Keime mit im Spiel sind. Ein bis zwei Fälle gebe es auf 100 Operationen, sagt Chefarzt Dr. Michael Gehlen: „Damit liegen wir unter dem Bundesdurchschnitt.“ Im Jahr 2017 wurde nur eine MRSA-Infektion in Mechernich registriert, was die Beteiligten mit Stolz erfüllt.

Viele Maßnahmen werden bereits realisiert

Tägliche Hygieneprotokolle, eine Hygienekommission, ein jährlicher Hygienebericht, der von der Universität Bonn erstellt wird – viele Maßnahmen werden bereits realisiert. Nun wird Anfang 2019 ein Hygienefacharzt dazukommen, der das Antibiotikamanagement begleiten soll. „Wir hatten Glück, dass wir den bekommen haben, der Markt für diese Leute ist leergefegt“, so Gehlen.

Auch die Zentralsterilisation ist ein Baustein im Mechernicher Hygienemanagement. Kernstück ist die Verbindung zwischen dem 2015 eingerichteten Bereich und dem OP über einen Aufzug, mit dem die sauberen Instrumente gleich an den OP-Tisch geliefert und die benutzten mit einem separaten Aufzug zurückgebracht werden. „Die Instrumente müssen nicht mehr nach draußen“, beschreibt Thur den großen Vorteil.

Krankenhauskeime

Multiresistente Bakterien Methicillin-resistente Staphylococcus aureus sind unter dem Kürzel MRSA bekannt und werden landläufig auch als Krankenhauskeime bezeichnet. Eigentlich gehört Staphylococcus aureus zu der natürlichen Hautflora des Menschen. Rund 30 Prozent der Menschen tragen nach Einschätzung von Chefarzt Dr. Michael Gehlen dieses Bakterium. Das sei aber kein Problem, da es nicht aggressiv sei. Doch es könne, wenn die Haut verwundet sei, Infektionen verursachen.

Problematisch, sie wirksam zu bekämpfen, wird es, wenn die Staphylokokken resistent gegen Antibiotika sind. „Mittlerweile ist das Problem aber nicht mehr so groß, weil wir inzwischen mehr Ersatzantibiotika gegen die Staphylokokken einsetzen können“, so Gehlen. Das sei allerdings noch nicht bei allen multiresistenten Keimen der Fall, mit denen die Mediziner zu kämpfen haben. Eine weitere Klasse, die immer wieder schwere Infektionen verursacht, seien die sogenannten gram-negativen Bakterien.

Das beste Mittel gegen diese Bakterien ist, so betont Dr. Gehlen, sei eine fachgerechte Händehygiene mit Desinfektionsmitteln. Denn am häufigsten werden die Keime durch den Kontakt von Mensch zu Mensch zu übertragen, auch ist eine Übertragung über verunreinigte Gegenstände wie Türklinken möglich. (sev)

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