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Kardinal im GegenwindPeter Ratz knöpft sich mit Kunstwerk Erzbistum Köln vor

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An den Bischofsstab klammert sich der Edelstahl-Woelki im Gegenwind der Kritiker.

An den Bischofsstab klammert sich der Edelstahl-Woelki im Gegenwind der Kritiker.

Mechernich-Eiserfey – Mechernich-Eiserfey. Metallisch glänzt das Kardinalskleid in der Sonne. Erschrocken schlägt der Erzbischof, an seiner Nickelbrille unschwer zu identifizieren, die Hand vor die Stirn. Mit der anderen hält er sich krampfhaft am Bischofsstab fest, der so in der Mauer des Eiserfeyer Hofes steckt, dass er sich drehen kann wie eine Wetterfahne.

Peter Ratz strahlt in der Sonne wie das Edelstahlblech, das er für die Skulptur des Kardinals verwendet hat. „Gegenwind“ hat er sie genannt, eigentlich sogar „Gegenwind 2.0“, denn das Objekt ist eine neue Umsetzung eines bereits verwendeten Themas. „Gegenwind 1.0“ zeigte einen Mann, der sich im Wind an einen Baum klammert und ihn gleichzeitig aus einem kleinen Kännchen gießt.

„Diese Skulptur habe ich im November zweimal verkauft, und da habe ich mir gedacht, wenn das Thema so gut ankommt, dann mache ich doch ein neues“, erzählt er über die Entstehung des Werkes.

Alles zum Thema Rainer Maria Woelki

„Gegenwind 2.0“:

Doch statt die gleiche Figur zum dritten Mal zu produzieren, beschloss Ratz, die Ereignisse um den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki aufzugreifen und in einem Kunstwerk zu verarbeiten. Und so entstand „Gegenwind 2.0“: Kardinal Woelki, wie er dem Gegenwind ausgesetzt ist. „Ich will keine Hetze. Ich finde es nett, Bilder sprechen zu lassen“, sagt der 54-jährige Künstler.

Besuche

Wer die Kunst von Peter Ratz besichtigen will, muss Glück haben – oder einen Termin. „Eigentlich ist das Hoftor immer offen, wenn ich da bin“, sagt er. Offizielle Öffnungszeiten gibt es bei ihm nicht. Doch seitdem die Eifelschleifen-Wanderwege ausgeschildert seien und eine auch am Alten Weg in Eiserfey vorbeiführt, sei die Besucherzahl gestiegen. „Die Leute kommen einfach rein, oder ich bitte sie herein“, so Ratz.

Schon von der Straße aus können zahlreiche Skulpturen auf den Nachbargrundstücken bestaunt werden. Zum Beispiel steht da der „Pandemieoven“, ein überdimensionaler Beethovenkopf mit Maske, der 2020 in Bonn anlässlich des Beethovenjahres ausgestellt wurde.

Ein Termin kann online oder telefonisch, 0170/ 3470847, abgesprochen werden. (sev)

www.werkstatt-ley.de

Doch Mitleid habe er nicht mit dem Erzbischof. Ganz im Gegenteil: „Ich glaube ihm nicht, dass er als Geheimsekretär von Meisner gar nichts gewusst hat“, sagt Peter Ratz. Auch verstehe er nicht, dass Woelki nicht zurücktritt. „Er legt sich gegen alle Kritik und Anregungen quer, er ist mir zu konservativ“, stellt Ratz klar.

Rund 40 Kilo Edelstahlblech hat Ratz in der Skulptur verarbeitet. Etwa zwei Wochen hat er benötigt, um das Kunstwerk herzustellen. „Wenn man weiß, wie es geht, dauert es nicht so lange. Die ersten Figuren haben natürlich mehr Zeit erfordert“, gibt er zu.

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Eine Vielzahl der Figuren kann auf dem makellos restaurierten Gehöft neben der Eiserfeyer Kirche St. Wendelin besichtigt werden. Seltsame Vögel und Fantasiegestalten, Drachen und Ungeheuer besiedeln das weitläufige Grundstück. Und auch an den Mauern seines Hauses sind die Ergebnisse von Ratz’ offensichtlich unermüdlicher Fantasie zu bestaunen.

Die Zuneigung zu seiner neuesten Kreation und die heimliche Freude über die politische Botschaft, die er in das Objekt einfließen lassen konnte, ist kaum zu übersehen. „Ich finde das schön, wenn er sich da so im Wind dreht“, erzählt er.

Doch als professioneller Künstler ist Peter Ratz natürlich bereit, sich gegen einen entsprechenden Obolus von dem stählernen Kardinal zu trennen. Rund 5000 Euro müsste ein Fan anlegen, um die Skulptur zu erwerben.

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