Kinderzug an Weiberfastnacht1000 jecke Pänz zogen durch Kommern

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Die „Achterbahn“, die vor vier Jahren im Kinderzoch Premiere hatte, war in diesem Jahr wieder mit dabei.

Die „Achterbahn“, die vor vier Jahren im Kinderzoch Premiere hatte, war in diesem Jahr wieder mit dabei.

Mechernich-Kommern – Handschuhe und Mütze durften im Schrank bleiben, und auch der Regenschirm war überflüssig. Selten hat ein Motto so perfekt zum Zoch-Jeföhl gepasst, wie Donnerstagvormittag in Kommern: „Wenn Wieverdaach de Kinderzoch kütt, öss och de Frühling net mieh witt“. Während wärmende Sonnenstrahlen auf die Kölner Straße fielen und die Jecke am Wegesrand reihenweise die Jacken öffneten, regnete es vom Himmel nichts als bunte Kamelle.

Lehrer Frank Drehsen, der im Jahr eins nach Willy Gemünd die Zugleitung übernommen hatte, konnte knapp 1000 Teilnehmer vermelden. Und die hatten sich einiges einfallen lassen, um vor dem närrischen Publikum am Bleibach ein kunterbuntes Bild abzugeben.

Neben gelben Emojis (Klasse 4a), braun-weißen Steinzeitmenschen (3a), bunten Bleistiften (1c), schwarz-weißen Dalmatinern (2b), gestreiften Tigerenten (1a) und blumigen Hippies (GAT) schwirrten auch blaue Krümelmonster (Awo-Kindergarten Kommern), lilafarbene Hexen und Zauberer (Katholischer Kindergarten Kommern), bunt gefiederte Indianer (Waldkindergarten Zwergenwald) und weiße Himmelswesen durch den Ort.

Die Regenbogen-Wolkengebilde vom Betriebskindergarten des Kreiskrankenhauses Mechernich stachen durch ihre ausladenden Tüll-Konstruktionen besonders ins Auge. Ein echter Blickfang war auch die Achterbahn, die vor vier Jahren ihre Premiere beim Kinderzug gefeiert hatte und zur Freude der Zuschauer in dieser Session noch einmal kräftig Fahrt auf Kommerns Straßen aufnahm.

Der bunte Clown-Express der Klasse 3c hatte es ganz schön in sich, alle hundert Meter kam die Ansage von Lehrerin Tanja Feuser: „Anschnallen und festhalten bitte. Die Fahrt geht los!“ Nicht auszumachen, wer daraufhin lauter kreischte – die Achterbahn-Insassen oder die Jecke am Straßenrand.

Opa hat geholfen

Ein handwerklich versierter Opa habe den Kindern bei der Achterbahn-Konstruktion geholfen, berichtete Tanja Feuser dieser Zeitung. Ein solches Glück hat nicht jeder. Es sei gar nicht so einfach, ein fantasievolles Gruppenkostüm für kleines Geld zu finden, meinte Lehrerin Maria Schneider, die mit ihrer Klasse 4b als Taucher durch Kommern schnorchelte.

Eine Mutter habe die witzige Idee zufällig auf einer kreativen Internetseite entdeckt. „Die Kinder waren sofort hin und weg davon. Und das Tollste: Die blauen Taucheranzüge mitsamt Sauerstoff-Flaschen haben nur fünf Euro gekostet, und alles ist selbst gebastelt.“ Selbst gefertigt waren auch die Kostüme der Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Mechernich, die sich als Thema den Nationalpark Eifel auf die Fahnen geschrieben hatten. Neben komischen Käuzchen flatterten Fledermäuse, Eulen und Insekten durch Kommern, gefolgt von Rehen, Luchsen und Eseln, die von streng dreinblickenden Waldarbeitern beaufsichtigt wurden. „Hilfe, wir sterben aus!“ hatten die Kinder der Klasse 5f auf ihre Plakate geschrieben, um an das fortschreitende Insektensterben zu erinnern – was ihrem Aufmarsch einen Hauch von Demo-Feeling verlieh.

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Für Lena Poth aus Nettersheim war die Vielfältigkeit beim Kommerner Kinderzug eine echte Überraschung. „Super schön hier!“, befand die junge Mutter, während Söhnchen Felix und Tochter Franziska das närrische Treiben aus dem Doppel-Kinderwagen heraus mit großen Augen bestaunten.

Julia Latz aus Mechernich hatte ihre Freundin auf das karnevalistische Großereignis hingewiesen. Möglich, dass deren Töchterchen Leonie mit ihren sieben Wochen die jüngste Zuschauerin auf der Kölner Straße war.

Warum der Kinderzug in diesem Jahr etwas früher losmarschiert war, verriet die Kommerner Grundschulleiterin Maria Cloot-Schmich (siehe auch Interview „Ich bin voller Vorfreude“): „An der Bürgerhalle findet noch eine große Ordensverleihung statt. Rund 40 Orden werde ich an die Verantwortlichen der teilnehmenden Schulen und Kindergärten übergeben, sowie an die Musikzüge, die uns freundlicherweise seit Jahren begleiten, das Deutsche Rote Kreuz und zahlreiche andere Unterstützer des Kinderzuges, wie zum Beispiel der Dorfverschönerungsverein.“

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