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Nachbarschaftshilfe in MechernichViele Helfer, aber wenig Anfragen

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Gehen den älteren Mitbürgern in Weyer zur Hand: Annika Breuer (v.r.), Alwin Stolze und Jennifer Wassong.

Gehen den älteren Mitbürgern in Weyer zur Hand: Annika Breuer (v.r.), Alwin Stolze und Jennifer Wassong.

Mechernich – Auch in den Dörfern im Stadtgebiet Mechernich werden immer mehr freiwillige Einkaufsdienste für ältere oder immobile Mitbürger aufgebaut. Überall ist die Bereitschaft solche Einkaufs- oder Apothekenfahrten zu übernehmen groß – doch die Zahl der Bedürftigen, die um diese für sie kostenlos Hilfe bitten, ist noch gering. In Weyer ist Ortsvorsteher und Vereinskartellvorsitzender Björn Wassong seit ein paar Tagen „von einer regelrechten Welle an Menschen überwältigt, die solche Einkaufsfahrten übernehmen wollen“, wie er offen zugibt. „Mittlerweile sind es schon an die 40, die helfen wollen“, so Ehefrau Jennifer, die den Telefondienst übernommen hat. Sie selbst ist derzeit in Kurzarbeit.

Einerseits eine große Hilfsbereitschaft – doch die, für die das alles gedacht ist, halten sich auch in Weyer noch zurück. Ältere Mitbürger, die zur Hauptrisikogruppe gehörten, so Wassong, würden sich anscheinend denken, dass sie noch selber zum Verbrauchermarkt fahren könnten. Die Menschen setzten sich so einem unnötigen Infektionsrisiko aus.

Aus Scham nicht melden

„Oder sie melden sich einfach nicht aus Scham, weil sie nicht fremde Hilfe in Anspruch nehmen wollen“, glaubt Alwin Stolze aus Weyer. Er hat wie die anderen Freiwilligen über eine WhatsApp-Gruppe im Dorf und durch an alle Haushalte verteilte Handzettel von dem Hilfsangebot erfahren. „Ich bin im Home-Office, und nach Feierabend kann ich Fahrten übernehmen“, so Stolze. Dann steht auch Annika Breuer bereit, die durch eine Facebook-Gruppe aus Weyer auf das kostenlose Hilfsangebot aufmerksam wurde und sich spontan bei Ortsvorsteher Wassong gemeldet hat.

„Ich mache das, weil man in der Corona-Krise helfen muss“, so Breuer. Sie hat ohnehin schon mit einem Einkaufsservice für ihre Großeltern in Weyer begonnen. Als Freiwillige würde sie auch Betroffene in Urfey mitbetreuen.

Auch in der Nachbarschaft, für die Dörfer Eiserfey, Dreimühlen und Vollem, ist ein solcher Einkaufsservice für ältere Mitbürger, Menschen mit Vorerkrankungen, die den Schutz der Wohnung oder des Hauses nicht verlassen sollen, oder immobile Menschen seit dem vergangenen Wochenende geplant.

Viele Fahrer vor Ort

„Wir haben schon eine ganze Reihe von Fahrern, die helfen wollen, vor allem auch aus den Reihen der Jüngeren“, freut sich Stephan Wiegmann, Vorsitzender des Bürgervereins Eiserfey. Allein aus einem Eiserfeyer Freundeskreis meldeten sich schon vier Fahrer, die startbereit sind. Auch hier allerdings dauert es wohl einige Zeit, bis sich bei den Bedürftigen das kostenlose Angebot herumgesprochen hat.

Wie können Helfer Sammeleinkäufe tätigen?

Vermehrt fragen freiwillige Helfer, die kostenlose Einkaufsfahrten für Bedürftige in ihrer Nachbarschaft übernehmen wollen, wie sie die Einkaufslisten abarbeiten können. Viele Supermärkte verweigern Einkäufe über den privaten Bedarf eines Haushaltes hinaus.

Das könnte etwa Grundnahrungsmittel wie Mehl, Milch, Butter oder Toilettenpapier betreffen, aber auch Brot oder Backwaren. „Wir schlagen den Initiatoren der Einkaufsdienste vor, ein entsprechendes Formblatt zu entwickeln, dass sie ihren Fahrern mitgeben“, so Hans-Peter Kern, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Mechernich.

Das Papier sollte eine unterschriebene Vollmacht vom Hilfebedürftigen enthalten mit Datum und Liste der Lebensmittel, die benötigt werden, so Kerns Tipp. Etwas „Offizielles“ vonseiten der Stadt werde es dagegen nicht geben, schon um Trittbrettfahrer zu vermeiden. „Wir können aber mit den Supermarktbetreibern sprechen, dass es solche Vollmachten für Einkaufsfahrten geben wird“, so sein Angebot. (sli)

In Glehn, bei Bedarf auch aber auch für Eicks, Floisdorf, Berg und Hostel, hat Ortsvorsteher Karl-Heinz Seeliger über eine Gruppe bei Facebook und auf WhatsApp Ähnliches erreicht wie in Weyer und in Eiserfey. Schon acht freiwillige Fahrer waren es am vergangenen Freitag. Die Zahl dürfte wie in vielen der 44 Stadtteile von Mechernich übers Wochenende weiter gestiegen sein.

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Vermutlich auch in Kommern und Gehn, wo Nicole Reipen, CDU-Stadtratsmitglied aus Kommern, einen Fahrdienst aufgebaut hat. „In diesen Zeiten muss die Bevölkerung zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen“, so ihr Appell, auf den hin sich Mitbürger, die als Einkaufsfahrer helfen wollen, bei ihr gemeldet haben.

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