Neue BestattungskulturTrauerhallen in Mechernich kaum noch genutzt

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Wird immer seltener für Abschiedszeremonien genutzt: Die Friedhofshalle auf dem Mechernicher Friedhof. Ähnlich sieht es bei den anderen Trauerhallen im Stadtgebiet aus. Neue Ideen sind gefragt.

Wird immer seltener für Abschiedszeremonien genutzt: Die Friedhofshalle auf dem Mechernicher Friedhof. Ähnlich sieht es bei den anderen Trauerhallen im Stadtgebiet aus. Neue Ideen sind gefragt.

Mechernich – Vor der Tür der Trauerhalle auf dem Mechernicher Friedhof liegt trockenes Laub. Drinnen ist es dunkel und kühl. In einem Halbkreis stehen ein paar Stühle, in einer Ecke eine kleine Orgel. „Dahinter sind noch weitere Räume“, sagt Christian Habrich und deutet auf eine Tür. Seine Stimme hallt durch den ganzen Raum.

Immer seltener finde hier eine Abschiedszeremonie für eine Beerdigung statt, berichtet er draußen in der Sonne. Habrich arbeitet für die Friedhofsverwaltung. Etwa 250 Bestattungen finden seiner Aussage zufolge pro Jahr im gesamten Stadtgebiet statt. Bei nur rund 70 werde aber eine der städtischen Friedhofshallen genutzt. 16 Stück gibt es davon. Die in Mechernich sei mit rund 300 Quadratmetern die größte und werde auch noch am häufigsten genutzt, sagt Habrich. Darin enthalten seien neben der eigentlichen Trauerhalle, Räume für Bestatter und Utensilien, Toiletten sowie ein knapp 100 Quadratmeter großer Schuppen.

Kleinste Halle in Harzheim

Die kleinste Friedhofshalle steht in Harzheim und ist nur etwa 42 Quadratmeter groß. Bei den kleinen Hallen in den Ortsteilen komme es vor, dass die Halle nur ein oder zwei Mal im Jahr genutzt werde, berichtet Habrich. Ein Problem, denn die Stadt muss die Gebäude weiterhin unterhalten. Bürgermeister Hans-Peter Schick hat deshalb die Ortsvorsteher bei einer Konferenz im Juni gebeten, sich einmal Gedanken über neue Nutzungsmöglichkeiten zu machen.

In Bleibuir sei inzwischen beispielsweise ein Raum eingerichtet worden, in dem Gießkannen und andere Utensilien gelagert werden, die von allen Friedhofsbesuchern benutzt werden können, weiß Habrich. Denkbar sei auch, in den Hallen Urnengrabstellen einzurichten. Nur werden die Flächen auf dem Friedhof eh schon immer löchriger, erklärt er. Mehr Urnenbestattungen führten dazu, dass mehr Grabstellen auf den Friedhöfen frei blieben.

Neue Ideen für Hallen

Für die Hallen sind alternative Ideen gefragt. „Ich bin für Vorschläge gerne offen“, sagt Habrich. Dass die Hallen kaum noch genutzt werden, liegt in seinen Augen an verschiedenen Gründen. Zum einen haben inzwischen viele Bestatter eigene Trauerhallen, sagt er. Zum anderen habe sich die Bestattungskultur verändert. Heute gebe es deutlich mehr Feuerbestattungen. Die klassische Aufbahrung des Sargs in der Friedhofshalle falle somit weg.

Beate Ohles bestätigt das. Sie ist Inhaberin des gleichnamigen Bestattungsunternehmens, und das bereits in der dritten Generation. Früher sei bei einer Sarg-Bestattung klar gewesen, dass der Sarg in der Friedhofshalle aufgebahrt werde und man anschließend zum Friedhof gehe. Heute sei das anders. „Es finden lange nicht mehr alle Beerdigungen auf dem Friedhof statt“, sagt sie. Der Friedwald sei eine beliebte Alternative, und dort gebe es eigene Möglichkeiten für eine Abschiedszeremonie.

Bestattungskultur verändert sich

Bei christlichen Beerdigungen werde Sarg oder Urne inzwischen häufig direkt in der Kirche aufgebahrt. Oder die Angehörigen nehmen die Trauerhalle der Bestatter in Anspruch. Auch Beate Ohles bietet so etwas an. Den „einen“ Grund, warum die Friedhofshallen weniger genutzt werden, kann sie nicht nennen. Es sei vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Aktuell könnten die Hallen beispielsweise aufgrund der Corona-Pandemie kaum genutzt werden.

Sie sieht auch einen Grund im Zustand der Hallen. Sie seien nicht mehr so schön wie früher, nur wenig gepflegt und unbeheizt. Letzteres führe gerade im Winter dazu, dass viele einen anderen Ort wählten.

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Auch Habrich sieht dort ein Problem. An den Hallen werde oft nur das Nötigste gemacht, für mehr sei einfach kein Geld da. Sonst müsse man die Gebühren erhöhen, aber dann wählten sicherlich noch weniger Menschen die Friedhofshalle für die Abschiedszeremonie. Ein Teufelskreis.

Ideen, die Hallen anderweitig zu nutzen, höre er daher gern. Nur müsse das auch zum Ort passen. Er habe schon eine Anfrage für eine Halloween-Party in einer der Friedhofshallen bekommen. „Das muss ja nicht unbedingt sein“, sagt er. Es solle trotz allem pietätvoll bleiben.

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