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SpatenstichSo soll Europas modernste Molkerei in Obergartzem aussehen

Lesezeit 4 Minuten
Hochwald Molkerei2

Das wird gewaltig: Peter Manderfeld, Vorstandsvorsitzender der Hochwald Milch eG, vor einer Projektion der Molkerei im Gewerbegebiet Obergartzem. 

  • Erster Spatenstich in Obergartzem: Hochwald Foods GmbH baut für 200 Millionen Euro die modernste Molkerei in Europa.
  • Alle Infos und Zahlen zu dem rekordverdächtigen Projekt finden Sie bei uns.

Obergartzem – Für eine der größten Gewerbeansiedlungen der letzten Jahrzehnte im Stadtgebiet Mechernich erfolgte jetzt der erste Spatenstich: Circa 200 Millionen Euro will die Hochwald Foods GmbH (Thalfang, Reinland-Pfalz) in eine neue Molkerei auf der grünen Wiese des Gewerbegebietes Obergartzem investieren.

Die Herren und eine Dame – NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser – hatten es mit dem symbolischen ersten Spatenstich eilig: Es regnete in Strömen – was bei den anschließenden Grußworten im Zelt als gutes Omen gesehen wurde. „Kühe brauchen Wasser“, so Landrat Günter Rosenke zu denjenigen, die für das, was hinter den „Spatenstechern“ jetzt entstehen soll, schließlich den Grundstoff liefern werden: Milch für eine Molkerei.

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Rosenke wie Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick war die Freude und auch der Stolz über die zuvor per Erdaushub ins Werk gesetzte 200-Millionen-Euro-Investition für die neue Molkerei der Hochwald Foods GmbH deutlich anzumerken.

„Eine solche Investition im ländlichen Raum kommt nur alle Jahrzehnte mal vor“, so Rosenke. Dafür musste für Teile des 15 Hektar großen Baugeländes überhaupt erst ein Flächennutzungsplan erstellt werden –für „Europas modernste Molkerei zur Herstellung von haltbaren Milchprodukten“, so der Vorstandsvorsitzende der Hochwald Milch eG, Peter Manderfeld. Die Genossenschaft führt die Geschäfte vor Ort für die übergeordnete GmbH.

4,5 Hektar der 15 werden für die eigentlichen Produktionshallen benötigt, so die Pläne. Ab Herbst 2021 sollen dann jährlich mehr als 800 Millionen Milchprodukte hergestellt werden. Bis zu 2,5 Millionen Liter Milch können pro Tag verarbeitet werden.

7000 Lkw-Ladungen Erdreich werden bewegt

Schon der Bau selbst wird Rekordverdächtiges zeigen: Um den geringen Höhenunterschied von zehn Metern auf dem Baugelände auszugleichen, müssen in den kommenden Monaten 7000 Lkw-Ladungen Erdreich bewegt werden. Danach werden 6800 Tonnen Stahl für die Gebäudebewehrung nötig sein und alleine 7700 Kubikmeter Beton für die Bodenplatte des geplanten Hochregallagers. Es wird eine neue, weithin sichtbare Landmarke in Obergartzem werden. In der Spitze werden „über 600 Mitarbeiter der verschiedenen Gewerke auf der Baustelle beschäftigt sein“, so Generalplaner Klaus Schleiminger.

„Aus der Eifel für die Welt“, meinte Hochwald-Genossenschaftsvorstand Peter Manderfeld zur Ansiedlung in Obergartzem, die praktische unternehmerische Gründe hat: Der Standort liegt nahe der Autobahn, was eine gute Erreichbarkeit der wichtigen Märkte an Rhein und Ruhr wie die tägliche Milchanlieferung über die Sammelwagen ermöglicht. 1250 der bei Hochwald unter Vertrag stehenden Milchbauern aus der Eifel, dem Bergischen Land oder vom Niederrhein werden so nach Obergartzem liefern.

Vor der Investition waren allerdings bei den Milchbauern, die als Genossen Anteilseigner der Hochwald eG sind, Widerstände zu überwinden. Darauf wies Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes und Vize-Präsident der deutschen Landwirtevereinigung, hin. Man habe aber am Ende „zu 96 Prozent“ Zustimmung zum Neubau erhalten, der Teil des „Hochwald 2020“-Konzeptes der Großmolkerei ist.

Eine Million Liter Trinkwasser pro Jahr

Für Landrat Rosenke und Bürgermeister Schick natürlich eine richtige Entscheidung, auch wenn sie nicht ganz unproblematisch war. Denn die neue Molkerei benötigt bis zu eine Million Liter Trinkwasser pro Jahr. Aus welchen Brunnen nehmen in einer zwischen Zülpich und Mechernich besonders trockenen Region, nimmt man die jährliche Niederschlagsmenge „von 550 bis 570 Millimetern pro Quadratmeter“, so Schick, zum Maßstab.

Das sprengte die Kapazitäten des zuständigen Verbandswasserwerkes Euskirchen, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Mechernichs Bürgermeister ist, denn „der größte Brunnen, den wir haben, in Oberelvenich, hat einen problematischen Boden. Hier müssen wir die Nitratbelastung im Auge haben.“ Also mussten die Kollegen vom Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal aushelfen. Von Euskirchen kommend wird nun bis nach Obergartzem sogar eine neue Wasserleitung gebaut.

Bei den von der Hochwald eG avisierten 250 neuen Arbeitsplätzen in Obergartzem handelt es sich bei genauerer Sicht „nur um die 50“, so Peter Manderfeld. Der Großteil der Mitarbeiter wechselt schlicht von der jetzigen Molkerei in Erftstadt, die dann geschlossen wird.

Um Fachkräfte zu finden, bot Landrat Günter Rosenke die Hilfe der Wirtschaftsförderer der Kreisverwaltung an. Rosenke ist sich sicher, „dass die Molkerei auch neue Arbeitsplätze bei Zulieferern und Kooperationspartnern nach sich ziehen wird.“ Für die Stadt Mechernich steht jetzt schon fest: „Das wird nach der Deutschen Mechatronics der zweitgrößte gewerbliche Arbeitgeber bei uns“, so Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.

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