Nach aufwendiger ReparaturBarocke König-Orgel wird in Steinfeld wieder bespielt

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Michael Pützer kennt sich aus.

Michael Pützer kennt sich aus.

Kall-Steinfeld – Einen ungewöhnlichen Blick bot in den vergangenen Wochen die König-Orgel in der Steinfelder Basilika. Gleich von drei Seiten konnte man auf der Empore in die Mechanik des historischen Instruments von 1727 schauen. Denn an und in der Orgel wurden Reinigungs- und Reparaturarbeiten gemacht. Nun ist die König-Orgel wieder spielbereit und wartet auf ihren Einsatz.

Vor allem die Spieltraktur wurde bei den Arbeiten überholt. Das war zuletzt 1999 passiert. Die letzte umfangreiche Restaurierung der Orgel liegt bereits rund 40 Jahre zurück.

Filigrane Holz-Stangen

An der Stirnseite, wo sich sonst die drei Manuale mit den Tasten befinden, waren im Zuge der Überarbeitung lauter filigrane Holz-Stangen sichtbar. „Das sind unter anderem die Verbindungen, womit die Pfeifen über die drei Manuale und das Pedal angesteuert werden“, erklärt Michael Pützer, Organist sowie Kirchenmusiker der Gemeinschaft der Gemeinden Heiliger Hermann-Josef.

Die Trakturwinkel seien über die Jahre ausgeschlagen und mussten neu justiert werden. Zudem, und das war das größere Problem, hatten sich die Tasten durch den jahrelangen Gebrauch abgenutzt. Eine ungleiche Tastenhöhe und ein unzuverlässiger, unregelmäßiger Anschlag der einzelnen Töne oder gar Tonaussetzer waren die Folge. Das machte ein Spielen auf dem Instrument nicht unmöglich, erschwerte es aber erheblich, wie Pützer erläutert.

„Das ist so, als wenn man ein Auto 20 Jahre nicht in die Werkstatt gibt“, sagt er scherzhaft. Doch da regelmäßig auch namhafte Musiker zu Gast in der Basilika seien, müsse das Instrument in einem vernünftigen Zustand sein. Bisher mussten sich die Organisten vor dem Konzert beim Einspielen immer ausgiebig mit der König-Orgel beschäftigen, um sich mit deren Besonderheiten vertraut zu machen. „Man muss fit sein, um auf dieser Orgel spielen zu können“, weiß Pützer.

Dreimonatige Reparatur

Drei Monate dauerte die Überholung des Instruments. Zeitaufwendig sei zum Beispiel die Erneuerung des Tastenbelags – im Fall der König-Orgel handelt es sich um Rinderknochen. Denn nachdem die Tasten neu belegt sind, müssen sie laut Orgelbauer Frank Weimbs noch rund drei Wochen aushärten.

Neben den Reparaturen wurde die Orgel auch vom Schimmel befreit, der sich im Inneren des Instruments auf den Oberflächen gebildet hatte. „Der Schimmel ist nicht schädlich, er greift aber das Holz und die Filze an“, so Pützer. Untersuchungen hatten laut dem Orgelbauer aus Hellenthal ergeben, dass dieser so gering in der Luft zu finden sei, das er weder für den Spieler, noch für die Handwerker oder die Gläubigen gesundheitsgefährdend sei. Der Schimmelbefall betreffe jedoch nicht nur die Orgel, sondern die gesamte Basilika. Das hänge mit den Temperaturschwankungen und einer hohen Luftfeuchtigkeit zusammen, erläutert Pützer: „Da würde nur eine intelligente Belüftungsanlage helfen.“

20 000 Euro kostete die aktuelle Überholung des Instruments. Finanziert wurde die Summe unter anderem mithilfe von Spenden. Eine Komplettreinigung der Orgel, bei der sämtliche Pfeifen ausgebaut und in einem Spezialbad gereinigt werden, kostet rund 80 000 Euro. Darauf, so Pützer, arbeite man hin. Denn vom Bistum gebe es keine Zuschüsse und alleine könne die Pfarre das Geld nicht aufbringen. Spendenaufrufe oder neue Projekte, wie die angedachten Orgelführungen in Zusammenarbeit mit dem Gästehaus in Steinfeld sollen da unterstützen. „Wir sind guter Dinge, dass wir den Betrag zusammenbekommen“, sagt Pützer.

Hellenthaler Orgelbaubetrieb

Die Arbeiten an der König-Orgel wurden in der Hauptsache vom Hellenthaler Orgelbaubetrieb Weimbs durchgeführt. Dieser sorgte bis zur Einstellung der Gottesdienste aufgrund der Corona-Krise auch dafür, dass die Gläubigen nicht auf Musik verzichten mussten, solange die große Orgel überarbeitet wurde. „Dafür war die kleinere Chororgel im Einsatz“, erklärt Pützer. Das Instrument, das ein wenig unscheinbar rechts neben dem Altar in einer Nische zu finden ist, sei das Meisterstück von Frank Weimbs.

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Jetzt, nach der Fertigstellung, könnte die historische König-Orgel wieder die Gottesdienste in der Basilika musikalisch begleiten. Die Genauigkeit beim Orgelspiel sei nun auf einem sehr hohen Niveau, freut sich Pützer. Doch die Messen sind wegen des Coronavirus nicht gestattet. Am kommenden Samstag, 18. April, soll das Instrument aber dennoch wieder erklingen: Beim Live-Stream, der um 18 Uhr im Internet zu sehen sein wird.

www.gdg-steinfeld.de

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